In der Weihnachtsbäckerei
Chrisamel, Schittchen oder Stollen
Foto. © Meeta K. Wolff, TTG
Sind erst einmal die leckeren Zutaten mit dem Teig aus Hefe und einheimischen Mehl zu einem gelungenen Ganzen geknetet, gebacken und danach gereift, dann wird’s richtig lecker. Aber nur im Original. Also dem Stollen aus jüngerer Geschichte.
Denn vor rund 700 Jahren, als in Naumburg an der Saale nachweislich erstmals Stollen gebacken wurde, war es lediglich ein aus Hefe, Mehl und Wasser hergestelltes Fastengebäck. Peu à peu aber kam – in das mit Staubzucker weiß gepuderte und in Form einem Brot ähnelndem Stück – so viel Gutes hinein, dass es zu einem Genuss ohnegleichen wurde.
Weihnachtsstollen, Schittchen und Chrisamel
Eines darf zum Weihnachtsfest bei uns in Thüringen nicht fehlen: der Stollen. Im Thüringer Wald nennt man ihn auch "Chrisamel" und widmet ihm in Suhl sogar einen ganzen Adventsmarkt. Den sogenannten Chrisamelmart. Die Bäcker der Stadt verkaufen hier das beliebte Gebäck gemeinsam in einer Bäckerhütte im Weihnachtsdorf des Marktes.
Chrisamel, Schittchen oder Stollen
Foto: © Meeta K. Wolff, TTG
In der Mitte Thüringens heißt das Hefegebäck wiederum "Scheitchen" und in Erfurt ist er als "Schittchen" bekannt. Diese Bezeichnungen erinnern daran, dass der Stollen mit einem kleinen Holzscheit seine markante Mittelkerbe bekommen hat. Das Thüringische Wörterbuch weist über 20 verschiedene Namen für den Stollen auf.
Auf die Zutaten kommt's an
Ähnlich vielfältig wie bei der Namensgebung ist es mit den Zutaten beim Stollen. Die hiesigen Bäcker und Konditoren halten ihre Rezepte natürlich alle geheim. Butter, Mehl und Kuchenfrüchte gehören aber immer in den Teig. Und nicht zu vergessen die Mandeln. Der Thüringer Stollenschutzverband wacht zudem darüber, dass "Thüringer Christstollen" nur jene sein können, die nach diversen fixierten Rezepten ausschließlich in Thüringen entstanden sind. Nach bestandener Laboranalyse und Verkostung durch eine Jury darf sich der Testkandidat für eine Saison als echter "Thüringer Weihnachtsstollen" auszeichnen.
Der richtige Thüringer Stollen bekommt vom Bäcker einen Schnitt
Foto: ©Jens Haentzschel, TTG
Bitte einmal anschneiden
Landauf, landab werden die Weihnachtsmärkte zumeist mit Besteck als Hilfsmittel eröffnet: und zwar mit einem Messer zum Stollenanschnitt. Am 1. Advent erfolgt auf dem Erfurter Weihnachtsmarkt im Beisein von Bäckern und Konditoren des Thüringer Stollenschutzverbandes der offizielle Anschnitt des Erfurter Schittchens. Die Stollenkönigin führt in adliger Manier den Schnitt durch. Auch der Weihnachtsmarkt in Jena öffnet seine Pforten traditionell mit dem Anschnitt eines 4 Meter langen Riesenstollens.
Hinweis:
Im Jahr 2020 finden in Thüringen aufgrund der Corona-Pandemie (weitestgehend) keine Weihnachtsmärkte statt. In den darauffolgenden Jahren werden die Märkte mit dem Stollenanschnitt hoffentlich wie gewohnt eröffnet.