Wein und Bier aus Franken

Wein und Bier aus Franken
Weinreben und Hopfen und Malz - Gott erhalt`s

Studiert man Wanderkarten unserer Coburger Heimat, so findet man einen Weinberg bei Mönchröden, einen bei Gestungshausen, einen zwischen Weitramsdorf und Gemünda dicht an der ehemaligen Grenze zu Thüringen und einen bei Gompertshausen unweit von Heldburg nahe der Quelle der fränkischen Saale. In Coburg spazieren wir die Weinstraße hinauf zur Veste und das Dorf Weingarten bei Lichtenfels ist uns nicht unbekannt. Diese Namen sind der sichere Beweis dafür, dass in unserer Gegend früher Wein angebaut wurde.


Goldberghäuschen von Friedrich Rückert in Neuses am Goldberg
Foto: 2015 © Ulrich Göpfert

Und lesen wir die folgenden u. a. Verse aus dem Gedicht von Friedrich Rückert: "Abschied von Neuses", dann muss es auch einmal einen Weingarten am Hang des Goldberges bei Neuses gegeben haben:


Am Goldberg in Neuses mit Blick auf Schloss Callenberg
Foto: 2015 © Ulrich Göpfert

"Wo der Goldberg seine Halde sanft zum Mittagsstrahle kehrt und die Stirn mit Eichenwalde gegen Nord und Ost bewehrt, dort, wo spärlich goldne Ähren wachsen, wächst ein edler Wein. Den als Sonnenkind gebären Wunder ähnlich Sand und Stein. Dort im selbstgepflanzten Garten - wenn zur Wahrheit wird ein Traum - will ich meiner Reben warten und mir pressen Purpurschaum". Hoffentlich ist der "Purpurschaum" nicht zu herb ausgefallen. Dass früher in der Nähe verschiedener Dörfer des Coburger Landes Weinbauanlagen bestanden haben, kann der aufmerksame Beobachter an stufenförmigen Südhängen feststellen.

Dies ist der Fall auf der Anhöhe zwischen Weidach und Weitramsdorf, am Südhang des Sandberges bei Ahorn und beim Eckardtsberg in Coburg, um nur einige Beispiele zu nennen. Wie Tobias Quarck in einem seiner Aufsätze schreibt, soll es sogar nach einer Urkunde aus dem Jahr 1542 am Georgenberg bei Bad Rodach Weingärten gegeben haben. In Coburg am Judenberg, oberhalb des leider seit vielen Jahrzehnten zugeschütteten Brünnleins im ehemaligen Baumsgarten wurden nach 1827 neue Weinstöcke angepflanzt. Die Anlage hat aber nur wenige Jahre bestanden.

Zu den wenigen Weingärten, die bis zur Mitte des vorletzten Jahrhunderts in Coburg erhalten waren, zählte der herzogliche Weingarten unterhalb der Veste am Südhang des Berges. Der Festungswirt Bart, der in den 70iger Jahren des vorletzten Jahrhunderts noch lebte, war der letzte Träger des Titels "Herzoglicher Weingärtner". Was die Güte des in Coburg angebauten Weines betrifft, so würde diese den heutigen Ansprüchen nicht genügen. Früher aber war man den etwas herberen Geschmack des Coburger Weines gewohnt und freute sich, wenn es einmal einen guten Jahrgang gab.

Begeben wir uns jetzt auf Spurensuche nach dem Coburger Bier. Dazu blättern wir zunächst einmal in den Jahrbüchern der Herzoglich Sächsischen Residenzstadt Coburg von P.C.G. Karche. Dort lesen wir folgendes: "1399 gingen Kurt und Hanns Hennig und andere Bürger von Creuzburg in Badekitteln und kurzen Mänteln gegen Pfingsten in das Bad und von da 14 Meilen nach Coburg, um gutes Bier zu trinken. Sie blieben einige Tage allda im Gasthof zur Traube und weil sie kein Geld mitgenommen hatten, wollten sie eben einen Bothen zu ihren Weibern schicken, ihnen solches zu holen. Als dies der Stadtrat erfuhr und weswegen sie gekommen, hielt er sie der Zeche frei".

Jetzt bin ich aber neugierig geworden, wo liegt Creuzburg? Eine Wanderkarte von Coburg genügt nicht, aber ein Lexikon und eine Autokarte helfen weiter. Im Vorkriegsdeutschland gab es ein Creuzburg in Ostpreußen und ein weiteres in Oberschlesien. Diese kommen nicht in Frage, aber das dritte an der Werra bei Eisenach ist das gesuchte. Es hatte im Jahre 1216 bereits Stadtrechte, ein Bad und ist 14 Meilen von Coburg entfernt. Die Meilen früherer Zeit lagen zwischen 8.000 und 10.000 Meter. Das gibt eine Entfernung von Creuzburg an der Werra nach Coburg von etwa 120 Kilometern.

Jedenfalls müssen wir Respekt haben vor der Marschleistung der Creuzburger, aber auch vor der Güte des Coburger Bieres, das schon damals so süffig und gut gewesen sein muss, dass man über 100 Kilometer marschierte, um es zu genießen. Und wenn die Geschichte, die uns Karche erzählt, vielleicht nicht wahr ist, so ist sie doch köstlich zu lesen. Zum Bierbrauen gehören Gerste und Hopfen. Dieser wurde noch bis etwa 1850 im Coburger Land angebaut. Die Gerste ist bis heute bei uns heimisch. Kommen wir zurück zum Coburger Bier. Dieses war schon im Mittelalter berühmt, nicht nur in Coburg, sondern auch auswärts. Es gab bereits stark eingebrautes Bier und solches, das für einen weiten Transport haltbar gemacht worden war.


Coburger Hofbräu – Etikett Grenzfürst 100 Jahre
Foto: 2015 © Norbert Niermann, Coburg

Das Bierbrauen wurde bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts nicht als selbständiges Gewerbe betrieben. In den Coburger Ratsstatuten von 1783 liest man: "Die Bürger, deren Häuser Braurecht haben, dürfen Bier brauen und verzapfen". Gebraut wurde im Winter, meist von Maurern und Tünchern, die ihr Hauptgewerbe im Sommer ausübten. Erst nach Beginn des vorigen Jahrhunderts setzte in Deutschland die fabrikmäßige Bierherstellung ein.


Personal der Brauerei Scheidmantel
Foto: 2015 © Norbert Niermann, Coburg

In Coburg braute "Scheidmantel" bereits 1834 und die Sturms seit 1838 im städtischen Brauhaus. Die ehemalige Sturms Brauerei wurde 1874 am Bärenhölzchen erbaut. Das ehemalige Coburger Hofbrauhaus entstand 1858 als Coburger Aktienbrauerei. Viele Privatbrauereinen, die gegen Ende des vorletzten Jahrhunderts gegründet worden sind, haben ihre Pforten längst wieder geschlossen.



Aktienbierhalle und Hotel Goldene Traube
Foto: 2015 © Norbert Niermann, Coburg

Es gab u. a. folgende Brauereien in Coburg: Vereinsbrauerei beim ehemaligen Uniontheater, Bonengels Brauerei im Oberen Bürglass und die Brauereien Wagner und Grasser im Neuen Weg. Das Grassers-Bier war ein besonders helles Bier.


Eckardtsklause mit Eckardtsturm
Foto: 2015 © Norbert Niermann, Coburg

Das Pichen und Pochen der Fässer ist häufig auf der Straße vorgenommen worden. In bestimmten Straßen wie auf dem Steinweg, in der Ketschengasse, Judengasse und Webergasse wurde es des Lärms wegen verboten. Zuwiderhandlungen kosteten 5 Mark Strafe. Als Strafe konnte man auch die Biersteuer ansehen. Das Bier war schon immer ein gutes Objekt der Steuer, die man im Mittelalter "Ungeld" nannte, ein sehr zutreffendes Wort.


Gaststätte Loreley
Foto: 2015 © Norbert Niermann, Coburg

Die Steuer wirkte sich natürlich oft auf den Bierpreis aus. Als im Jahre 1878 in der "Lore" der Preis für das "Kärtle" von 10 Pfennig auf 12 Pfennig stieg, schimpften die Bürger auf die Steuer und blieben für einige Wochen der geliebten "Lore" fern, denn in vielen anderen Wirtschaften in Coburg kostete das Bier nach wie vor 10 Pfennig das "Kärtle". Die Aktienbrauerei gab schließlich nach und die Gäste kamen wieder.



Gastwirtschaft "Halber Mond“, Gaststätte "Weberstübchen“, Saalbau Baetz
Foto: 2015 © Norbert Niermann, Coburg

Wie stabil die Preise vor dem ersten Weltkrieg über eine lange Zeit hinweg blieben, beweist der Bierpreis in Coburg im Jahre 1909. Schwarz auf weiß lesen wir in der Einleitung zum Coburger Adressbuch von 1909: " In Coburg finden Gambrinus-Freunde einen süffigen guten Stoff fast überall für 10 Pfennig pro 0,5 Liter, ein Privilegium, das sich die Coburger trotz manchen harten Ansturms zu erhalten wussten". Die 10-Pfennig-Zeiten sind längst vorbei, aber der süffige Stoff ist uns geblieben, auch wenn er nicht mehr in den alten Braustätten in Coburg gebraut wird.

Nach einem Aufsatz von Ernst Eckerlein - Coburger Heimat
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