Zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt

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Ausstellung in Iphofen
Zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt

"Du bist eine Hexe" sagt man heute augenzwinkernd zu Leuten, die frech oder hinterlistig sind. Vor ein paar Jahrhunderten noch konnte über diesen Begriff keiner lachen. Die Ausstellung "Hexenwahn" in Iphofen (Landkreis Kitzingen) zeigt, warum.

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Exponat der Ausstellung
Die Ausstellung "Hexenwahn" greift zahlreiche
Schicksale aus Franken auf.
Foto: 2014 © BR-Mainfranken / Jürgen Gläser

Die Nonne Maria Renata Singer von Mossau war die letzte Frau in Franken, die der Hexerei bezichtigt, verurteilt und hingerichtet wurde. Über die Gründe schüttelt man heute den Kopf: Sie soll schwarze Katzen gehabt und einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben. Anders konnten es sich die Menschen damals nicht erklären, dass einige ihrer Mitschwestern im Kloster Unterzell bei Würzburg "besessen" waren. Heute glaubt man, dass die Nonnen an Depressionen litten, vielleicht sogar geistig behindert waren. 1749 wurde Maria Renata schuldig befunden und auf dem Scheiterhaufen hingerichtet – auf dem Weg zum Höchberger Wald, der heute "Hexenbruch" heißt.

Per Audioguide durch die Ausstellung
Das Schicksal der Nonne ist nur eines von Tausenden in Franken, wo die Verfolgungswelle zwischen 1580 und 1630 ihren Höhepunkt erreichte. Fürstbischöfe wie Julius Echter von Mespelbrunn trieben die Jagd nach den vermeintlichen Hexen voran. Auch Männer und Kinder standen am Pranger, wie die Ausstellung "Hexenwahn in Franken" im Knauf-Museum in Iphofen dokumentiert.

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Originale Prozessakten und Verhörprotokolle geben Aufschluss über die Schicksale.
Foto: 2014 © BR-Mainfranken / Jürgen Gläser

Ausstellung in Iphofen: Von Hexen, Ketzern und Scheiterhaufen
"So eine Ausstellung zu konzipieren ist nicht ganz einfach - stellen Sie mal was aus, was verbrannt ist", beschreibt Museumsleiter Markus Mergenthaler die Herausforderung, die er zu bewältigen hatte. Er kam auf die Idee, die Frauen und Männer "selbst" von ihren Schicksalen erzählen zu lassen – per Audioguide. Basierend auf originalen Prozessakten und Verhörprotokollen können die Besucher nun die schreckliche Zeit nacherleben.

Das Scheiterhaufen-Experiment
Wer beschuldigt wurde, musste ein Verhör über sich ergehen lassen, das oft von Folter begleitet wurde. Mit Werkzeugen wie Daumenschrauben wurden die Verdächtigen dazu gebracht, alles zuzugeben. "Diese Folterwerkzeuge haben wir als Leihgabe vom Kriminalmuseum in Rothenburg ob der Tauber bekommen", so Mergenthaler.

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Ein nach Originalplänen errichtete Scheiterhaufen.
Innerhalb kürzester Zeit war der Eber verbrannt,
übrig blieb so gut wie nichts. Ein erschütterndes
Experiment, das zeigen soll, wie brutal das
Prozedere war.
Foto: 2014 © Knauff-Museum Iphofen

Er hatte außerdem die Idee zu einem außergewöhnlichen Experiment: Im nahen Seinsheim ließ er nach Originalplänen einen Scheiterhaufen errichten. "An den Galgen haben wir einen toten Eber gehängt." Dann wurde das Holz entzündet. "Wir wollten zum einen wissen, wie lange es dauert, bis 70 Kilogramm Fleisch verbrannt sind." Zum anderen habe es ihn interessiert, ob Gerüche entstehen und was am Ende von allem übrig bleibt.

   "Der Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit muss eine große Verunsicherung bei der damaligen Bevölkerung ausgelöst haben. Das führte in eine düstere, mit rationalem Denken nicht erklärbare Epoche: die Zeit der   Hexenverfolgung."
    Markus Mergenthaler, Leiter Knauf-Museum Iphofen

"Das Überraschendste war, wie schnell das man – ich sag jetzt mal als Mensch – verbrannt ist. Aber noch mehr überrascht hat mich, dass wirklich so gut wie gar nichts übrig geblieben ist." Gerüche bzw. Gestank habe er fast gar nicht wahrgenommen. "Das kann aber auch daran gelegen haben, dass vorher die Innereien aus dem Eber entfernt wurden."

Informationen
Sonderausstellung "Hexenwahn in Franken",
vom 27. Juli bis zum 02. November2014
im Knauf-Museum Iphofen

Öffnungszeiten und Eintrittspreise:
Dienstag bis Samstag, 10:00 – 17:00 Uhr,
Sonntag 11:00 – 17:00 Uhr,
montags geschlossen
Erwachsene 4 Euro, Kinder 2 Euro

Quellenhinweis: BR.de - Nachrichten - Unterfranken - Ausstellung in Iphofen