Jubiläumsfest - 300 Jahre Brauhaus Rossach

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Jubiläumsfest - 300 Jahre Brauhaus Rossach
Das „Rossicher Salbergebräuta“ mundete den Festbesuchern ausgezeichnet

Eine Fotoreportage von Ulrich Göpfert

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Bierdeckel zum Jubiläumsfest
Foto: 2011 © Ulrich Göpfert

Rossach/Landkreis Coburg
Etwas besseres Wetter hätten die Rossacher zu ihrem Jubiläumsfest am vergangenen Samstagnachmittag schon verdient gehabt, aber die „paar Regentropfen“ – die nicht bis in die Festmaß gelangten -  taten der Stimmung vor dem Festplatz am Traditions-Kommunbrauhaus keinen Abbruch.

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Auch „Musikalische Schmankerl“ wurden serviert
Musikalisch wurde die Feier eingeleitet von der „Kindermusikgruppe Saskia Jeske“
Foto: 2011 © Ulrich Göpfert

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Begrüßung durch 1. Bürgermeister Udo Siegel
Foto: 2011 © Ulrich Göpfert

Wie er in seiner Rede ausführte: Das Kommunbrauhaus Rossach kann auf eine 300-jährigen Geschichte verweisen. Grund genug um dieses Jubiläum heute zünftig zu feiern.

Seit Jahrhunderten haben die Rossacher Bürger ausgestattet mit dem Hausbraurecht, ihr eigenes Bier in dieser Braustätte hergestellt. Diese Tradition ist auch heute ungebrochen. Bis zum heutigen Tage ist es immer wieder gelungen, Personen zu gewinnen, die sich der Aufgabe der eigenen Bierherstellung verschrieben haben und als „Braumeister“ die Leitung und Organisation übernehmen.

Sie sind wahre Pfleger der Tradition. Ohne ihr engagiertes Eintreten für das Brauen wäre der Bestand des Hauses wohl schon lange nicht mehr gegeben. So ist es gelungen, über Jahrhunderte ein wahres Kleinod zu erhalten und vor allem mit Leben zu erfüllen…

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Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Günter Dippold hielt die Festrede
Foto: 2011 © Ulrich Göpfert

Für die Festrede konnte Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Günter Dippold gewonnen werden. Er konnte interessantes aus der Geschichte des Brauhauses und der damaligen Zeit berichten:

Rossach sei, so formulierten 1711 die beiden Dorfmeister, ein „sehr volckreich(es), in der offenen Straß gelegenes Dorff, durch welches täglich eine starcke Passage gehet“. Sowohl die harte Arbeit der Einheimischen in der Landwirtschaft als auch das strapaziöse Reisen der Fremden erzeugte eine Nachfrage nach Bier, das als idealer Kraftspender galt.

Ein Wirtshaus nahe der Kirche ist seit 1499 nachzuweisen, ein zweites wurde im frühen 17. Jahrhundert eröffnet. Doch sie versorgten, wie die Dorfmeister klagten, den Ort nur mit „geringe(m) Bier“, und manchmal holten die Wirte „allerhand liederliches Getränck“ aus anderen Orten. Über die mangelhafte Bierqualität hätten „sowohl die Passagiers alß hiesige Innwohnere mehrmalige Klage geführet“. Ihr Bier aber aus auswärtigen Brauereien zu beziehen, war den Einheimischen von Rossach 1696 untersagt worden. Auch der Hofkammer, der Finanzbehörde des Herzogtums Sachsen-Coburg waren die beiden Wirtshäuser ein Dorn im Auge, denn sie zahlten die „Tranksteuer“ nicht. Sie betrachteten sich von dieser Abgabe durch eine Pauschalzahlung als befreit.

So stieß der 1707 gestellte Antrag der Gemeinde Rossach, ein kommunales Brauhaus zu errichten, in Coburg auf offene Ohren. Die beiden Wirte jedoch protestierten gegen das Projekt. Die Hofkammer war bereit, ihnen entgegenzukommen: Würden sie ihre Tranksteuer künftig ordentlich entrichten, dann werde man die Gemeinde abweisen. Die Wirte freilich, vertreten durch den gewieften Coburger Advokaten Heinrich Perthes, stellten sich quer. Geschickt verschleppte der Rechtsvertreter die Sache, so dass erst einmal alles beim Alten blieb.

1710 gab ein Urteil der Juristischen Fakultät der Universität Marburg eindeutig der Coburger Hofkammer und der Gemeinde recht: Die Wirte seien weder befugt, die Tranksteuer zu verweigern, noch hätten sie ein Privileg, das den Bau eines gemeindlichen Brauhauses verbiete. Dagegen legte der Advokat Rechtsmittel ein, so dass sich der Fall weiter hinzog. Verzögernd wirkte sich auch der Umstand aus, dass nach dem kinderlosen Tod des Herzogs Albrecht von Sachsen-Coburg im Jahr 1699 seine Brüder und Neffen Jahrzehnte lang über das Erbe stritten und das Land gemeinsam regierten. Gotha, Meiningen, Hildburghausen und Saalfeld mussten sich bei Entscheidungen abstimmen.

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Urkunde aus dem Jahr 1711, Seite 1
Repro: Ulrich Göpfert

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Urkunde aus dem Jahr 1711, Seite 2
Repro: Ulrich Göpfert

Endlich im Juni 1711, erhielt die Gemeinde die erbetene Genehmigung von der Coburger Hofkammer. Doch der untere Wirt ließ nicht locker und beanspruchte für sein Wirtshaus den Status einer Erbschenke, was ihn zur ausschließlichen Versorgung des Dorfs mit Bier berechtigt hätte. Das Wirtshaus gehörte zum Rittergut Untersiemau. Dessen Inhaber, Johann Dietrich von Könitz, wandte sich als vermeintlich Geschädigter im März 1712 an den Herzog von Sachsen-Meiningen und fand Gehör, zumal er als Oberhofmeister der Herzoginmutter zum dortigen Hof gehörte. Die Hofkammer gebot der Gemeinde Rossach deshalb, den bereits genehmigten Bau einzustellen.

Das Bauholz für ihr neues Brauhaus hatte die Gemeinde schon 1711 gekauft. Angesichts der neuen Verwirrungen versuchten die Rossacher, Tatsachen zu schaffen. Wie der Unterwirt seinem Advokaten Hauck „fast mit thränenden Augen“ berichtete, ließ die Gemeinde das Brauhaus Ende Oktober 1711 aufrichten. Die Regierung drohte der Kommune eine gehörige Geldstrafe an, wenn sie fortfahre.

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Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Günter Dippold bei seiner Festrede
Foto: 2011 © Ulrich Göpfert 

Kurz darauf löste sich die Angelegenheit zum Wohlgefallen der Gemeinde. Die Details sind unklar; jedenfalls spielte der sachsen-meiningische Regierungsrat Dr. Lautensack eine wichtige Rolle. Ihm zahlte die Hofkammer im November 1711 einen ansehnlichen Betrag, den sie sich von der Gemeinde erstatten ließ. Denn Lautensack habe den Rossachern „in dero Brau-Angelegenheit (…) gute Dienste gethan“. 

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Das Rossacher Kommunbrauhaus im Jubiläumsjahr 2011
Foto: 2011 © Ulrich Göpfert 

Schon zuvor, im Januar, hatten die Coburger Kupferschmiede Johann und Johann Georg Hilpert die Braupfanne geliefert. Nach sechsjährigem Bemühen konnte die Gemeinde mit dem Brauen beginnen...

Quelle: Prof. Günter Dippold, Bezirksheimatpfleger

 

Eindrücke vom Jubiläumsfest am 25. Juni 2011

 im Bild festgehalten:

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Die Rossacher ließen sich durch das etwas kühlere und nasse Wetter nicht vom Feiern abhalten und waren mit Kind und Kegel auf dem Festplatz vertreten

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Bürgermeister Udo Siegel und Braumeister Klaus Ziegler

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Rektorin Iris Metzner, Volksschule Großheirath  und Landrat Michael Busch

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v.l.n.r.: Geschäftsleiter und Kämmerer Helmut Schöttner, Gemeinde Großheirath; Bürgermeister der Gemeinde Untersiemau,  Michael Boßecker; Altlandrat Karl Zeitler; Udo Siegel, Bürgermeister der Gemeinde Großheirat

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Gut beschirmt, deshalb kein Regentropfen in der Festmaß

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Den Bratwurstmeistern wurde nicht kalt

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Die Drei von der Tankstelle
v.l.n.r.: Michael Möslein, Jürgen W. Heike (MdL) und Udo Siegel,
Bürgermeister der Gemeinde Großheirath

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Die Rossacher lassen sie durch das Wetter nicht vom Feiern abhalten

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Jürgen W. Heike (MdL) im Gespräch mit Helmut Schöttner,
Geschäftsleiter und Kämmerer der Gemeinde Großheirath

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Schöne Fachwerkhäuser kann man allenthalben in der Gemeinde Rossach sehen

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Rückseite des Jubiläums-Bierdeckels

 Foto: 2011 © Ulrich Göpfert

Hinweis:
Zum Brauhausfest wurde ein Jubiläumskrug angefertigt, der bei der Gemeindeverwaltung bestellt werden kann.

Quellenhinweis:
Festschrift Gemeinde Großheirath