Tag des „Offenen Denkmals“

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Tag des „Offenen Denkmals“
Sakrale Bauten standen in diesem Jahr im Mittelpunkt

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Historische Gebäude in ganz Deutschland standen am vergangenen Sonntag, 9. September 2007 offen für Besucher. Der Tag des Offenen Denkmals wurde offiziell von Bundesbauminister Tiefensee in Regensburg eröffnet. Die Altstadt dort steht seit dem vergangenen Jahr auf der Weltkulturerbe-Liste.

Im Mittelpunkt des diesjährigen Aktionstages standen sakrale Bauten. Mit rund 10.000 Kirchen, Klöstern, Synagogen, Gärten und Friedhöfen standen so viele historische Anlagen offen wie noch nie. Der Tag des Offenen Denkmals hat hunderttausende Menschen in historische Gebäude gelockt. Im Mittelpunkt standen in diesem Jahr Kirchenbauten. Der Aktionstag wurde von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz organisiert. In den vergangenen Jahren hatte der Tag des Offenen Denkmals Millionen Besucher angelockt.

Aus diesem Anlass habe ich am vergangenen Sonntag zwei Kirchen im Kreis Coburg besucht, die Margarethenkirche in Bad Rodach–OT Roßfeld und die Ev.-Luth. Kirche in Ahorn. Hier mein Beitrag mit zahlreichen Fotos zum diesjährigen Tag des Offenen Denkmals.

Die Ortschaft Roßfeld
1234 wird Roßfeld zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Cunrad ist Schultheiß zu Roßfeld und wird als Zeuge für ein Tauschgeschäft zwischen Kloster Banz und Karl von Heldritt genannt.

Namensgebung der Kirche
Im Jahr 305 ist Margaretha von Antiochien bei einer Christenverfolgung durch Kaiser Diokletian umgekommen. Die Königstochter Margaretha ist der Legende nach vom Heiligen Georg vom Drachen befreit worden. An ihn erinnert der Georgenberg bei Bad Rodach, auf dem einst eine klösterliche Siedlung stand. Margaretha ist Patronin der Bauern. Sie ist eine der 14 Nothelfer (Vierzehnheiligen). Ihr Tag im Jahreslauf ist der 13. Juli. Deshalb wird in der Regel am zweiten Sonntag im Juli die „Margarethenkärmeß“ mit dem Baumaufstellen am Mittwoch, mit einem Festgottesdienst und fröhlichem Feiern am Sonntag begangen.

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2007 © Ulrich Göpfert

Die Margarethenkirche in Bad Rodach – OT Roßfeld
Die Kirche wird 1350 zum ersten Mal erwähnt. Der Chorraum wird wohl aus dieser Zeit stammen. Vermutlich wurde die Kirche von der damals in hiesiger Gegend ansässigen Adelsfamilie von Heßberg gestiftet. Deren Wappen ist auf einer der Konsolen im Chorraum zu entdecken. Sonst sind nur noch die Außenmauern erhalten. Schon etwas jünger ist der Taufstein aus dem Jahr 1596.

Im 30-jährigen Krieg ist die Kirche innen völlig ausgebrannt. Am 6. Juni 1651 löst sich die Kirchengemeinde Rossfeld mit Rudelsdorf von Bad Rodach und wird eigenständig. 1661 wird eine neue Kanzel eingebaut. 1750 wird das Langhaus umgebaut. 1766 wird der Turmkopf neu aufgesetzt und 1893 das Langhaus erneuert. 1957 ist Wiedereinweihung nach einer Renovierung, bei der die Gemälde an Decke und Emporen freigelegt und von Johann Wiedl aus Nürnberg überarbeitet werden. 1970 wird eine Gesamtrenovierung durchgeführt und 2006 der Innenraum der Kirche wieder schön hergerichtet. Seit 1979 ist der zweite Pfarrer von Bad Rodach auch für Roßfeld/Rudelsdorf zuständig. Seine Dienstwohnung ist nach wie vor das Pfarrhaus in Roßfeld, das in den Jahren 1774 bis 1776 erbaut wurde.

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2007 © Ulrich Göpfert

Die Glocken
Interessant sind die drei Glocken oben im Turm. Seit 1674 ruft die große Glocke zum Gottesdienst. Sie trägt die Inschrift: „Zum Gottesdienst ruf ich mit Schall, ach höret mich und kommet all!“ 1716 gesellt sich die zweite Glocke hinzu. Und von 1766 bis 1917 läutet sogar eine dritte Glocke, die allerdings am Ende des Ersten Weltkrieges zur Gewinnung von Buntmetall zerschlagen wurde. Eine neue dritte Glocke hängt seit 1982 im Turm und trägt die Aufschrift: „Meinen Frieden gebe ich euch. Johannes 14, Vers 27. Für den Krieg zerbrochen verlor sie den Klang. Nun ruf ich zum Frieden lebenslang. Roßfeld-Rudelsdorf Anno Domini 1982“.

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2007 © Ulrich Göpfert

Die Emporen und das Holztonnengewölbe
Sie wurden erst im 18. Jahrhundert eingebaut. Die Darstellungen der Decke ehren den dreieinigen Gott inmitten himmlischer Wesen. Die obere Empore gibt Geschichten aus dem Alten Testament wieder, die untere Empore zeigt einen Durchgang durch die Evangelien im Neuen Testament.

Die Bilder waren wie das Holztonnengewölbe mit dem Dreieinigkeitsmotiv seit 1847 unter einer Farb- und Putzschicht verborgen. Erst bei Renovierungen in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden sie wieder entdeckt und freigelegt.

Die Malereien dienen der Verehrung Gottes und seiner Engel. Sie sind Mahnung und Belehrung aller Gläubigen. Sie sind Schmuck im irdischen Haus Gottes, zeugen von der Freude am Schönen und sind Abglanz des Himmels. Sie vergegenwärtigen heiliges und heilendes Geschehen. Verehrung, Erinnerung und versenkende Betrachtung sollen den Betrachter zur Anbetung Gottes führen.

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Ein herzliches Dankeschön an Frau Ellen Blase
vom Kirchenvorstand für die freundliche Unterstützung

2007 © Ulrich Göpfert

Der Chorraum
Bei der Renovierung von 1957 wurde der Chorraum neu gestaltet und der ehemalige Hochaltar durch einen Tischaltar ersetzt. Das farbige Fenster mit der Darstellung des auferstandenen Christus wurde in dieser Zeit eingesetzt.

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2007 © Ulrich Göpfert

Die Zerstörung des vormals dort eingebauten Fensters war der einzige Schaden, den die Margarethenkirche bei dem Bombenangriff in den letzten Kriegstagen am 10. April 1945 erlitt. Für das übrige Dorf war dieser Angriff mit Brandbomben verheerend. Drei Viertel aller Anwesen lagen hinterher in Schutt und Asche und die Ereignisse von damals haben sich in das Gedächtnis der Menschen fest eingegraben. Darum auch die Friedensaufschrift auf der jüngsten Glocke.
Quellenhinweis: Pfarrer Gerald Munzert
 

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Einen malerischen Anblick, von wo auch immer betrachtet, bietet das Ensemble von Schloss und Kirche zu Ahorn. So dicht wie sie nebeneinander stehen, ist auch ihre Geschichte miteinander verknüpft

2007 © Ulrich Göpfert

Die Evangelisch-Lutherische Pfarrkirche von Ahorn
Während die Burg Ahorn bereits 1056 urkundlich erwähnt wird, ist zum ersten Mal 1312 von einer "Capella" in Ahorn die Rede. Über Größe und Aussehen dieser ersten Burgkapelle ist nichts mehr bekannt. Überhaupt sind im Laufe der Zeit viele Unterlagen über die Baugeschichte der Ahorner Kirche verloren gegangen, so dass auch diese Beschreibung des Ahorner Gotteshauses nicht ohne Vermutungen auskommt.

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2007 © Ulrich Göpfert

Steht man heute an der Hauptstraße vor der Südfront des Gebäudes, meint man, auf den ersten Blick zwei Bauteile deutlich stilistisch voneinander unterscheiden zu können: auf der rechten, also östlichen Seite den mittelalterlichen Turm und den Chorraum, daran angebaut ein neues Kirchenschiff aus der Spätbarockzeit.

Es war seinerzeit weit verbreitet üblich, an bereits bestehenden, gut erhaltenen gotischen Kirchtürmen oder Chorräumen ein neues Kirchenschiff im damals aktuellen Barockstil anzubauen. Obwohl die Baufreudigkeit des l8. Jahrhunderts kaum einen Kirchenbau verschonte, reichte es nicht immer für einen Neubau. Oft wurden auch nur Teile einer Kirche neu gebaut. Manchmal hat das Äußere eines gotischen Gotteshauses die Barockzeit sogar unversehrt überstanden, die mittelalterliche Inneneinrichtung jedoch wurde grundsätzlich dem neuen Zeitgeschmack angepasst.

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Der kreuzrippengewölbte Ostchor
2007 © Ulrich Göpfert

Tatsächlich wurde der Bau der bestehenden Ahorner Kirche um das Jahr 1400 begonnen. Gebaut wurde von Ost nach West, d.h. zuerst wurden Turm, Chorraum sowie das Untergeschoß der Sakristei errichtet, anschließend das Kirchenschiff. Für das Jahr 1412 ist eine Spendennotiz für die im Bau befindliche Kirche überliefert. Auch das Jahr 1444 ist belegt, vielleicht das Datum des Beginns oder der Beendigung eines größeren Bauabschnitts.

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Blick zur Orgelempore
2007 © Ulrich Göpfert

Die Orgel der Ahorner Kirche ist ein wunderschönes Instrument, dass 1793/94 unter Verwendung älterer Teile gebaut und auf die obere Westempore gestellt wurde. Johann Andreas Hofmann aus Neustadt bei Coburg hat sie geschaffen. Es ist eines der frühen Werke der Neustadter Orgelbauerfamilie, die noch bis 1968 fast völlig unbekannt war. Mittlerweile hat sich das grundlegend geändert. In der Fachliteratur wird die Bedeutung der Familie so beschrieben: "Ihre Instrumente sind nicht nur unverwechselbar sondern auch überdurchschnittlich in der Machart und im Klang. Sie gehören zu den Spitzenleistungen fränkischer Orgelbaukunst. Zweifellos waren die Hofmann`s neben der Familie Heidenreich aus Hof die bedeutendsten Meister ihrer Zeit in Franken."

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2007 © Ulrich Göpfert

Zur weiteren Einrichtung der Kirche gehören die Kanzel und das Lesepult. Beide aus Holz, tragen sie einige Verzierungen. Hauptstücke der Ausstattung sind jedoch unbestritten die beiden an der Ostwand des Langhauses aufgestellten Epitaphien der Herren von Streitberg. Das rechts vom Triumphbogen aufgestellte Sandsteinepitaph für Wilhelm von Streitberg und dessen erste Ehefrau Anna wurde 1616 für 1500 Gulden ausgeführt. Die Schöpfer dieses erstklassigen Kunstwerkes waren Johann Werner aus Nürnberg (gebürtig in Mechenried, Landkreis Haßberge) und dessen Schwiegersohn Veit Dümpel aus Altenstein. Die Signatur befindet sich an der linken Volute (spiralförmige Verzierung). Nach dem etwa 20 Jahre älteren Epitaph der Coburger Morizkirche ist es das Beste des Coburger Landes.

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2007 © Ulrich Göpfert

Das Holzepitaph links vom Triumphbogen erinnert an Wilhelm Ludwig von Streitberg, dem "Ahorner Riesen". Mit ihm erlosch das Geschlecht derer von Streitberg zu Ahorn. Es ist etwa 25 Jahre jünger als sein Gegenüber und damit bereits barock. Ob es früher farbig gefasst war, oder schon immer sandsteingrau gestrichen war, konnte ich nicht feststellen. 1935 soll es abgelaugt worden sein.

Früher waren vor den Epitaphien Bänke aufgestellt, die zur Mitte des Langhauses ausgerichtet waren. Sie wurden in den 30er Jahren entfernt, da sie die Sicht auf die beiden beispielhaften Kunstdenkmäler beeinträchtigten. Weitere Grabplatten, die vorher außen oder im Fußboden liegend angebracht waren, sind nun an den Innenwänden des Langhauses aufgestellt worden, um sie vor weiterem Verfall zu bewahren.
Quellenhinweis: Evang.-Luth. Kirchengemeinde Ahorn