Herbert Hisel

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Herbert Hisel -
ist der „Vater“ des fränkischen Humors
Trocken, hart und herzhaft fränkisch

Er war einer der größten fränkischen Humoristen – aber nur Wenige erinnern sich an ihn: Herbert Hisel. Mit seinen Auftritten hat er den fränkischen Humor salonfähig gemacht. s'Hebertla wäre am 22. Juni 2012 85 Jahre alt geworden.

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Herbert Hisel
Foto: 2013 © Fred Lindinger

Acht goldene Schallplatten und Auftritte auf der ganzen Welt: Herbert Hisel ist der "Vater" des fränkischen Humors. 1953 macht er im Nürnberger Karneval seine ersten Schritte in Richtung Komik. Die Auftritte der anderen Humoristen gefallen ihm nicht recht - aber nur kritisieren geht nicht. Deshalb geht er selbst in die Bütt - und findet dort seine Berufung.

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Herbert Hisel - Seine erste Schallplatte "Jahrgang 22"
Foto: 2013 © BR

Er wird zum unumstrittenen Liebling des Nürnberger Faschings. Alle wollen s’Herbertla sehen und hören. 1961 hängt er dann letztendlich seine Arbeit bei Grundig an den Nagel und ist von da an hauptberuflich Komiker. Zwei Jahre später veröffentlicht er seine erste Schallplatte "Jahrgang 22".

Herbert Hisel über seinen Erfolg
"Ich habe eine eigene Linie, den trockenen, manchmal etwas harten, aber herzhaften fränkischen Humor."

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Herbert Hisel steigt in ein Flugzeug
Foto: 2013 © BR

"Aufs Maul gschaut"
Hisel ist erfolgreich – das Publikum liebt seinen fränkischen Humor. Die 1960er- und 1970er-Jahre sind die von Herbert Hisel. Er steht auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Seine Tourneen führen ihn um die ganze Welt. Sogar Auftritte in Hawaii stehen auf seinem Tourplan. In Chicago hat er einen Manager, der sich nur um die Termine in den USA kümmert. Er tritt vor deutschen Auswanderern auf. Hisel wirkt bei 15 Filmen mit und spielt Theater. Die Kritiker lieben den Franken, der dem "Volk aufs Maul schaut".

    "Die Franken, Skeptiker von Natur aus und immer zweifelnd über sich selbst, genieren sich eher ihrer Aussprache. […] Hisel nun tat das von der Nürnberger Mentalität Unfassbare: Er erzählte seine dem Leben abgelauschten Begebenheiten auf Nürnbergerisch. Und das zweite Unfassbare stellte sich alsbald ein: Diese auf Nürnbergerisch vorgetragenen Auftritte, werden in München, Hamburg und Berlin verstanden."
Main-Post, Würzburg vom 24.06.1965

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Zeitungsschlagzeile über Herbert Hisel
Foto: 2013 © BR

Heimweh in Kanada
Herbert Hisels Sprüche wie "Jou werkli" oder "Des is a net grod is Gsündeste" sind legendär. Noch heute bedienen sich fränkische Kabarettisten und Komiker seiner Floskeln. Dennoch ist Herbert Hisel in Vergessenheit geraten. Vielleicht einer der Gründe: Hisel flieht wegen mehrerer Hunderttausend Mark Steuerschulden nach Kanada. Mit Auftritten hält sich er sich über Wasser und zahlt so seine Schulden zurück. Er habe immer Heimweh gehabt, erzählen Freunde des Humoristen später.

    "Der Nürnbercher ist ein sehr eigenartiges Publikum – des hat nix mit Qualität zu dou – wennst in Nürnbercher richti oheizn willst, moustn erst richti aafn Backn naufhaua. Wenn mer aber den Nürnbercher amal hat, is er ein hervorragendes Publikum. Blous derf mern dann net alaans lassen, sunst göiht er durch."
Herbert Hisel, Nürnberger Nachrichten vom 24.02.1968

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Herbert Hisel
Foto: 2013 © Heinrich Meyer

Nürnbergs vergessener Sohn
1982 versucht Hisel sein Comeback. Mit einem Auftritt im Festzelt auf dem Herbstvolksfest will er den Sprung zurück an die Spitze der fränkischen Komik schaffen. Der Versuch misslingt. Nicht einmal einen Monat nach dem Auftritt in seiner Heimatstadt Nürnberg stirbt Herbert Hisel im Alter von 55 Jahren bei einer Autofahrt an einem Herzinfarkt. Zu seiner Beerdigung seien nur rund zehn Mann gekommen, erzählen Bekannte des Komikers später. Niemand habe davon gewusst. 25 Jahre nach seinem Tod wird Herbert Hisels Grab auf dem Nürnberger Westfriedhof aufgegeben. Heute erinnert ein Gedenkstein an Hisels ehemaliger Grabstätte und vielleicht die ein oder andere verstaubte Schallplatte im Schrank an den fränkischen Komiker.

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Herbert Hisel
Foto: 2013 © BR

Wie Hisel zu "Jou werkli" kam
"Jou werkli, is also eine Bestätigung, wenn einer am was net glabbt. Und su is des a enstandn. Ich hob halt einen ganz bleedn Witz bei einer Büttnred erzählt. Do homs a Waal braucht bis gschaltn hom und dann hob ich gsacht 'Jou werkli' zur Bekräftigung derzu und dann homs also furchtboar glacht. Und beim nächsten Witz hob is des 'Jou werkli' net braucht – no hot der ganze Saal gschria: 'Jou werkli!' und des Ding woer geborn."
Herbert Hisel im Interview mit dem Bayerischen Fernsehen

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Platte von Herbert Hisel
Foto: 2013 © BR

Hisel-Humor
Abends um halb zehne kummd a Besoffener ausm Festzelt raus. Geht hin zuner Schießbudn und sagt: "Ich möcht an Gewehr ham!". Der gibt dem a Gewehr, der legt an, wagglt a bissla - und BUMMS. Eine Zwölf! Kriegt er als Preis eine kleine lebende Schildkröte. "Danggeschön!" Haut ab. Nach zehn Minuten steht er widder do: "Ich möcht a Gewehr ham!". der gibt dem a Gewehr, der legt an, wagglt a bissla - und BUMMS - die zweite Zwölf! Krieg er wieder als Preis eine kleine lebende Schildkröte. "Ich dangge schön!". Haut ab - nach anner viertel Stund steht er widder do: "Ich möcht gern a Gewehr ham!". Der gibt dem ein Gewehr - BUMMS. Die dritte Zwölf! Sacht der Schießbudenbesitzer: "Mein Herr! So was war noch nie da! Drei Zwölfer an einem Abend! Sie haben freie Auswahl! Sie können sich aussuchen, was sie wollen!" - "Hörn Sie! Des is mir alles egal! Obber bloß net widder su a alde Fischsemmel!"

"Was machen Sie, wenn sie auf Posten stehen und es kommt ein Offizier vorbei?" – "Dann präsentier' ich das Gewehr!" – "Gut! Und was machen Sie, wenn Sie auf Posten stehen und es kommt ein Haufen betrunkener Soldaten vorbei?" – "Mei, no, da prästentier' ich auch!" – "Aber warum denn?" – "Weil bei dem Haufen besoffener Soldaten bestimmt ein Offizier dabei ist!"

Quelle: BR.de - Franken - Frankenkult(ur)