Das Schafhaus in Meeder

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Aus der Vergangenheit in die Gegenwart
Tag des offenen Denkmals – Sonntag, 11. September 2016

Eine Fotoreportage von Ulrich Göpfert

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Ein Blick auf das Schafhaus in Meeder mit seinen Bewohnern
Foto: © Ulrich Göpfert

Meeder/Landkreis Coburg
Am Tag des offenen Denkmals lockte das historische Schafhaus viele Besucher nach Meeder. Wie die gemeindliche Schafhaltung im 19. Jahrhundert funktionierte und das Gebäude erhalten blieb, darüber konnten sich die Besucher am vergangenen Sonntag informieren.

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Natürlich sind dort auch „Coburger Fuchsschafe“ zu sehen,
Foto: © Ulrich Göpfert

„Die Renovierung des alten Schafhauses im Gebiet der Gemeinde Meeder ist ein hervorragendes Beispiel, um das Motto des diesjährigen Denkmaltages „Gemeinsam Denkmale erhalten“ mit Leben zu füllen“. Nach langen politischen Diskussionen haben sich die Bewahrer des Denkmals durchgesetzt, dass das baufällige Schafhaus nicht abgerissen wurde.

Das Schafhaus der Gemeindeschäferei mit Walmdachbau in Fachwerkkonstruktion, erstellt um 1700, im Norden des Ortes Meeder auf freiem Feld gelegen, wurde von 2013 bis 2015 umfangreich saniert und wieder der ursprünglichen historischen Nutzung, der Schaf- und Ziegenhaltung, zugeführt.

Ein Rückblick in die Vergangenheit – Ein Auszug aus meinen bisherigen Veröffentlichungen

Ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude, das unbedingt erhalten werden muss, weil es beredtes Zeugnis der schafzuchtreichen Vergangenheit in unserem Coburg Land ablegt.

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© Ulrich Göpfert

Das Foto zeigt das gemeindeeigene Meederer Schafhaus am Meederer Berg, es fügt sich harmonisch in die Landschaft ein. Darin schützte früher der Gemeindeschäfer seine Schafherde vor Witterungsunbilden

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© Ulrich Göpfert

Dieses alte unter Denkmalschutz stehende Gebäude befindet sich seit einiger Zeit in einem „gottserbärmlichen Zustand“ und wenn nicht bald Abhilfe geschaffen wird, dann bricht es über kurz oder lang eines Tages zusammen. Auch wenn in den Kassen wenig Geld ist, sollten sich die Verantwortlichen darüber im Klaren sein, dass dieses Gebäude für die Nachwelt unbedingt erhalten werden muss, denn es legt heute noch ein beredtes Zeugnis der schafzuchtreichen Vergangenheit in unserem Coburger Land ab.

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Repro: Ulrich Göpfert
Wie das Repro zeigt, wurde bereits in früherer Zeit mit einer Aktion der Meederer Schuljugend eine Renovierung des Meederer Schafhauses vorgenommen.

Als der Meederer Berg noch nicht landwirtschaftlich genutzt wurde (vor der 1. Flurbereinigung 1907/11), diente er überwiegend als Weideland für die Schafzucht. Um Hutrechte wurde oft gestritten, vor allem, wenn wie in Meeder neben dem „Gemeindeschäfer“ auch noch ein „herrschaftlicher“ Schäfer weidete. So wurde im Jahre 1521 zwischen den Rittern Hans und Wolf von Sternberg und der Gemeinde Meeder ein Vergleich darüber abgeschlossen, dass der Gemeindeschäfer die „Stupfeln“ zehn Tage früher als der Sternberger Schäfer betreiben solle. Ebenso müsse letzterer die Wiesen und Anspann von Anfang April (Georgentag) bis Mitte Oktober (Michaelis) meiden.

Dieser Vergleich, von Herzog Johann bestätigt, wurde 150 Jahre lang befolgt. Da kam ein neuer Besitzer auf das Schloss in Meeder. Dieser brach eigenmächtig den Vertrag. Die Meederer Bauern griffen zur Selbsthilfe und verjagten den „herrschaftlichen“ Schäfer von ihren Grundstücken. „Was frage ich nach der Gemeinde? Mein Herr ist jetzo wie ein Fürst im Lande!“ sagte er.

Eine Beschwerde der Gemeinde beim Rentmeister in Coburg hatte keinen Erfolg, im Gegenteil, es wurde auch der Oettingshäuser Schäfer veranlasst, die Meederer Wiesen zu behüten. 54 Mann Ausschüsser aus Rodach (Schützen, Landwehr) wurden heraufkommandiert mit dem Befehl „Hand an die Bauern zu legen und sie wieder ins Dorf zu treiben, so gut sie konnten!“

Wiederum ging der Schultheiß nebst zwei aus den zwölf Ältesten nach Coburg zu besagtem Rentmeister. Dieser fuhr sie an und sagte: „Ihr Hunde, ihr groben Bauern, was wollt ihr mehr Recht haben als andere? Geht von mir weg oder es soll euch was Anderes gewiesen werden!“

Das Jahr 1680 brachte die Befreiung von dem Unrecht. Herzog Albrecht (1680 – 1699), der neue Landesherr, nahm sich der bedrängten Gemeinde an. Diese hatte wiederum Mut bekommen und den wider alle Rechte und Billigkeit zugefügten Schimpf, Kosten und Schaden ihrem Landesherrn hinterbracht. Endlich erhielt die Gemeinde Meeder durch ein eingeholtes Urteil der Nürnberger Universität zu Altdorf ihr lang gehabtes Recht wieder.

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Repro: Ulrich Göpfert

Das Repro zeigt um 1900 den letzten Meederer Gemeindeschäfer Andreas Schubert (genannt der Schäfers Andres) aus Drossenhausen. Weitere noch bekannte Schäfer waren im Jahr 1815 Johann Nikol Scharf und Johann Friedrich Herr sowie 1858 Pankraz Oppel.

Hans Angermüller möchte ich an dieser Stelle Dank sagen, er war es, der mich auf den desolaten Zustand des Meederer Schafhauses aufmerksam machte und mich darüber anlässlich eines Besuches dort informierte.
Hans Angermüller ist im Frühjahr 2016 verstorben.


Zurück in der Gegenwart…

Was lange währt, wird endlich gut…
Nach erfolgreicher Sanierung offizielle Übergabe des Schafhauses
an die Gemeinde Meeder

Meeder/Landkreis Coburg
Am Mittwoch, 24. September 2015 wurde das Schafhaus in Meeder nach umfangreichen Sanierungsarbeiten offiziell durch den damaligen Regierungspräsidenten von Oberfranken Wilhelm Wenning an die Gemeinde Meeder übergeben.

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Das Schafhaus steht im Norden des Ortes Meeder auf freiem Feld am Fuß der Langen Berge. Das denkmalgeschützte Bauwerk stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde zwischen 1700 und 1750 in einer seltenen Zimmerer-Technik errichtet. Dieses Gebäude musste für die Nachwelt unbedingt erhalten werden, denn es legt heute noch ein beredtes Zeugnis der schafzuchtreichen Vergangenheit in unserem Coburger Land ab.

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Seit 1971 wurde das ganz in Holz errichtete Gebäude nicht mehr genutzt und gewartet. Sein Verfall schien unaufhaltsam. Zuletzt war der Bau in einem ruinösen Zustand. Lange Jahre konnten sich die Verantwortlichen nicht über die Finanzierung einigen. Inzwischen entwickelten sie mit dem Landesamt für Denkmalpflege, dem Bezirksheimatpfleger und der Unteren Denkmalschutzbehörde ein finanzierbares Sanierungskonzept. Dadurch konnte ein ungewöhnliches Kulturdenkmal vor dem Verfall gerettet werden.

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Wie der 1. Bürgermeister der Gemeinde Meeder, Bernd Höfer, in seiner Begrüßungsrede ausführte:

„Die Zeit war lang, es hat gedauert oder aber auch, was lange währt wird endlich gut“. Ich glaube nichts beschreibt die Geschichte um unser Schafhaus und dessen wunderbare Sanierung so treffend, wie dieser Satz: „Eine erfolgreiche im Herbst 2012 beginnende Komplettsanierung eines objektiv beurteilt dem Verfall überlassenen Gebäudes, das zuvor mehr als 30 Jahre sporadischer Noterhaltungsversuche trotzte. Eine Zeitspange, die an Emotionen und Nerven von ihnen als unsere Wegbegleiter, einiges abverlangte. Auch stand letztendlich der Erfolg in dieser Zeit wohl mehr als einmal ernsthaft in Frage. Heute bin ich mir sicher, es war für die Gemeinde ein Glücksfall, als uns die Untere Denkmalschutzbehörde vor die Wahl stellte, entweder das Gebäude zurückzubauen und in der „Alten Schäferei zu Ahorn“ einzulagern, um die noch vorhandene Bausubstanz zu schützen, oder zu sanieren.

Insgesamt wurden 125.000 Euro investiert,
hiervon allein 625 Arbeitsstunden durch die Kollegen des Bauhofes und 30.000 Euro Eigenkapital der Gemeinde Meeder. Besonders danken möchte ich vor allem der Oberfrankenstiftung um Herrn Vorsitzenden des Stiftungsrats Wilhelm Wenning, der Bayerischen Landesstiftung und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege mit allen Mitarbeitern für ihren ungebrochenen Willen und die finanzielle Unterstützung des Projekts, welche sich mit einer stolzen Summe von 95.000 Euro beziffert. Seinen Dank richtete er ebenso an die begleitenden Handwerker, welche insbesondere den Bauamtsleiter Jürgen Schmidt und die gemeindlichen Bauhofmitarbeiter in vielen Diskussionen unterstützten und hier Großartiges leisteten.

Im Anschluss dankte der 1. Bürgermeister Bernd Höfer dem Kreisheimatpfler Lothar Hofmann, 2. Bürgermeister a.D. Helmut Eckardt sowie Heiko Büschel für ihren ganz persönlichen Einsatz mit einer Dankesurkunde.

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Leben ist in das Schafhaus eingekehrt
Das wieder Leben in das Schafhaus eingekehrt ist, das haben wir heute schon von den neuen Bewohnern gehört. Ich freue mich sehr darüber, dass wir mit Mathias Arnold und seiner Lebensgefährtin Silvia Kirschner Schäfer aus Meeder gefunden haben, die ihre Tiere hier einstellen und somit das erfüllen können, was dem Zweck des Gebäudes zu eigen ist.

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Die Skudde ist die kleinste deutsche Schafrasse. Ursprünglich im Ostseeraum beheimatet

Gelebte Heimat bedeutet für mich,
neben den „lebendigen Tieren“, auch Geschichten unsere Heimat zu bewahren. Für uns und unseren Kindern Geschichte zu zeigen und zu erleben. Am schönsten kann man das mit Bildern und Figuren.

Und so wurde das Konzept um die reaktivierte Nutzung als Stallung unseres Schafhauses mit gemeindlicher Sage „Die Zauberrute“ um die Schäferei zu Meeder im Coburger Land verbunden. Eine Sage, die von einem Schäfer handelt, der in Meeder auf den Langen Bergen sich mit Zauberkraft gegen Musketiere aus Bad Rodach und wütende Bürger aus Meeder zur Wehr setzte und dafür einem Hexlein seine Strickdienste erweisen musste. Er begrüßte an dieser Stelle Ulrich Göpfert, der sich sehr um heimatliche Geschichte, Sagen und Brauchtum bemüht und auf dessen Sammlung wir hierfür zurückgreifen durften.

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unserer Heimat vereinen wir mit diesem sanierten Schafhaus und diesem Nutzungskonzept.

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1. Baustein des heimatlichen Sagenweges
Lassen Sie uns einen Blick auf den 1. Baustein des heimatlichen Sagenweges werfen und bestaunen was die Künstler der Holzschmiede Harald Lieb zur Sage der Zauberrute vorbereitet haben.

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Grußwort des damaligen Regierungspräsidenten Wilhelm Wenning
und offizielle Übergabe des Schafhauses in der Gemeinde Meeder

Im Jahre 2010 hatte ich schon intensiv Gelegenheit, mich mit der Schäferei in der Gemeinde Meeder zu befassen. Im Rahmen von Bayern-TourNatur, der bayernweit größten Umweltbildungsaktion, lernte ich die Bedeutung der Schäferei für den Erhalt der Kulturlandschaft, damals am Bockstadter Weg, nördlich des Gemeindeteils Ahlstadt kennen. Heute darf ich ein einmaliges Zeugnis der schafzuchtreichen Vergangenheit im Coburger Land, das Meederer Schafhaus, offiziell der Öffentlichkeit übergeben.

In einer gemeinsamen Aktion der Gemeinde Meeder in intensiver Zusammenarbeit mit dem Bezirk, der unteren Denkmalschutzbehörde und mit weiteren Beteiligten sowie finanzieller Unterstützung durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, der Bayerischen Landesstiftung und der Oberfrankenstiftung ist es gelungen, ein über den fränkischen Raum hinaus einmaliges Gebäude vor dem Verfall zu retten…

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Es wäre schön, wenn ehemalige Hutungen im Besitz der Gemeinde zukünftig wieder für die Schäferei zur Verfügung stehen könnten. Insbesondere im direkten Umfeld des wunderschön renovierten Schafhauses gab es einst eine Vielzahl an Weideflächen und Triebwegen, auch zu den bekannten Hutungen auf der Senningshöhe. Vielleicht ist es zukünftig möglich, eine derartige, auch kulturhistorisch bedeutsame Verbindungsachse wieder herzustellen.

„Schafhaus und Umgebung sind kein Museum, lassen Sie es uns mit Leben erfüllen“!

Alle Fotos: © Ulrich Göpfert