Die Kronacher Bürgerwehr

Die Kronacher Bürgerwehr
Geschichte und Aktivitäten

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Abordnung der Kronacher Bürgerwehr im Rathaus Coburg

2007 © Ulrich Göpfert

Coburg/Kronach
Anlässlich der „Coburger Museumsnacht 2007“ lernte ich beim Besuch des Coburger Rathauses eine Abordnung der Kronacher Bürgerwehr kennen. Dabei konnte ich einiges über diese traditionsreiche Bürgerwehr und ihren Aktivitäten in Erfahrung bringen. Heute berichte ich in einem Beitrag darüber.

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Das Foto zeigt die offizielle Übergabe der Schützenkette an den neuen Schützenkönig 2007.
In der Bildmitte, hintere Reihe: 1. Bürgermeister Manfred Raum

2007 © Martin Süßmann (Kronacher Bürgerwehr)

Aus der Geschichte
Die Stadt Kronach war früher, wie jede andere menschliche Gemeinschaft, darauf angewiesen, sich zu verteidigen. Deshalb wurden schon sehr früh entsprechende Gruppen aus wehrfähigen Bürgern gebildet. Wie diese „Bürgerwehr“ in Kronach organisiert war, kann nicht mehr genau nachvollzogen werden. Zu spärlich sind die Quellen aus dem Mittelalter.

Sicher belegt sind jedoch die „Stadtschützen“
In der einzigen erhaltenen Stadtrechnung aus dem Spätmittelalter werden sie mehrfach aufgeführt. Diese Bürgermeisterrechnung aus dem Jahr 1444 bezeugt auch, dass die Schützen schon gut organisiert und ein wichtiger Bestandteil des Stadtlebens waren. Aus Anlass der jährlichen Bestätigung durch den Rat wurde ihnen die Zeche bezahlt.

Neben einem festgesetzten Schießgeld für jeden Sonntag im Sommerhalbjahr erhielten sie auch Zehrgeld für den Besuch auswärtiger Schießen. Interessant ist der Eintrag anlässlich des Fronleichnamsfestes. Ein Teil der Stadtschützen bewachte die Stadttore, die anderen begleiteten den Pfarrer mit dem Allerheiligsten. Es ist ausdrücklich vermerkt, dass die Prozession um die Stadt ging und die Männer Harnisch getragen haben.

Besser sind wir über den „Ausschuss“ seit Beginn des 17. Jahrhunderts unterrichtet:
Während des Dreißigjährigen Krieges gab es in Kronach eine, später zwei Ausschuss-Kompanien. Neben den Bürgern der Stadt wurden auch Dorfbewohner aus der Hauptmannschaft Kronach zum Dienst herangezogen. Dieser Ausschuss, eine Art Landwehr, galt aber als wenig zuverlässig, da die Auswärtigen bei Gefahr oft davon liefen. (Anmerkung: „sie gaben „Fersengeld“). Die Stadt war deshalb zu ihrer Verteidigung meist auf die eigenen Bewohner angewiesen.

Im Laufe der Zeit bildete sich die Schützenkompanie als fester Bestandteil innerhalb der Stadt heraus:
Die sonntäglichen Übungsschießen gehörten ebenso zum Leben in der Stadt, wie die Auflagen zur Waffenbeschaffung bei Bürgeraufnahmen. Beim jährlichen Freischießen erhielt der Gewinner das Recht, ein Gebräu Bier herzustellen, ohne dafür das übliche Umgeld (Steuer) zahlen zu müssen.

Während des Siebenjährigen Krieges (von 1756 bis 1763) wurde eine Bürgerliche Artillerie-Kompanie gebildet. Zum Hauptmann wurde der Bürgermeister Titus, zum Stücklieutnant Franz Wagner bestellt. Korporal wurde Conrad Hofmann, der auch die von der Stadt beschafften Artilleriebestecke in Verwahrung hatte. Die „Kunstabler“ (Kanoniere) waren wachfrei, der Korporal wach- und fronfrei. Ausgenommen war die Nachtwache. Die Bürgerartillerie versah den Dienst an den Geschützen in den Stadttürmen und im Neuen Werk.

Bei der Übernahme durch Bayern im Jahr 1803 bestand die bürgerliche Artillerie aus dem Korporal Voitländer und 21 Gemeinen. Sie wurden zum Dienst auf der Festung Rosenberg herangezogen.

Neben den bereits erwähnten Wachen und der Ausgestaltung von Festen wurden die wehrfähigen Männer der Stadt auch zu verschiedenen anderen Anlässen herangezogen. Bei den Huldigungsfahrten des Landesherrn und Besuchen durch hochgestellte Persönlichkeiten wurden sie ebenso gebraucht wie zum Streifen gegen Vagabunden und Räuber.

Im Jahr 1808 trat an die Stelle der Bürgerwehr das Landwehrbataillon. In Kriegszeiten wurde wiederum eine Bürgerwehr gebildet, da das Landwehrbataillon zum Heeresdienst herangezogen wurde.


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Ehrenmajor Hans Eichner
2007 © Martin Süßmann (Kronacher Bürgerwehr)

1976 wurde die Bürgerwehr durch den damaligen Ersten Bürgermeister Baptist Hempfling und den späteren Kommandanten Hans Eichner wiederbelebt. Zur Uniformierung wurde auf Vorbilder aus der Zeit um 1760 zurückgegriffen. Diese Uniformen sind auf einer Reihe von Schießscheiben aus dieser Zeit abgebildet.

Da Kronach zum Fürstbistum Bamberg gehörte, stellen die grün-gelben Uniformen die Schützen der fränkischen Kreistruppen der Zeit in Kronach dar, die blau-roten dagegen tragen die der auf der Festung Rosenberg stationierten Artilleristen.

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Gemütliches Beisammensein
2007 © Martin Süßmann (Kronacher Bürgerwehr)

Aktivitäten der Bürgerwehr Kronach
Die Bürgerwehr trifft sich regelmäßig auf der Festung Rosenberg. Termine erhalten Sie auf der Webpräsenz online unter www.hist-buergerwehr-kronach.de

Hierbei werden Vorträge zu bestimmten Themen (Kronacher Geschichte, Pulverkunde, Kronacher Schießscheiben u.ä.) gehalten und außerdem die anderen Aktivitäten der „Fürstbischöflichen Bambergischen Schützen- und Artilleriekompagnie zu Cronach“ besprochen. Dies sind vor allem Teilnahme und Mitgestaltung der Feste in Kronach (z.B. Historisches Stadtfest), aber auch Fahrten zu Veranstaltungen anderer Gruppierungen in Bayern, Baden und Württemberg oder dem benachbarten Ausland (Ungarn, Partnerkompagnie Kiskunhalas), um Kontakte zu pflegen. In den Jahren 1994 bis 1996 baute die Kompagnie eine Kanone, eine zweite entstand 2007.

Die Kompagnie besteht heute aus den Schützen, der Artillerie, dem Musikcorps und den Marketenderinnen. Sie ist häufig auf verschiedenen Treffen in ganz Europa vertreten und hat selbst schon mehrere Bayerische Bürger- und Landwehrtreffen in Kronach organisiert.

Die „Fürstbischöfliche Bambergische Schützen- und Artilleriekompagnie zu Cronach“ ist Mitglied im Bund Historischer Bürger- und Landwehren in Bayern und in der Union der Europäischen Wehrhistorischen Gruppen.

Mehr Informationen erhalten Sie online unter
www.hist-buergerwehr-kronach.de

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