Das Meederer Schafhaus

Das Meederer Schafhaus
Ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude, das unbedingt erhalten werden muss, weil es beredtes Zeugnis der schafzuchtreichen Vergangenheit in unserem Coburg Land ablegt


Foto: 2012 © Ulrich Göpfert

Das Foto zeigt das gemeindeeigene Meederer Schafhaus am Meederer Berg, es fügt sich harmonisch in die Landschaft ein. Darin schützte früher der Gemeindschäfer seine Schafherde vor Witterungsunbilden


Foto: 2012 © Ulrich Göpfert

Dieses alte unter Denkmalschutz stehende Gebäude befindet sich seit einiger Zeit in einem „gottserbärmlichen Zustand“ und wenn nicht bald Abhilfe geschaffen wird, dann bricht es über kurz oder lang eines Tages zusammen. Auch wenn in den Kassen wenig Geld ist, sollten sich die Verantwortlichen darüber im Klaren sein, dass dieses Gebäude für die Nachwelt unbedingt erhalten werden muss, denn es legt heute noch ein beredtes Zeugnis der schafzuchtreichen Vergangenheit in unserem Coburger Land ab.

 
Repro: 2012 Ulrich Göpfert

Wie das Repro zeigt, wurde bereits in früherer Zeit mit einer Aktion der Meederer Schuljugend eine Renovierung des Meederer Schafhauses vorgenommen.

Als der Meederer Berg noch nicht landwirtschaftlich genutzt wurde (vor der 1. Flurbereinigung 1907/11), diente er überwiegend als Weideland für die Schafzucht. Um Hutrechte wurde oft gestritten, vor allem, wenn wie in Meeder neben dem „Gemeindeschäfer“ auch noch ein „herrschaftlicher“ Schäfer weidete. So wurde im Jahre 1521 zwischen den Rittern Hans und Wolf von Sternberg und der Gemeinde Meeder ein Vergleich darüber abgeschlossen, dass der Gemeindeschäfer die „Stupfeln“ zehn Tage früher als der Sternberger Schäfer betreiben solle. Ebenso müsse letzterer die Wiesen und Anspann von Anfang April (Georgentag) bis Mitte Oktober (Michaelis) meiden.

Dieser Vergleich, von Herzog Johann bestätigt, wurde 150 Jahre lang befolgt. Da kam ein neuer Besitzer auf das Schloss in Meeder. Dieser brach eigenmächtig den Vertrag. Die Meederer Bauern griffen zur Selbsthilfe und verjagten den „herrschaftlichen“ Schäfer von ihren Grundstücken. „Was frage ich nach der Gemeinde? Mein Herr ist jetzo wie ein Fürst im Lande!“ sagte er.

Eine Beschwerde der Gemeinde beim Rentmeister in Coburg hatte keinen Erfolg, im Gegenteil, es wurde auch der Oettingshäuser Schäfer veranlasst, die Meederer Wiesen zu behüten. 54 Mann Ausschüsser aus Rodach (Schützen, Landwehr) wurden heraufkommandiert mit dem Befehl „Hand an die Bauern zu legen und sie wieder ins Dorf zu treiben, so gut sie konnten!“

Wiederum ging der Schultheiß nebst zwei aus den zwölf Ältesten nach Coburg zu besagtem Rentmeister. Dieser fuhr sie an und sagte: „Ihr Hunde, ihr groben Bauern, was wollt ihr mehr Recht haben als andere? Geht von mir weg oder es soll euch was anderes gewiesen werden!“

Das Jahr 1680 brachte die Befreiung von dem Unrecht. Herzog Albrecht (1680 – 1699), der neue Landesherr, nahm sich der bedrängten Gemeinde an. Diese hatte wiederum Mut bekommen und den wider alle Rechte und Billigkeit zugefügten Schimpf, Kosten und Schaden ihrem Landesherrn hinterbracht. Endlich erhielt die Gemeinde Meeder durch ein eingeholtes Urteil der Nürnberger Universität zu Altdorf ihr lang gehabtes Recht wieder.

 
Repro: 2012 Ulrich Göpfert

Das Repro zeigt um 1900 den letzten Meederer Gemeindeschäfer Andreas Schubert (genannt der Schäffers Andres) aus Drossenhausen. Weitere noch bekannte Schäfer waren im Jahr 1815 Johann Nikol Scharf und Johann Friedrich Herr sowie 1858 Pankraz Oppel.

Neues vom Meederer Schafhaus

Nachdem ich im Jahr 2006 den o. a. Beitrag über das Meederer Schafhaus mit einigen Fotos versehen auf meiner Internetseite eingestellt habe, sind wieder über 6 Jahre ins Land gezogen, ohne dass die Gemeinde Meeder – ihr gehört das unter Denkmalschutz stehende Gebäude –   an dem „gottserbärmlichen Zustand“ etwas geändert hat.

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Coburger Fuchsschafe
Foto: 2012 © Ulrich Göpfert

Die Verantwortlichen sollten sich darüber im Klaren sein, dass dieses Gebäude für die Nachwelt unbedingt erhalten werden muss, denn es legt heute noch ein beredtes Zeugnis der schafzuchtreichen Vergangenheit in unserem Coburger Land ab. Als Beispiel dafür sei u.a. die Schafsrasse „Coburger Fuchsschaf“ genannt.

Nun scheint etwas „Bewegung in die Sache“ gekommen zu sein:
Nachdem das Landesamt für Denkmalpflege die Gemeinde Meeder in die Pflicht nehmen will, wenn sie das Schafhaus weiterhin dem Verfall preisgibt. Eine Möglichkeit wäre es, das Schafhaus fachmännisch abzubauen und im Gerätemuseum Ahorn einzulagern oder wieder aufzubauen. Auch die Vorstellung des Bürgermeisters Brunner aus Meeder, dass sanierte Schafhaus als Unterstellmöglichkeit für die im Coburger Land weiterhin aktive Wanderschäferei zu verwenden, wäre auch ein Ansatz zur Lösung des Problems.

Bleibt nur zu hoffen und zu wünschen, dass eine rasche Entscheidung getroffen wird, um dieses Gebäude vor dem Verfall zu retten und für die Nachwelt zu erhalten.

Quellenhinweis: Meeder in alten Bildern – Altbürgermeister Helmut Hofmann, 1986
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