Sardinien

Sardinien
Eine herbe Inselschönheit mit vielen Gesichtern


Nach Sizilien ist Sardinien die zweigrößte Insel Italiens
und des gesamten Mittelmeeres

Auf einer Länge von 280 km und einer Breite von 145 km findet man eine schier unglaubliche vielfältige Landschaft. Berge, Felsküsten, Wiesen, Laubwälder, Täler und Hochebenen sowie rund 1800 km Küste mit Stränden, Buchten und Fjorden. In Sardinien erzählt man sich, als Gott die Erde erschaffen hatte, habe er von jedem Teil der Erde noch einige Steine, Erde, Blumen, Büsche und Bäume übrig gehabt. Aus diesen habe er Sardinien geformt, ein wunderschönes Flickwerk, nicht nur vor den Augen des Herrn.

Sardinia, wie die Sarden ihre Heimatinsel (italienisch Sardegna) nennen, empfängt die Gäste bereits bei der Ankunft mit einem unvergleichlichen Duft von Rosmarin, Thymian und Oleander. Das leibliche Wohl kommt bei einem Sardinienurlaub garantiert nicht zu kurz. Mit Olivenöl und frischen Kräutern zaubern die Inselköche aus Fisch oder Meerestieren, Wildschwein, Lamm oder Zicklein köstliche Delikatessen. Empfehlenswert sind hausgemachte Teigwaren, etwa mit Ricotta gefüllte Ravioli. Unbedingt probieren sollte man eine der vielen sardischen Brotspezialitäten, z. B. Pan carasau oder carasatu, italienisch Carta di musica, als "Notenpapier“, ein hauchdünnes, knackiges Hirtenbrot. Es wird frisch oder heiß aufgebacken, mit Rosmarien und Olivenöl gewürzt, serviert. Pecorino,der typische Schafskäse, und ein süffiger Cannonau, Rotwein von der Insel, runden ein typisches Mahl ab.

Natürlich könnte man viele Bücher über diese Insel schreiben um die Schönheiten und Besonderheiten darzustellen. Mit diesem Beitrag versuche ich meine eigenen Eindrücke zu verarbeiten um in kurzen Auszügen, andeutungsweise, von dieser schönen Insel zu berichten.

Die beste Reisezeit für die Erkundung der Insel, der landschaftlichen Schönheiten und kulturellen Sehenswürdigkeiten sind Frühjahr und Herbst. Die meisten Urlauber kommen jedoch im Hochsommer, wenn das Thermometer auf 40 Grad Celsius klettert. Die Badesaison geht von Juni bis September. Auch der Winter kann warme, sonnige Tage bescheren, wenn es jedoch regnet, dann tut es das auf der Insel recht heftig. Schnee fällt nur auf den Gipfeln des fast 2000 m hohen Gennargentu.

Reiseverlauf
Unsere Schiffsreise zur Insel beginnt am Abend in Genua. Das Fährschiff benötigt für die Strecke Genua-Sardinien ca. 11 Stunden. Vom Anleger der Tirrenia- und Grimaldi-Linie legt unser Fährschiff um 20.30 ab. Die Schiffe dieser Linie gehören zu den am besten ausgestatteten Fährschiffen im Mittelmeer.

Am nächsten Morgen gegen 7.00 Uhr sehen wir, wie Sardinien langsam näher kommt. Unser Schiff erreicht den Hafen von Porto Tòrres. Anschließend setzen wir unsere Fahrt fort und fahren über schöne Panoramastraßen Richtung Sassari und genießen dabei die wunderschöne Aussicht auf den malerischen Fischerhafen und den niedlichen Fischerhäuschen. Die Fahrt führt uns weiter durch wildblühende Landschaften mit zerklüfteten Küstenstreifen. In der Stadt Sassari unternehmen wir einen informativen Stadtrundgang durch die lebendige und kulturell aufgeschlossene Stadt. Nach einer kurzen Mittagspause setzen wir unsere Fahrt fort. Gegen 16 Uhr erreichen wir unser 4**** Hotel, die wunderschöne Hotelanlage "Club Resort Marina Beach“.

Am nächsten Tag unternehmen wir einen Ausflug und fahren durch die schöne Berglandschaft zum Hirtendorf Orgosolo, bekannt als ehemaliges "Banditen-Nest“.

Aus diesem Ort stammt einer der Entführer der "Kronzucker-Kinder“, der sardische Seperatist, Ex-Hirte und Bankräuber Mario Sale, der sich – nach einem afrikanischen Zulu-König – den Decknamen "Chaka II“ gab.

 

Er und weitere sardische Kidnapper entführten im Juli 1980 die zwei damals 13 und 15 Jahre alten Töchter des ZDF-Journalisten Dieter Kronzucker, sowie ihren 15jährigen Vetter Martin Wächtler in der Toskana. In einer Villa in Barberino Val d` Elsa überwältigen drei maskierte, bewaffnete Banditen zunächst die Erwachsenen, bevor sie die drei Kinder verschleppen. Die sofort eingeleitete Großfahndung wird von allen Seiten unterstützt: Sowohl Bonns Botschafter in Rom, Hans Arnold, als auch der italienische Innenminister Rognoni und Außenminister Colombo schalten sich ein.

Renate Kronzucker wendet sich über das italienische Fernsehen RAI an die Kidnapper: "Ich gebe euch mein letztes Hemd, aber bringt mir meine Kinder wieder.“ Selbst Papst Wojtyla und Kardinal Benelli appellieren per TV an die Vernunft der Entführer. 68 Tage nach der Entführung werden Sabine, Susanne und Martin freigelassen, nachdem ihre Eltern 4,3 Millionen Mark an die Entführer gezahlt hatten.


Größte Attraktion des Hirtendorfes Orgosolo sind die
sozialkritischen Wandmalereien, "Murales“ genannt

Danach geht es weiter über romantische Panoramastraßen nach Nuoro.Die Provinzhauptstadt macht den Eindruck eines großen Bauerndorfes. Beim Bummel durch die Hochburg alter sardischer Bräuche und Werte wirft die riesige Kathedrale ihren Schatten auf die malerischen Gassen des historischen Zentrums. In einem kleinen gemütlichen Lokal essen wir eine Kleinigkeit zu Mittag. Nach der Mittagspause geht es weiter nach Oliena, der alten Seidenstadt. Die schmalen Gassen, kleinen, weiß verputzten Häuser, Innenhöfe, Außentreppen, Bogengänge und Balkons strahlen eine Ruhe und Gemütlichkeit aus, die man in manchem Urlaubsort vergeblich nachzuahmen versucht hat. Etwas Besonderes im wasserarmen Sardinien ist die Karstquelle "Su Gologone“ aus der pro Sekunde 300 Liter Wasser sprudeln. Nach einem erquickenden Aufenthalt dort, fahren wir weiter nach Dorgali.

Das Städtchen liegt reizvoll zwischen Meer und dem gebirgigen Landesinneren. In der Altstadt mit ihren alten Schieferhäusern und der Pfarrkirche Santa Caterina mit den mächtigen Schnitzaltären findet man viele Handwerksläden, die neben Teppichen und Holzschnitzereien filigranen Goldschmuck anbieten. Dann geht die Fahrt zurück in die Hotelanlage.


 Ruhe und Entspannung in der großzügigen Hotelanlage

Als weiterer Höhepunkt unseres Aufenthaltes auf der Insel folgt am nächsten Morgen die große "Costa-Smeralda-Rundfahrt“.

 

Über Olbia in Richtung San Pantaleo, einem Dorf im Hinterland der Costa Smeralda, geht die Fahrt, wo wir die berühmten Granitfelsen, die "Sardischen Dolomiten“ bewundern können.

Danach erreichen wir das idyllische Hafenstädtchen Palau. Wir schlendern gemütlich durch einen der schönsten Yachthäfen der Insel und genießen den herrlichen Blick auf die Maddalena-Inseln. Anschließend setzten wir unsere Rundfahrt in Richtung Porto Cervo fort. Es geht vorbei an herrlich weißen Sandstränden, zwischen Felsen versteckten Badebuchten und größeren vorgelagerten Inseln.

In Porto Cervo, dem Hauptort der Costa Smeralda verbringen Millionäre ihren Urlaub. Mit einer Kleinbahn erkunden wir den Ort. Danach geht es weiter entlang der südlichen Costa Smeralda, auf den Spuren Aga Khans. Herausgeputzte Dörfer, die komfortabelsten Hotels und wirkliche Traumstrände bilden die Kulisse dieser Küste. In Cala di Volpe, in Capriccioli und am Golfo Marinella fertigen wir Fotos für eine Nachbetrachtung an und können dabei nochmals die Schönheiten dieser Region in Ruhe genießen, bevor wir wieder unser Hotel erreichen.

Ausruhen und Entspannung bestimmen den kommenden Tag

Leider gehen die schönen Tage dieses Kurzurlaubes am nächsten Tag wieder einmal viel zu schnell zu Ende. Nach dem Frühstück und Aus-Checken im Hotel fahren wir weiter in Richtung Alghero. Unterwegs begegnen uns immer wieder die sardischen "Nuraghen“, Blumen umwuchernde Ruinen alter Wehrtürme. Die lebendige Stadt Alghero, bekannt durch hochwertigen Korallen- und Goldschmuck, besitzt eine gewaltige mittelalterliche Befestigungsanlage mit sieben Wehrtürmen. Die Altstadt, wie ein großer Basar, befindet sich im Zentrum dieser Anlage. In einem gemütlichen Restaurant essen wir ein leckeres Mittagessen. Um danach frisch gestärkt einen informativen Stadtrundgang zu unternehmen. 

Danach Weiterfahrt nach Porto Tòrres. Dort geht es bei einem Spaziergang entlang der Hauptstraße zur größten romanischen Kirche Sardiniens (11. Jahrhundert). Wir besichtigen das Innere der Basilika und die Krypta. Bevor wir zur Einschiffung und das Beziehen der Kabine auf dem Fährschiff gehen, werden die letzten Einkäufe erledigt.

Um 20.30 Uhr legt das Fährschiff in Richtung Genua ab. Am nächsten Morgen gegen 7.00 Uhr erreichen wir das italienische Festland. Damit geht das letzte Kapitel dieser schönen Reise zu Ende. Es waren herrliche Tage die wir auf der Insel Sardinien verbringen durften und wir freuen uns schon heute auf ein Wiedersehen.

Alle Fotos: © Ulrich Göpfert  

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