Ein Besuch im Schiller-Museum in Bauerbach/Thüringen

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Ein Besuch im Schiller-Museum in Bauerbach/Thüringen
Auf den Spuren des großen deutschen Dichters Friedrich von Schiller 


Foto: 2012 © Ulrich Göpfert

Schillermuseum in Bauerbach/Thüringen
1782/83 fand Friedrich Schiller unter dem Pseudonym „Dr. Ritter“ gastliche Aufnahme im Gutshaus der Henriette von Wolzogen. Das Schiller-Museum erinnert noch heute an diesen Aufenthalt. Bei einer Führung durch das liebevoll restaurierte Haus erfahren Sie viel Wissenswertes über den Dichter, seine Zeit und über die Schillertradition Bauerbachs.

Bauerbach, wo liegt Bauerbach? Wissen Sie wo dieser Ort liegt? Ich kann es Ihnen verraten, aber glauben Sie nicht ich hätte es auf Anhieb gewusst! Durch eine größere Reportage über den großen deutschen Dichter Friedrich von Schiller, anlässlich seines 200sten Todestages (sehen Sie hierzu die Reportage auf meinen Internetseiten) bin ich u.a. auf diesen Ort in Thüringen gestoßen.

Der idyllisch kleine Ort ist 12 km südlich der Theaterstadt Meiningen in Thüringen gelegen. Bauerbach gehörte 1782 der Reichsfreiherrlichen Familie von Wolzogen. Hier fand Friedrich Schiller auf seiner Flucht vor Herzog Carl Eugen von Württemberg gastliche Aufnahme bei Frau Henriette von Wolzogen. Sie erreichen diesen Ort von Coburg kommend auf der B 89 über Hildburghausen, Themar, Meiningen und dort weiter auf der B 19 bis zur Ausfahrt Henneberg. Danach folgen Sie der Beschilderung nach Bauerbach.


Foto: 2012 © Ulrich Göpfert

Schiller-Wanderweg
Wanderfreunde kommen in Bauerbach voll auf ihre Kosten. Eine schöne Möglichkeit, die nähere Umgebung kennen zu lernen, ist der Schiller-Wanderweg

Um das Jahr 1800 war Deutschland in viele einzelne Staaten aufgeteilt. Diese wurden außerdem noch von Napoleon beherrscht. Und doch hat Deutschland niemals mehr so große Männer in Dichtung, Philosophie und Kunst hervorgebracht als in diesen Jahrzehnten. Unter diesen großen Persönlichkeiten sind auch die Dichter Goethe und Schiller.

Friedrich von Schiller wurde 1759 in dem Städtchen Marbach am Neckar in der Nähe von Stuttgart geboren. Sein Vater war ein einfacher Offizier im Dienst des Herzogs von Württemberg. Schiller hing sehr an seiner Mutter. Sie war eine stille, fromme Frau. Deshalb wollte er als Kind auch Pfarrer werden. Schon mit 13 Jahren musste Schiller sein Elternhaus verlassen. Auf Befehl des Herzogs von Württemberg musste er von jetzt an eine Militärakademie bei Stuttgart besuchen, also eine Schule für zukünftige Soldaten.

Hier blieb er acht Jahre. Er kam sich an dieser Schule wie im Gefängnis vor. Denn die Schüler dort hatten wenig Freiheit, sie wurden zum Gehorsam gezwungen. Aus dieser Zeit stammt Schillers Liebe zur Freiheit. Er schrieb heimlich in diesen Jahren sein erstes Schauspiel "Die Räuber“. In diesem Drama ruft er zum Kampf gegen alle Tyrannen und Diktatoren auf. Das waren damals manche der deutschen Fürsten, wobei es allerdings auch gute unter ihnen gab. Napoleon war später ein besonderer Diktator.

Nach Beendigung der Schulzeit wurde Schiller ein einfacher Militärarzt, denn er hatte auf der Schule etwas Medizin lernen müssen. Dieser Beruf macht ihm aber überhaupt keine Freude. Anonym ließ Schiller dann in Mannheim sein Schauspiel "Die Räuber“ aufführen. Das Drama hatte einen riesigen Erfolg. Daraufhin verbot der Herzog von Württemberg Schiller, Schauspiele zu schreiben. Aber Schiller musste einfach Dramen schreiben, er war ein echter Dichter. Außerdem wollte er sich vom Herzog nicht zu etwas zwingen lassen.


Foto: 2012 © Ulrich Göpfert

Schillermuseum in Bauerbach/Thüringen
Das ehemalige Haus der Familie von Wolzogen beherbergt heute ein Schiller-Museum.

Bekanntlich flüchtete der junge Poet im Winter 1782 von der Militärakademie nach Bauerbach bei Meiningen. Hier lebte Schiller 1782/83 sieben Monate lang, getarnt als Dr. Ritter. Man kann in Meiningen und Bauerbach auf den Spuren Schillers wandeln. Eine ehemalige Gaststätte in Bauernbach, in der Schiller noch heute Schulden hat, dient heute als Schiller-Begegnungsstätte und das ehemalige Haus der Familie von Wolzogen beherbergt heute ein Schiller-Museum, es liegt unweit der Schiller-Begegnungsstätte.


Foto: 2012 © Ulrich Göpfert

Schillerbegegnungsstätte im Gasthof „Zum brauen Roß“
Der Gasthof hatte einen berühmten Gast. Hier aß und trank der Dichter Friedrich Schiller während seines Aufenthaltes in Bauerbach. Schillers Besuche hinterließen ihre „Spuren“. Seine „Wundersame Historia“ schrieben die Bauerbacher an die Fassade des Hauses.

Das Asyl Schillers in Bauerbach
Lieblich in ein sanft geschwungenes Tal eingebettet liegt Bauerbach. Der 987 urkundlich erstmals erwähnte Ort hat heute etwa 300 Einwohner. Bis 1803 war Bauerbach ein reichsritterschaftliches Dorf, was für den Deserteur Schiller den unschätzbaren Vorteil bot, dass weder die Polizeiorgane des Herzogtums Sachsen-Meiningen noch eines anderen deutschen Landes hier hoheitliche Rechte ausüben durften.

Das Dorf war zudem von zahlreichen jüdischen Familien bewohnt, da die reichsritterschaftlichen Dorfherren, oft verarmter niederer Adel, sich die Schutzgelder als wichtige Einnahmequellen nicht entgehen lassen konnten. Der noch heute nahe Bauerbach liegende jüdische Friedhof kündet von dieser speziellen Geschichte des Ortes.

Domizil und Fürsorge verdankte der bisher umher getriebene junge Dichter seiner mütterlichen Freundin Wilhelmine Christiane Henriette Johanna von Wolzogen. Schiller nutzte ihr Gutshaus als letzten Zufluchtsort unter dem Pseudonym „Dr. Ritter“ und lebte in Bauerbach „größtenteils mit sich und der Natur, unbekannt und unerkannt.“ Dennoch wurde er als Fremder von den Einwohnern des Ortes zur Kenntnis genommen, mit Interesse oder mit Argwohn beobachtet.

Zur eigenen Sicherheit war er stets bemüht, sein Inkognito zu wahren, was auch dem Wunsch der Frau von Wolzogen entsprach, die am württembergischen Hof verkehrte, ihre Söhne an der Militär-Akademie wusste und sich deshalb Verstimmungen und Skandale nicht leisten konnte. Während seines Bauerbacher Aufenthaltes stand die Arbeit Schillers an dem neuen bürgerlichen Trauerspiel „Louise Millerin“ im Mittelpunkt seiner literarischen Produktion.

Im Oberstock des Gutshauses wurden bereits im Jahre 1847 die von dem jungen Dichter einst bewohnten Kammern, das so genannte „Schiller“- oder Arbeitszimmer und das Schlafzimmer, als kleine private Gedenkstätte eingerichtet, die von Besuchern gelegentlich besichtigt werden konnten. Seit 1905, dem Jahr, da Schillers 100. Todestag landesweit feierlich begangen wurde, standen die Räumlichkeiten ständig der Öffentlichkeit zur Verfügung. Im Jahr 2005 konnte deshalb das Schillermuseum Bauerbach sein 100jähriges Bestehen feiern.


Foto: 2012 © Ulrich Göpfert

Naturtheater „Friedrich Schiller“ in Bauerbach
Deutschlandweit einmalig ist das Naturtheater. Einmalig deshalb, weil auf der idyllisch gelegenen Naturbühne Menschen anspruchsvolles Theater bieten, die ihr Geld allesamt in anderen Berufen verdienen.


2012 © Ulrich Göpfert

Altes Theaterfoto mit einem Szenenfoto aus Schillers „Räuber“.Auf dem Spielplan stehen nicht nur Klassiker, sondern es kommen auch Stücke für Kinder zur Aufführung. Das Theater kann man in jedem Jahr von Juni bis August erleben.


Foto: 2012 © Ulrich Göpfert

Frau Ines Groß vor dem Schillermuseum Bauerbach
Sie gab mir freundlicher Weise Hinweise über das Museum. Das Schiller-Museum gehört heute zur Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen

Weitere Informationen:
Schiller-Museum Bauerbach

Hauptstraße 3, 98617 Bauerbach
Telefon: 036945 – 50301
Fax: 036945 - 50692

Öffnungszeiten
April bis Oktober: Sa-So 10-17 Uhr
November bis März: Sa-So 11-15 Uhr

Fremdenverkehrsverein „Friedrich Schiller“ Südthüringen e.V.
Hauptstraße 12, 98617 Bauerbach
Telefon/Fax: 036945 – 57374

Schillerbegegnungsstätte im Gasthof „Zum braunen Roß“
Hinterdorf 12, 98617 Bauerbach
Telefon/Fax: 036945 – 57374

Naturtheater „Friedrich Schiller“
Organisationsbüro des Theaters
Telefon: 036945 – 50000