Ein Überfall auf Nürnberger Kaufleute bei Neustadt an der Heide

Schon im 13. Jahrhundert kamen die Nürnberger Kaufleute durch den Talkessel,
wenn sie zur Messe nach Leipzig zogen

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  Kaufmannszug mit Geleitschutz auf der "Alten Salzstraße“ von Neustadt an der Heide in Richtung Oeslau fahrend. Dieses Wandbild ist im Erdgeschoß der Schule Rödental (OT Oeslau) zu finden. Der uralte Handelsweg führte von Coburg über Neustadt nach Gräfenthal und Saalfeld weiter. Der Handel und Wandel dauerte bis in den Dreißigjährigen Krieg. Erst ein räuberischer Überfall durch plündernde Kriegsleute machte ihm ein jähes Ende.
Foto: © Ulrich Göpfert

Es war im Winter 1637. Der lange Wagenzug näherte sich schon, vom Thüringer Wald kommend, dem Städtchen Neustadt an der Heide (Neustadt bei Coburg hieß bis weit in das 19. Jahrhundert hinein noch Neustadt an der Heide). Er war von mehreren Geleitsreitern begleitet, die in jenen unruhigen Tagen von den Landesherren gegen Bezahlung gestellt wurden. Da kam ihnen ein Eilbote entgegen. Er warnte sie, von Neustadt aus nicht weiterzuziehen, da die Straße nach Coburg nicht sicher sei. Mindestens hundert feindliche Reiter lauerten auf Beute.

Den Nürnbergern erschien diese Mitteilung nicht glaubhaft, weil sie doch die Soldaten in ihren Winterquartieren nördlich vom Thüringer Wald glaubten. Sie warben aber in Neustadt noch einige Stadtknechte an, und nach gehaltener Mittagsrast zogen sie weiter. Aber schon auf dem Anger vor der Stadt bemerkte der erste Geleitsreiter zwei feindliche Reiter, und wenige Minuten später sprengte ein ganzer Trupp dem Wagenzug entgegen.

Die Reiter hielten den ersten Wagen an und verlangten von den Kaufherren eintausend Taler Lösegeld. Aber die wollten nicht so viel zahlen. Da ließ der feindliche Anführer Feuer geben. Zwei Fuhrleute sanken tot zu Boden, und nun entwickelte sich ein furchtbares Handgemenge. Zwei Kaufleute wurden erschossen, dazu mehrere Handlungsdiener und ein Gärtner aus Saalfeld, der sich unter einem Wagen verkrochen hatte. Viele Personen wurden verwundet. Daraufhin stiegen die übrigen Kaufleute zitternd von ihren Wagen herunter und ließen alles widerstandslos geschehen.

Im Nu waren die Pferde ausgespannt, die Gepäckballen heruntergeworfen und aufgeschnitten. Goldstangen, Perlen, Straußenfedern, kostbare Tuche wurden in aller Hast eingepackt, Hosensäcke und Stulpenstiefel gefüllt, das übrige in Ballen gebunden und auf die 60 erbeuteten Pferde geschnürt. Dann ging` s in Galopp in Richtung Effelder von dannen. Die ausgeraubten Kaufleute mussten zu Fuß nach Coburg weitergehen. Die Toten wurden zurückgelassen, die Verwundeten lud man auf Schlitten und nahm sie mit. Tausend Taler Lösegeld war ihnen zu viel gewesen, nun hatten sie alles verloren. Der Schaden wurde auf 150.000 Reichstaler geschätzt. Ganz abgesehen vom Verlust der Menschenleben, den dieser Überfall gekostet hatte.

Die Neustadter suchten im Schnee und fanden noch so mancherlei. Die Nürnberger kümmerten sich nicht um die Reste. Sie klagten beim Kaiser gegen den General Graf Götz, zu dessen Truppen die Räuber gehört haben sollen, aber ohne Erfolg. Seit diesem dreisten Überfall galt die altgewohnte Straße als nicht mehr sicher und wurde von den Nürnberger Kaufleuten gemieden.

Quellenhinweis: A. Freysoldt

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