Stunde der Wintervögel 2016

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Stunde der Wintervögel 2016
Heißer Sommer ermöglichte vielen Gartenvögeln zusätzliche Bruten
– Ungewöhnlich viele Erlenzeisige
– Gute Beobachtungen an Futterstelle

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Hilpoltstein Ab kommenden Freitag ruft der LBV zusammen mit seinem deutschlandweiten Partner NABU bereits zum elften Mal zur „Stunde der Wintervögel“ auf. Die Naturschützer sind gespannt, welche Folgen die Hitzewellen im vergangenen Sommer und der ungewöhnlich warme November und Dezember 2015 auf die Vogelwelt hatten. Indem bayerische Naturfreunde zwischen dem 8. und 10. Januar 2016 einfach eine Stunde lang die Flugkünstler vor ihrem Fenster zählen und dem LBV melden, erheben sie wichtige Daten zur Verbreitung der häufigen heimischen Vogelarten. „Das trockene und heiße Wetter des Sommers hat bei einigen Vogelarten wie dem Erlenzeisig, Amseln und Meisen für mehr Nachwuchs gesorgt“, erklärt der LBV-Biologe Alf Pille. „So können derzeit fast überall in Bayern Erlenzeisige beobachtet werden. Besonders einfach geht das an Futterstellen.“ 

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Erlenzeisig
© F. Derer

Den Erlenzeisigen ermöglichte der heiße Sommer eine zweite Brut und eine erfolgreiche Aufzucht ihrer Jungen. „So ist der Bestand in den nördlichen Brutgebieten stark gestiegen und die Jungvögel sind deshalb zu uns nach Süden ausgewichen“, so Alf Pille. Beim Beobachtungsportal www.ornitho.de  wurden deshalb in den vergangenen Wochen bereits doppelt so viele Erlenzeisige in Bayern gemeldet wie 2015. Der kleine, gelbgrün-gestreifte Fink tritt dabei vor allem in Schwärmen auf. „Vom größeren Grünfink ist er außerdem durch den deutlich spitzeren Schnabel und seinen pinzettenförmigen Schwanz zu unterscheiden.“ Erlenzeisige kommen auch sehr gerne an Futterhäuser und sind dort somit in den kommenden Tagen einfach zu beobachten. „Auch, wenn das Wetter wieder milder werden sollte, schadet es den Vögeln nicht, sie weiter zu füttern“, klärt der Biologe auf. Erlenzeisige sind auch gut zu hören, da sie im Schwarm durch ihre auffälligen Rufe ständig Kontakt halten. 

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Grünfinken
© Peter Lenk

Die extreme Sommerhitze ermöglichte aber auch vielen anderen heimischen Vögeln zusätzliche Bruten und einen großen Erfolg bei der Aufzucht. „Amseln und Feldsperlinge brüteten teilweise wohl bis zu vier Mal, aber auch Meisen hatten gute Bruterfolge“, erklärt Pille. Neben den guten Brutbedingungen gab es außerdem genügend Insekten, um den Vogelnachwuchs anschließend auch ausreichend zu versorgen. „Der heiße Sommer 2015 hat uns also viele Jungvögel beschert“, resümiert der Biologe. 

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Zaunkönig
© Dr. Christoph Moning

Ein besonderes Auge will der LBV wegen der milden Witterung bis zum Jahresende auch auf bekannte Zugvögel werfen, die normalerweise im Mittelmeerraum überwintern, sich diesmal aber den Flug in den Süden gespart hatten. „Viele Stare, aber auch Hausrotschwänze, Bachstelzen und Mönchsgrasmücken wurden nun im wahrsten Sinne des Wortes kalt erwischt und vom plötzlichen Wintereinbruch in Bayern überrascht“, erklärt LBV-Biologe Alf Pille. Es kann daher gut sein, dass diese Vogelarten, die 2015 ebenfalls ideale Brutbedingungen hatten, derzeit vermehrt bei der Nahrungssuche beobachtet werden. „Eine aussägekräftige Antwort wie viele Daheimbleiber es momentan in Bayern gibt kann aber nur durch die Mithilfe möglichst vieler Teilnehmer geklärt werden“, so Pille weiter. 

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Turmfalkenweibchen im Winter
© Dieter Hopf

Auch das gute Mäusejahr hatte positive Auswirkungen auf viele Vogelarten. Häufige Greifvögel wie Mäusebussarde, Turmfalken und Rotmilane profitierten von den zahlreichen Nagern und produzierten viele Jungvögel. „Gerade wer am Stadtrand oder in ländlichen Gebieten wohnt, soll zusätzlich ein Auge auf solche besonderen Gäste während der Mitmachaktion werfen“, weißt Alf Pille hin. 

Und so wird gezählt: 
Von jeder Vogelart wird die jeweils gleichzeitig beobachtete Höchstanzahl notiert, die im Laufe einer Stunde entdeckt werden kann. Die Beobachtungen können ganz einfach im Internet unter www.stunde-der-wintervoegel.de gemeldet werden. Auch per Post (Einsendeschluss ist der 19. Januar 2015) und Telefon (kostenlose Rufnummer am 10. und 11. Januar von 10 bis 18 Uhr: 0800-115-7-115) ist die Meldung möglich.