LEONCE UND LENA

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Landestheater Coburg
LEONCE UND LENA 
Lustspiel von Georg Büchner
Letzte Vorstellung

Er war ein kurzes, aber gewaltiges Feuerwerk in der Geschichte der deutschen Literatur: mit gerade mal 23 Jahren verstarb der junge Arzt, Schriftsteller und Revolutionär Georg Büchner am 19. Februar 1837 in Zürich, wo er sich gerade als Privatdozent niedergelassen hatte.

Bewegte Jahre waren dem vorangegangen: bereits 1833 kam er als junger Student in Straßburg in Kontakt mit den revolutionären Tendenzen seiner Zeit; nach der Übersiedelung nach Gießen wurde er zu einer der führenden Köpfe der bürgerlichen Freiheitsbewegung. Auf die Veröffentlichung der Kampfschrift „Der hessische Landbote“, der die vielzitierte Parole „Friede den Hütten, Krieg den Palästen!“ entstammt, folgte die Flucht ins Straßburger Exil und schließlich die Promotion in Zürich. In den zwei Jahren zwischen 1835 und 1837 entstanden inmitten dieser turbulenten Zeit vier Werke, die das schmale literarische Werk Büchners ausmachen und die gleichwohl jedes für sich ein literarisches Ereignis darstellen: die Dramen „Dantons Tod“, „Leonce und Lena“ und „Woyzeck“ sowie die Novelle „Lenz“.

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oto: 2011 © Landestheater Coburg/Andrea Kremper

Das als „Lustspiel“ titulierte „Leonce und Lena“ ist vielleicht das rätselhafteste der Dramen Büchners: anders als „Dantons Tod“ und „Woyzeck“ nimmt es nicht historische Figuren als Ausgangsmaterial, sondern spielt in der märchenhaften Welt der Königreiche „Pipi“ und „Popo“ und ist unschwer als Parodie auf gängige Lustspiele erkennbar – sich verliebende Königskinder, junge Rebellen, verhuschte Ministerpräsidenten und ein König, der sich an sein eigenes Volk nicht erinnern kann –, greift aber gleichzeitig die verkrustete Aristokratie der damaligen deutschen Kleinstaaten an.

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Foto: 2011 © Landestheater Coburg/Andrea Kremper

Doch im Zentrum dieser romantischen Komödie stehen die jugendlichen Helden, die aus dem Überdruss, aus den vorgezeichneten Lebensbahnen aufbrechen auf eine Reise ins Ungewisse, nach Italien vielleicht oder doch nur ins nächste Wirtshaus. Die Ziellosigkeit des Aufbruchs, der Impuls „alles ist besser als das hier“, spiegelt die Wünsche und Sehnsüchte jeder jungen Generation wider – und erhält doch zu Büchners Zeit eine besondere, gesellschaftlich-politische Tragweite. Der politische Widerstand gegen das bestehende System, der Überdruss am Überkommenen, formierte sich bereits, doch konkrete Alternativen oder gar die Vorstellung einer anderen Gesellschaftsordnung waren höchstens vage vorhanden. So fühlte sich die Generation Büchners als „Lost Generation“, als Bewohner einer „halben Zeit“, wie es der Büchner-Weggenosse Georg Herwegh formulierte, eine Zeit, in der absoluter Lebenswille und morbide Todessehnsucht eine merkwürdige Verbindung eingingen.

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Foto: 2011 © Landestheater Coburg/Andrea Kremper

Leonce und Lena, die Königskinder, die sich auf der Flucht kennenlernen und verlieben, kehren dementsprechend zurück in ihre Heimat, wo sie prompt verheiratet werden – so war es ohnehin vorgesehen im vom allmächtigen Staatsrat regierten Popo. Ob sie nun tatsächlich die neue Zeit einführen, in der alle Uhren zerschlagen werden, oder ob sie nicht doch denselben alten Mustern anheimfallen wie ihre Vorfahren – das lässt Büchners Text offen, und diese Frage treibt natürlich die jugendlichen Rebellen aller Zeiten um.

Inszeniert wird das schräg-poetische Stück von Michael Götz, der mit „Dreisamma“ und Born in the RAF“ in der letzten Spielzeit das Landestheater in Spielstätten in der Stadt gebracht hat und der nun zum ersten Mal in der Reithalle inszeniert.


Inszenierung
Michael Götz

Bühne
Ditteke Waidelich

Kostüme
Imke Paulick


Darsteller:

Helmut Jakobi (König Peter)

Vivian Frey (Prinz Leonce)

Anna Staab (Prinzessin Lena)

Sönke Schnitzer (Valerio)

Kerstin Hänel (Gouvernante/ Rosetta)

Sebastian Pass (Präsident des Staatsrats)

Nils Liebscher (Zeremonienmeister)


Weitere Vorstellungen

10.05.2012 - 20:00 Uhr -  Letzte Vorstellung


Weitere Informationen

Landestheater Coburg
Schlossplatz 6, 96450 Coburg

Telefon +49 (0)9561 / 898900
Telefax +49 (0)9561 / 898929

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Internet: www.landestheater-coburg.de