Geschichte der Imkerei

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Von Zeidlern und hohlen Bäumen

Waldzeidlerei bildgröße ändern
Zeidlerei – Historische Darstellung der Waldimkerei aus
Adam Gottlob Schirachs Wald-Bienenzucht von 1774

Zu allen Zeiten haben Menschen den Bienen ihren Honig geraubt. Im Mittelalter wurde ein richtiger Beruf daraus: der Zeidler. Der trug gelbe Hosen, kletterte zu seinen Bienen auf Bäume, belieferte Klöster und Kirchen mit Wachs.

Der älteste Nachweis eines Zeidlers in Bayern stammt aus dem Jahr 748 und dokumentiert diesen Beruf am Donauufer und in Schwarzach. Der Deutsche Kaiser Karl der Große förderte in dieser Zeit die häusliche Bienenhaltung. Honig war ein Luxusgut, es gab ja noch keinen Zucker. Nur mit Honig ließen sich Süßspeisen, Lebkuchen oder Met herstellen. Doch auch das Wachs war begehrt: für Kerzen in Klöstern und Kirchen. In Nürnberg zum Beispiel kauften die Sebaldus- und die Lorenzkirche im Jahr eine Tonne Bienenwachs auf. Mit Bienenwachs wurden aber auch Schränke eingelassen, um sie vor Feuchtigkeit zu schützen. Kleidung aus Leinen wurde mit Wachs behandelt, um sie wasserdicht zu machen. Wachs brauchte man auch, um Urkunden zu besiegeln.

Bienen für den Kaiser
Die Bienen gehörten dem Kaiser, doch die Nutzungsrechte an ihren Produkten, die überließ er den Zeidlern. Die Imkerei von damals war aber völlig anders als heutzutage. Viele Bienenstöcke waren nämlich in hohlen Bäumen im Wald untergebracht, bis zu mehrere Meter hoch, mehrere übereinander. Wenn ein Zeidler im Wald ein wildes Bienenvolk fand, durfte er in den zugehörigen Baum sein Zeichen einschlagen und das Volk nutzen.

Schutzkleidung der Zeidler
Auch Schutzkleidung hatten die Zeidler schon erfunden: robuste Lederjacken und eng anliegende Hosen aus dickem Wollstoff, breitrandige Hüte und ein Schleier aus handgeflochtenem Pferdehaar. Die Ausgehtracht der Zeidler zeigte auch ihren Beruf an: eine grüne Leinenjacke als Symbol für den Wald und eine gelbe Bundhose, symbolisch für den Honig. Besonders auffällig war die Kugelmütze, die mit Stoffresten ausgestopft wurde und hoch stand, das konnten schon mal 20 Zentimeter sein.

Waldschützer und Honigproduzenten
Die Armbrust über der Schulter ist auf vielen Symbolen für Zeidler dabei, sie erinnert an eine weitere Aufgabe der Männer: Dienst an der Waffe. Sie gaben dem Kaiser im Wald Geleitschutz. Darüber hinaus mussten sie gegen Schädlinge im Wald vorgehen, bei Waldbränden helfen und die Köhler kontrollieren.

Ab 1660 veränderte sich das Leben der Zeidler drastisch: Rohrzucker aus Südamerika löste den Honig als Süßungsmittel ab, Klöster wurden nach der Reformation aufgelöst, sie brauchten weniger Wachs und statt Met wurde immer mehr Bier gebraut.

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Das Warenzeichen des Deutschen Imkerbundes ist ein sogenanntes
kombiniertes Warenzeichen.
Foto: © Deutscher Imkerbund e.V.


Vom Zeidler zum Imker
Aus Zeidlern wurden Imker, die Bedeutung der Bienen für die Honigherstellung trat hinter ihre Bestäubungsleistung zurück. Seit 1865 gab es die Honigschleuder und bewegliche Holzrähmchen mit herausnehmbaren Waben revolutionierten die Imkerei. Doch bis heute gibt es noch ein paar Zeidler - zum Beispiel im Steigerwald, hier kümmern sich Waldimker um Bienen in Baumhöhlen. Aber viele Imker wohnen mittlerweile auch in Städten.

Quellenhinweis: BR Wissen