Bei Ida zum Hopfentee

Bei Ida zum Hopfentee…
Feierstunde am 7. Juni 2005 in Bad Rodach
aus Anlass des 105. Geburtstages von Ida Schleicher

Eine Bildreportage von Ulrich Göpfert



Das Denkmal der "Schleichers-Ida“ unmittelbar in der Nähe des Thermalbad-Cafes

Groß war die Schar der Gratulanten am vergangenen Dienstagnachmittag, die im Thermalbad-Cafe, in unmittelbarer Umgebung des Denkmales, zusammengekommen war. In einer Feierstunde wurde an eine großartige Frau erinnert, die an diesem Tag 105 Jahre alt geworden wäre, nämlich Ida Schleicher. Angeführt vom Bad Rodacher Bürgermeister Gerold Strobel, Frau Roswitha Friedrich und der Mundartdichterin Christa Gilbert waren der SPD-Frauenstammtisch und Mitglieder der Arbeiterwohlfahrt Bad Rodach zur Stelle um die Verdienste dieser Frau zu würdigen.

Ida Schleicher wurde am 7. Juni 1900 in Rodach geboren und starb am 31. Januar 1978 in ihrer Heimatstadt. Ihr verdankt Bad Rodach das Thermalbad. Die ohne Geschwister aufgewachsene und kinderlos gebliebene Frau vermachte ihren Grundbesitz der fränkischen Kleinstadt. Bereits vor einiger Zeit habe ich auf meinem Internetportal und im Wochenspiegel Coburg über Ida Schleicher ausführlich berichtet. Dieser Beitrag kann auf meinem Internetportal im Archiv unter Persönlichkeiten jederzeit nachgelesen werden.

Es war eine gelungene Feier an der Ida Schleicher sicher große Freude gehabt hätte. Zu Ehren von "Ida“ wurden Volks- und Heimatlieder von der Geburtstagsgesellschaft dargebracht, die von Bringfried Dietzel auf dem Schifferklavier begleitet wurden.

Bürgermeister Gerold Strobel erinnerte in seiner Laudatio mit launigen Worten an die verdienstvolle und selbstlose Bad Rodacher Bürgerin.

Als ein "besonderes Schmankerl“ hatte Roswitha Friedrich aus dem Heimatmuseum das Poesie-Album von Ida Schleicher mitgebracht und verlas daraus einige Einträge. Darunter waren auch Verse von vier Jägern und Musketieren der 12. Comp. S.M. Inf. Reg. No. 71 aus Erfurt, die wahrscheinlich zu dieser Zeit an einem Manöver im Raum Rodach teilnahmen.

Ein Eintrag von Musketier Kolditz lautet:

"Üb immer Treu und Redlichkeit
bis an dein kühles Grab
und weiche keinen Finger breit
von Gottes Wegen ab“.

Dies schrieb zur Erinnerung
Musketier Kolditz
Rodach, den 18. September 1910

 

Die Mundartdichterin Christa Gilbert aus Bad Rodach, die als "Ida“ verkleidet bei dieser Feierstunde auftrat, hatte zum 105. Geburtstag von Ida Schleicher ein Gedicht geschrieben, das sie in "Bad Rodacher-Mundart“ vortrug:

Grüßt euch, Hallooo, ich denk beinah,
ihr seid zu mein`m Geburtstag da.
Ja, 105 bin ich nu heut,
ich ko`s gar net geglöb ihr Leut!

Des me heit doch noch an mich denkt,
is scho des allergrößte G`schenk.
Jed`s Jahr sinnier ich drüber nach,
ob noch wer rauf kümmt an dan Taach
odder ob sa unterdess`n,
mich vielleicht ja doch vergess`n,
aber ihr seid da un singt,
da drauf woll me erscht mal drink!

Na, hat`s g`schmeckt? Des hoff ich doch,
schließlich lebt ihr ölla noch,
für mich is des ja völlig wurscht,
ich trink aus Spaß, net wachern Durscht.
Genieß`s na racht, solang ihr könnt,
zwar seid-e sowieso verwöhnt,
denn wenn ich des so betracht,
wos des für a Müh` heit macht,
des die Leut zufried`n senn,
wenn sa nei die Wertschaft genn,
da freech ich mich manchmal doch,
wie me des bloß kann vertrooch!

Ganza Barch mit Worscht un Schink`n,
wos des Harz begehrt, zu trink`n
odder Schnitzl, Klöß un Brat`n,
ölles racht schö groß gerat`n,
hinterher gibt`s noch a Speis
odder so an Becher Eis.
Spater gibt`s Kaffee un Tort`n,
Kuch`n üm die fünf, sechs Sort`n,
manchmal denk` ich so bei mir,
wohie soll des bloß noch führ?
Soocht me bloß net euch gett`s schlacht,
naa, des wär fei ungeracht.

Denkt me oder jetzt fei net,
dess ich`s euch net gönna tät,
meintwaach`n asst euch kuchlrund,
ober `s is halt gar net g`sund!
`s drückt auf`s Harz un auf die Knoch`n
un hat me sich die mal gebroch`n,
kümmt me kaum noch auf die Bee,
naa, des is fei gar net schö!
Ölla wiss`n wo`s hie führt,
doch`s wird einfach ignoriert.

Nachet stenn sa da un kloochn,
über`n gar so schwer`n Moochn.
Un dann hat me doch vergass`n,
sei Verdauungspill`n zu ass`n.

Neidisch guck`n mancha nunter,
wie die Schlank`n, frisch un munter,
nauf un widder nunter schwimma
un dabei ihr`n Körper trimma,
dann hässt`s: "ich moch net in`s Bad,
weil ich zugenomme hab,
de Bikini is zu eng,
abnamm müsst ich halt aweng!“

Freilich ko me jederzeit,
aa des Schlanksein übertreib,
besser is auf ölla Fäll
bissla mehr, als bloß des G`stell!
Am Bestn is so zwisch`n drin,
net zu dick un net zu dünn.

Na ja, `s muss jeder salber wiss`
wos für ihn des Besta is,
wohl fühl sollt sich halt a jeder,
nachert gibt`s aa kee Gezeter.
Ich ho`s leicht, ich ko euch g`sooch,
wos ich denk un wos ich mooch,
Wiederred` hat gar kenn Sinn,
weil ich bloß a Denkmal bin.

`s Ass`n, nu des is ja klar,
ko ich me gar lang scho g´ schpar,
ich brauch niemals a Diät,
weil mei Figur, wie sa da stett,
net dicker wird un aa net dünner,
die verändert sich jetzt nimmer.

Solang ihr noch für a paar Stund`,
zum Geburtstag zu mir kummt,
feier me ganz einfach noch,
also Leut, die Gläser hoch!

Später, wenn mich kee`s mehr kennt,
streich`n sa dan Tooch amend.
Da wer` ich dann, da bin ich eichn,
aa nimmer von mein`m Sock`l schteich`n.
Bis dahie feier me noch schön,
aber jetzt langt`s, auf Wiederseh`n!

Und hier noch ein paar Eindrücke von dieser Feierstunde im Bild festgehalten!

 
 
 
 
 

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