Ruine der Burg Lauterburg

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gelegen an einem Naturlehrpfad in der Nähe des Herzogsbrunnens

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Foto: © Ulrich Göpfert

Schon allein die herrliche Aussicht: Ein breiter Talkessel mit Feldern und saftigen Wiesen, geteilt durch einige Straßen, nur ab und zu macht ein Baum oder ein kleines Wäldchen auf sich aufmerksam. Das Ganze ist von einer Kette von Ortschaften eingeschlossen und dahinter reiht sich Berg an Berg, als wenn man alles noch einmal einrahmen wollte. Rechts ist die Ortschaft Unterlauter zu sehen, dass früher als Sitz der Cente eine große Rolle gespielt hat. Dahinter zeichnet sich das Rodacher Tal ab mit einigen Ortschaften und im Süden wird der Kessel von dem Höhenzug der Brandensteinsebene mit Veste Coburg begrenzt. Nur einige bewaldete Bergrücken und ganz in der Ferne die Wallfahrtskirche von Vierzehnheiligen schauen neugierig darüber hervor.

Weiter links ist der Blick nach Neustadt und Sonneberg durch den Höhenrücken bei Rothenhof und den Weinberg bei Mönchröden versperrt, während direkt zu Füßen die ersten Häuser von Oberwohlsbach stehen, und etwas weiter unten Schloss Rosenau freundlich heraufgrüßt. Nördlich dehnen sich die Wälder des Thüringer Waldes und nur der Froschgrund und einige Dächer der Ortschaften Rüttmannsdorf, Höhn und Rückerswind schauen vorwitzig zwischen den Baumwipfeln hervor. Dies sehen wir alles, wenn wir von der Anhöhe der Ruine Lauterburg aus in das Umland blicken.

Zu erreichen ist dieses herrliche Ausflugsziel wenn wir von Coburg aus die Staatstraße 2002 nach Neustadt fahren. In der Stadt Rödental-OT Oeslau müssen wir in Höhe des Gasthofes Grosch an der Ampel nach links abbiegen - Richtung Schalkau. Wir fahren an der Ortschaft Unterwohlsbach vorbei und erreichen nach ca. 2,5 km das Dorf Oberwohlsbach. Hier müssen wir links abbiegen in den Ort, über eine Brücke am Ortseingang fahren wir weiter die Vorfahrtsstraße nach und biegen auf dieser halbrechts zur steilen Bergstraße ein, oben am Berg stellen wir unser Auto bei den letzten Häusern der Ortschaft Oberwohlsbach ab. Zu Fuß erreichen wir nach einem kleinen Aufstieg die Burgruine Lauterburg.

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Foto: © Ulrich Göpfert

Kindheitserinnerungen
Die Ruine Lauterburg war schon immer ein beliebtes Ausflugsziele im Coburger Land, gewährt der Platz doch einen prächtigen Ausblick auf das Umland. In erinnere mich, dass wir auch in den 50iger Jahren noch immer am 1. Mai oder an Himmelfahrt mit den Großeltern, Eltern, Tanten und Onkeln von Coburg aus zu Fuß zur Lauterburg und wieder zurückgegangen sind. Dabei hat die Großmutter immer ihren selbst gemachten "Kartoffelsalat“, Pudding und sonstige Marschverpflegung für die ganze Familie mit auf den Weg genommen. Unterwegs stimmt der Großvater mit seinem sonoren Bass Wanderlieder an und so verging der Fußmarsch wie im Fluge. Auf der Lauterburg angekommen wurde der 1.Mai (übrigens auch heute noch) sowie "Himmelfahrt“ festlich begangen u.a. mit einem Feldgottesdienst. Gefeiert wurde danach bei "Coburger Bratwürsten“ und Bier von den "Rödentaler-Brauereien Grosch oder Sauerteig bei Blasmusik und auch Chorgesang verschiedener Gesangvereine aus der näheren Umgebung. Der Heimweg war für die "Mannsbilder“ danach etwas beschwerlicher, denn sie hatten dem "Hopfensaft“ entschieden zu viel zugesprochen.

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Foto: © Ulrich Göpfert

Zur Geschichte der Lauterburg
1156 Erste urkundliche Erwähnung. Markgraf Konrad von Meißen beruft hierher den Adel des Landes. Der Burggraf von Meißen, Hermann von Sterker-Wolfeswach, hatte 1149 das in der Nähe liegende Kloster Mönchröden gegründet und Rechtsfragen sollten geklärt werden. Die Wolfeswach (= Wohlsbach) sind die Herren der Lauterburg. 1230 Der Graf von Wolfeswach leistet auf Castrum Luterburg dem Würzburger Bischof den Lehenseid. In den folgenden Jahren setzen sich die Henneberger durch. 1249 Hermann von Henneberg schließt hier einen Hilfsvertrag (Beistandspakt) mit dem Bamberger Bischof. In der folgenden Zeit erscheinen verschiedene Lehensherren: von Lichtenberg, von Kemmaten, von Schaumberg. 1635 Plünderung und Zerstörung der Burg im 30jährigen Krieg, nachdem sie lange Zeit den bedrängten Bauern der Umgebung Unterschlupf geboten hatte. 1694 Tod des letzten Schaumbergers Ludwig Ernst. 1695 Besitz geht an Herzog Friedrich von Sachsen-Gotha über. 1704 Heiratsgut für seine Tochter Dorothea Maria, als diese Erbprinz Ernst Ludwig von Meiningen heiratet. 1706 Herzog Ernst Ludwig von Meiningen lässt Jagdschloss "Ludwigsburg“ erbauen, geplant sind u. a. zwei Seitenflügel mit drei Stockwerken und 169 Fenstern. Der Bau wird jedoch nicht vollendet. 1743 Aussterben der meiningischen Linie. Streit um Besitz zwischen Coburg und Gotha.

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Foto: © Ulrich Göpfert

Militärische Maßnahmen der Gothaer
In diesem "Krieg“ zwischen Gotha und Coburg ließ zunächst einmal der Gothaer Herzog am 13.8.1744 das Schloss durch 40 Grenadiere besetzen. Im Hinterhalt, bei Schalkau und Eisfeld lagen aber noch über 600 Mann bereit, die General von Rautenkranz befehligte. Auf Coburger Seite wurde Miliz aufgeboten und die tapferen Söhne des Coburger Landes unter dem Befehl des Festungskommandanten von Hanstein hatten eine zündende Idee: Sie schnitten der Gothaer Burgbesatzung die Bierzufuhr ab. So entnervt, schossen die Gothaer um sich und trafen tatsächlich auch zwei Coburger – durch die Hüte. Nach dieser siegreichen Unternehmung zogen die Gothaer wieder heim. Während der Streit sich vor dem Reichskammergericht weiter hinzog, verfiel das Schloss. Bauern holten die Steine zum Bau ihrer Häuser. Den Abbau des Daches und des Holzwerkes durch die Gothaer verbot das Reichsgericht auf Antrag der Coburger. 1804 Das Reichsgericht spricht den Besitz Sachsen-Coburg-Saalfeld zu, welches dafür 24000 Gulden an Gotha zu zahlen hat. Inzwischen ist das Gebäude verfallen. 1959 Am 11. April Sprengung der Ruine, da befürchtet wurde, die zum Teil 10 Meter hoch aufragenden Mauern könnten Besucher gefährden. 1989-1999 Unter der Regie des Heimatvereins Rödental wurden in dieser Zeit die noch an Ort und Stelle vorgefundenen Steine der gesprengten Ruine auf die alten Grundmauern gesetzt und vermauert.

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Foto: © Ulrich Göpfert

Wichtig zu wissen ist außerdem noch, dass sich von Schloss Rosenau - Ruine Lauterburg – Herzogsbrunnen bis zum Fornbachsgrund ein Naturlehrpfad befindet. Dieser wurde vom Landkreis Coburg eingerichtet um dem Spaziergänger und Wanderer in der reizvollen Landschaft seine Verbundenheit zur Natur und Geschichte in der unmittelbaren Heimat bewusst werden zu lassen. Dieser Naturlehrpfad führt über die "Hohe Schwenge“ u .a. auch am Herzogsbrunnen vorbei.

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Foto: © Ulrich Göpfert

Am Herzogsbrunnen
Das Gebiet um die Lauterburg war früher ein bevorzugtes Jagdgebiet der Coburger Herzöge. Es war eine eigene Forstei und hatte seinen eigenen Förster. Für alle an einer Jagd Beteiligten war die Quelle ein beliebter Treffpunkt und Rastplatz. So lag es nahe, ihr den Namen "Herzogsbrunnen“ zu geben, als 1907 Natur- und Wanderfreunde sie fassen und den Brunnenplatz anlegen ließen.

Die Tafel des Herzogsbrunnen trägt folgende Inschrift:
"Was Du gesucht, als Deines Hauses Schwelle Du überschritten, hier ist es Dir beschieden: Die reine Luft, ein Trunk aus kühler Quelle – und tiefe Ruhe im stillen Waldesfrieden“.

Diese Aussage kann man nur unterstreichen und zustimmen, wenn man einen Schluck aus der Quelle genommen und auf den Ruhebänken, die vor dem Brunnen aufgestellt sind, Platz genommen und der wunderbaren Stille des Waldes gelauscht hat.

Eine Sage erzählt von einer Frau Herzlos auf der Lauterburg
Einst herrschte in den Talgründen zu Füßen der Lauterburg im oberen Tal der Itz große Not. Kriegsscharen hatten die Dörfer verwüstet, und hohläugige Menschen mit bleichen Wangen und abgemagerten Körpern suchten in Wald und Feld nach Rinden, Wurzeln und Moos, um ihren Magen zu füllen. Doch oben auf der Burg gab es hinter dicken Mauern reiche Vorräte an Getreide, Schinken und Wurst. Die Schlossbewohner kannten keine Not, waren dick und wohlgenährt. Täglich pochten Hunderte von abgemagerten Gestalten am Schlosstor und erflehten ein Stückchen Brot. Es öffnete sich aber keine Tür, man hatte verschlossene Ohren für die große Not. Endlich erbarmte sich eine Magd und schickte sich an, an den Hungernden Brot zu verteilen. Im gleichen Augenblick aber erschien die Schlossherrin und schrie: "Weg mit dem Pack! Mein Brot sollen lieber die Schweine fressen!“ Sie riss der Magd das Brot aus den Händen und warf es den Schweinen vor. Die Hungernden aber trieb sie von der Burg. Diese böse Tat sollte sich bald rächen. Kurze Zeit darauf kehrte der Tod im Schlosse ein und raffte als erste die Schlossherrin dahin.

Wenn im Winter Schneegestöber um die Burgmauer braust und die Bäume ihre Äste ächzend gegeneinander schlagen, schleicht mit leisem Gewimmer eine gespenstische Bache um den Wall. Scheu weichen die Burgbewohner aus. Mancher, der genau hingeschaut haben will, will in ihr sogar die Gestalt der toten Herrin erkannt haben, die nun hungernd in der Gegend herumirrt. Im Geheimen hörte man oft die Knechte erzählen, bei ihrem Begräbnis sei der Sarg sehr leicht gewesen, denn der Toten habe das Herz gefehlt.

Zum Abschluss ein Mundartgedicht von Harry Ehrlicher, dem bekannten Mundartdichter und Autoren aus der Ortschaft Oberwohlsbach,
dem Ort der am Fuße der Burgruine liegt.


"Lauterburch“

Stieh ich auf de Lauteburch

un guck in dös Tal su nei,

denk ich auf de ganzn Walt

könnts nerchnts schöne gsei.

 

Mittndurch läuft a Flüßla,

emol langsam emol schnell,

emol is es Wasse dunkel,

emol is es Wasse hell.

 

Fischla flitzn nauf un runte

grad als hättn sa ke Zeit

un dös Wasse plätschet munte

ach wie is dös herrlich heit.

 

Ganz dou untn stet a Schlössla

me muß blueß aweng an Hügl nauf,

weite untn sieht me Oesla,

die erschtn Häuse guckn rauf.

 

Hört me wie die Vögel zwitschen

is grad als wenns laut schallt:

Auf de Lauteburch is am schönstn

dou am Fuß van Thüringe Wald

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Repro: Ulrich Göpfert
Das Foto zeigt die letzten, hoch aufragenden Ruinenreste der
Lauterburg, die wegen Einsturzgefahr und Gefährdung der Besucher im
Jahr 1959 gesprengt wurden.