Von den "Eigensdörfern"

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und dem wundertätigen Marienbild

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Ein Blick auf das Dorf Watzendorf im Hintergrund
ist die Kirche zu sehen
Foto: © Archiv Ulrich Göpfert

Die Eigensdörfer im Itzgrund
Drei Dörfer im Itzgrund, nahe der Stadt Seßlach gelegen, hatten in früherer Zeit eine eigene freie Gerichtsbarkeit. Deshalb werden sie heute noch von den Leuten die "Eigensdörfer" genannt. Zu diesen Orten zählen Watzendorf, Gossenberg und Neuses an den Eichen. Das eigene Gericht bestand noch zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges.

Nach gehaltenem Gericht musste der jüngste Ehemann aus den drei Gemeinden die Stelle des Scharfrichters versehen. Er hatte den Urteilsspruch der Gerichtsschöffen zu vollziehen. Dazu empfing er ein Paar neue rote Handschuhe. Die zog er an, richtete und warf sie nach vollzogener Hinrichtung wieder weg, damit er "ehrlich" bliebe.

Da die drei Dörfer im Laufe der Zeit aufhörten, "freieigen" zu sein, so endete auch das Gericht. Es blieben nur noch kleine Vorrechte. Ein alter Bauer meinte: "Von unnern Rachten hom mer ner nuch den Nama!"

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Kirche Watzendorf
Foto: © Archiv Ulrich Göpfert

Das wundertätige Marienbild
Als die Eigensdörfer sich der neuen Lehre Luthers zuwandten, blieben die Pilger der Kapelle mit dem wundertätigen Marienbild in Watzendorf fern. Das Muttergottesbild stand einsam in der Ecke der Kapelle. Als einmal Seßlacher Handwerker in dem Kirchlein zu arbeiten hatten, nahmen sie das wundertätige Marienbild nach Feierabend heimlich mit in ihre Stadt und stellten es dort in der Kirche auf.

Aber, o Wunder, als sie am anderen Tage wieder in der Kirche zu Watzendorf arbeiten wollten, stand das Marienbild an seiner alten Stelle. Sie nahmen es noch einmal mit nach Seßlach, aber am nächsten Morgen war es wieder in Watzendorf.

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Marienbild Kirche Seßlach
Foto: © Archiv Ulrich Göpfert

Nach langem Überlegen kam man auf den Gedanken, das Bild in einer feierlichen Prozession einzuholen. Als dann ein langer Wallfahrtszug das Bild nach Seßlach trug, blieb`s fortan in der Kirche dort und kein Mensch brachte es mehr fort.

Quellenhinweis: Ludwig Bechstein