Wirtschaftskrise 1929-1933
"Einen Bettler zurückzuweisen wagen die meisten Bauern nicht,
weil sie das Zündholz fürchten" - Es herrschten unbeschreibliche Zustände!
"Die Arbeitslosen" , Gemälde von Hofer
Die Wirtschaftskrise traf unser seit 1923 im Aufschwung befindliches Land nahezu unerwartet und total. Auslöser dafür war der Zusammenbruch der Hausse-Spekulation an den Effektenbörsen von New York. Dies führte zu heftigen Preisstürzen, vielen Bankrotten, tiefgreifenden Kapitalmangel, außerordentlich hoher Arbeitslosigkeit.
Hungernde Arbeiterfamilie, 1932 - das Arbeitsamt
wurde "Hungerpalast" genannt
Jeder dritter deutsche Arbeitnehmer, vor allem Arbeiter und Angestellte, wurde arbeitslos; die zugleich erfolgende Aushöhlung und Verschlechterung der so schon geringen Arbeitslosenversicherung führte zusätzlich zu einer drastischen Minderung der Massenkaufkraft und zu weiteren Verlusten der damals noch sehr auf das Inland orientierten Wirtschaft und Industrie. Täglich schlossen mehr Betriebe und setzten ihre Arbeitnehmer auf die Straße. So gab es allein im Jahre 1931 17.000 Konkurse in Deutschland. Arbeitslose Jugendliche trieben sich auf den Straßen herum. Ein halbe Million war es bereits 1931. Auch sie trugen wie viele andere oft Schilder um den Leib mit der Aufschrift" Suche Arbeit jeder Art". Doch nicht nur Arbeiter und Angestellte waren von der schlimmen Lage betroffen, auch die Akademiker fanden keine Anstellung mehr. Auf 125.000 Studierende im Jahr 1932 fielen 88.000 freie Stellen.
Die Arbeitslosenunterstützung, als eine soziale Ruhmestat gepriesen, brachte zuwenig zum Leben und zuviel zum Sterben. Armenküchen und Schlafstellen für Arbeitslose wurden eingerichtet, hauptsächlich von karitativen und kommunalen Organisationen.
"Armenfütterung" , 1929/30 - Kinder zuerst!
Das Winterhilfswerk wurde 1931/32 eingeführt. Aus diesen Mitteln gab man in Großstädten Gutscheine für Kohlen, Kartoffeln und etwas Fleisch aus, um die schlimmste Not zu lindern. Die Arbeitslosigkeit und der wegen Geldmangels damit verbundene Hunger großer Teile der Bevölkerung sind noch immer das größte Problem der Gemeinden.
Auch das Bettelunwesen hat unbeschreibliche Formen angenommen, besonders auf dem Land. "Einen Bettler zurückzuweisen wagen die meisten Bauern nicht, weil sie das Zündholz fürchten".
In Neustadt bei Coburg kann nur mit Mühe die Erstürmung eines Lebensmittelgeschäftes durch Wohlfahrtsempfänger verhindert werden. Erst ab Mitte 1934 traten eine merkliche Besserung der wirtschaftlichen Situation und eine langsame Abnahme der Arbeitslosigkeit ein. Nüchterne Arbeitslosenzahlen (hinter jeder Zahl steht jedoch ein menschliches Schicksal):
1928 Ende Januar: 1,8 Millionen Arbeitslose
1929 Ende Februar: 2,1 Millionen Arbeitslose
1930 Ende Februar: 3,4 Millionen Arbeitslose
1931 Mitte Februar: 5,0 Millionen Arbeitslose
1932 Mitte März: 6,1 Millionen Arbeitslose
1933 Ende Februar: 6,0 Millionen Arbeitslose
(nach Elben, Die Weimarer Republik, Frankfurt a. M. 1966, S. 112)
Quellenhinweis: Gustav Schmidt