Die Querkelfelsen bei Schloss Hohenstein

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Eine Sage aus dem Coburger Land

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Schloss Hohenstein
Foto: © Ulrich Göpfert

Mitten in dem Berg, auf dem heute das schöne Schloss Hohenstein steht, lag ehemals Gold und Silber verborgen. Mehr als ein Schock Querkel, lauter kleine Männlein, hatten einen Stollen in den Berg getrieben und werkelten Tag und Nacht, den Schatz zu heben.

Mit den Bauern aus dem nahe gelegenen Dorf Stöppach pflegten die Querkel gute Freundschaft. Sie halfen in den kalten Wintertagen beim Dreschen. Da ging die Arbeit flott voran und die Bauersfrau trug Brot und Geräuchertes zum Vesper auf. Die Querkel brachten dann und wann manche Golddukaten mit oder schenkten den Kindern glitzernde Steinchen.

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Park Schloss Hohenstein
Foto: © Ulrich Göpfert

In die Häuser armer Leute kamen sie und halfen im Sommer bei der Ernte mit oder putzten die Kühe im Stall. Bald war im Dorf der Wohlstand eingekehrt. Einmal hatte eine Bauersfrau vergessen, den Querkel das Abendbrot zu richten. Als die Arbeit beendet war, sprangen die Querkel in die Küche, um den Vesperschmaus zu holen. Da nichts auf dem Tisch stand, öffneten sie die Vorratstruhe und nahmen sich Brot und Fleisch, jeder ein winziges Stücklein zum Essen.

Gerade als sich der Letzte über den Truhenrand beugte, kam der Bauer zur Tür herein. Weil er aber geizig und habgierig war, glaubte er, die Querkel hätten sich mehr genommen, als ihnen zustand. Er ergrimmte gewaltig, holte seinen Ochsenziemer und schlug auf die kleinen Männlein unbarmherzig ein. In ihrer Not sprangen sie durch Tür und Fenster, heulten, jammerten und flohen dem Hohenstein zu.

Nachts, als alle Bauern schliefen, machten sich die Querkel daran und warfen riesige Steinblöcke den Hang hinunter, luden ihre Schätze und den Hausrat auf die Wägelchen und machten sich auf und davon.

Am nächsten Tag warteten die Bauern von Stöppach vergeblich auf ihre Helfer. Als sie nach dem Berg liefen, um Ausschau zu halten, da sahen sie, dass die Felsen, die vorher den Berg gekrönt hatten, jetzt am Fuße des Berges lagen. Ein Glück, dass die Kraft der Querkel nicht ausgereicht hatte, sie noch weiter zu schleudern.

Von Stund an ging es mit dem Wohlstand im Dorf zurück, und bald war Stöppach von den Nachbargemeinden nicht mehr zu unterscheiden. Die Steine am Bergeshang nennt man heute noch die Querkelsteine.

Quellenhinweis: Andreas Stubenrauch