Die Insel Rhodos

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Die Insel Rhodos
Rhodos - Insel des Sonnengottes Helios

Sonneninsel Rhodos: dieser Mythos ist wohl gut und gerne über 3000 Jahre alt. So sagten schon die alten Griechen, dass diese Insel dem "rosslenkenden“ Gott Helios geweiht sei, der mit seinem Sonnenwagen täglich das Firmament durchquert. Doch die jährlich über 300 Sonnentage sind es nicht allein, die die viertgrößte Insel nah der türkischen Küste so attraktiv machen.

Die Götter und Rhodos

Helios, der Sonnengott, schenkt seiner Insel die wärmenden Strahlen, Poseidon, Herr der See, hält die Meere sauber, Aeolos` Winde bringen erfrischende Kühle auch im Sommer und lassen die bunten Segel der Surfer über das Wasser gleiten. Dionysos, Gott des Weines, lässt am Attaviros, dem höchsten Berg, edle Tropfen gedeihen und Demeter gibt der Erde die Kraft, in üppiger Pracht die Namensgeber der Insel hervorzubringen: die "Rosen“ von Rhodos, die Blüten des Hibiscus.

Rhodos – im östlichen Mittelmeer, am Rande der Ägäis gelegen – ist die größte Insel des Dodekanes. Die Insel, nur 20 km vom türkischen Festland entfernt, ist 80 km lang, misst an ihrer breitesten Stelle 40 km, und wer die Insel an der Küstenlinie umrunden will, muss mit 250 gefahrenen Kilometern rechnen.

Die Landschaften

Wie ein Delphin (mit Rhodos-Stadt auf der langen Schnauze, Lindos als Brust- und Monòlithos als Rückenflosse) taucht die Insel aus dem Meer auf. Lang gestreckt schließt sich die Ägäis, das Meer der griechischen Inseln, gegen das offene Mittelmeer im Süden ab. Auf halber Länge, etwa auf Höhe von Lindos, überschreitet Rhodos den 36. Breitengrad, liegt damit auf gleicher Höhe wie Malta und Gibraltar, nördlicher aber als Kreta, dem es das Südende zukehrt. Die Nordspitze hingegen weist zum türkischen Festland, mit dem die Insel in der Vergangenheit oft in enger Beziehung stand.

Durch die kaum 18 km breite Meerenge zwischen der Nordwestküste und dem klein-asiatischen Festland fuhren seit früher Zeit die Handelsschiffe auf der Route nach Ägypten, was der Stadt Rhodos seit ihrer Gründung 408 vor Christus enorme strategische Bedeutung gab. Die Ostküste schaut aufs inselfreie Meer, das bald auf Tiefen über 4000 m abfällt, die Westküste hingegen ist der Inselgruppe der Dodekanes zugewandt. Dieser Name bedeutet auf Griechisch: "Zwölf Inseln“; man bezeichnet damit die kleineren Inseln nahe der kleinasiatischen Küste. Rhodos gehört historisch nicht dazu, ist aber heute die Hauptstadt des Verwaltungsbezirks Dodekanes.

Die Kreuzritter

Die Insel wurde von den Rittern mit gewaltigen Festungsanlagen gesichert. Die Ordensritter widmeten sich nur der Pflege von Kranken und Bedürftigen, der ursprünglichen Intention des Ordens, sie führten auch den Kampf gegen den byzantinischen Herrscher im Auftrage Roms fort. Als selbständiger Staat unterhielten sie eine große Flotte, kaperten die Schiffe der Feinde und verkauften die Gefangenen als Galeerensklaven an verbündete Staaten.

Keuschheit, Christlichkeit und Barmherzigkeit waren Fundamente des Ordens. Doch viele der Ritter suchten in der Ferne vor allem Macht und Einfluss, wie z. B. der erste Regent des Ritterstaates Foulques de Villaret. Sein ausschweifendes Leben brachte seine Mitstreiter gegen ihn auf, er wurde aus dem Amt gejagt und sein Name fände in Rhodos schon lange keine Erwähnung mehr, wenn nicht der beste Weißwein der Insel den Namen dieses Lebemannes trüge: Villare.

Schon bald verstanden sich die Kreuzritter als Vorkämpfer gegen die neu entstandene islamische Weltmacht der Türken.1480 konnten sie einen Großangriff der Türken zurückschlagen, doch im Jahre 1522 mussten sie sich der Übermacht der feindlichen Belagerer unter Sultan Suleiman dem Prächtigen beugen. Mit dem Fall des christlichen Bollwerks änderte sich der Antlitz der Stadt. Kirchen wurden in Moscheen, Kirchtürme in Minarette umgewandelt, ein neuer Baustil kam mit den islamischen Eroberern und so entstand eine orientalisch-abendländische Mischung, die in dieser Schönheit nur in der Altstadt von Rhodos zu sehen ist.

Den Erhalt der Festungen und Paläste ist den Italienern zu verdanken, die den Dodekanes im Verlaufe des türkisch-italienischen Krieges 1912 besetzten und im großen Stil Renovierungsarbeiten durchführten.

Kultur-Ausflüge


Lindos Kalimera – das schönste Dorf der Insel
und eines der berühmtesten Griechenlands sollte man sich
bei einem Inselbesuch nicht entgehen lassen

Unerwartet bietet sich der atemberaubende Blick auf die spektakuläre Kulisse von Lindos. Die kleinen, weißen, würfelförmigen Häuser schmiegen sich dicht gedrängt den Hang hinauf. Darunter breitet sich ein malerischer Naturhafen aus und über dem Dorf erhebt sich imposant die Festung. Lindos und seine allernächste Umgebung stehen unter dem Schutz der UNESCO; die Kulturorganisation der Vereinten Nationen trägt Sorge dafür, dass das Dorf und seine Sehenswürdigkeiten in ihrer Schönheit erhalten bleiben. Aus diesem Grunde ist der Ort nur Fußgängern vorbehalten.

Der Besucher spaziert über den Dorfplatz mit seiner uralten Platane, taucht ein in das Gewirr der schmalen Gassen und erreicht die Treppenstufen hinauf zur Akropolis, die eine der wichtigsten Griechenlands ist. Für die Mühen des Aufstiegs wird er mit der Pracht 4.000 jähriger Geschichte belohnt. Kleine Esel, die am Dorfeingang bereitstehen und dort gemietet werden können, können die steile Wegstrecke erleichtern. Faszinierend und beeindruckend zugleich sind nicht nur die pompösen Bauwerke, sondern auch die herrlichen Ausblicke auf das blaue Meer, die Paulusbucht und die einmalige Landschaft.

Kàmiros – 34 km von Rhodos Stadt entfernt in den Hügeln über der Westküste gelegen, war die kleinste der drei antiken rhodischen Städte. Es erreichte nie die Bedeutung von Ialyssòs oder Lindos. In früharchaischer Zeit jedoch war von die von Homer als "die Tonreiche“ gerühmte Stadt eine Hochburg der frühen griechischen Keramikproduktion: Die nahe Nekropole von Fikellura gab der Endphase des orientalisierenden Stils im 6. Jh. v. Chr. den Namen. In der hellenistischen Epoche, Rhodos als neue Inselhauptstadt war schon längst gegründet, wurde Kàmiros nach einem Erdbeben um 227 v. Chr. neu aufgebaut, blieb aber eine politisch unbedeutende Handwerkerstadt. Nach einem weiteren Beben Mitte des 2. Jh. n. Chr. wurde es für immer aufgegeben und zu keiner späteren Epoche überbaut. Daher zeigen die Ausgrabungen, die die Italiener 1929 begannen, das für die griechische Antike seltene Bild einer hellenistischen Wohnstadt, die eben nicht wie die meisten anderen Stätten jener Zeit in der römischen oder spätantiken Epoche umgestaltet worden sind.

Dörfer und Traditionen

Man sollte unbedingt das Leben auf dem Lande kennen lernen. Besichtigungspunkte sind u. a. die besonders hübsche Kapelle in Fountoukli. Inselweit bekannt ist das Dorf Agios Isidoros für seinen schmackhaften Honig und den gern getrunkenen Suma-Schnaps. Das berühmte Schmetterlingstal "Petaloudes“ sollte man unbedingt besuchen. Diese dicht bewaldete Schlucht, die von einem plätschernden Bach durchzogen ist, bietet auch im Hochsommer Kühle und Ruhe. Besonders die seltenen grünen Amberbäume sind hier vorzufinden. Einzigartig sind die Schmetterlinge, die hier zu tausenden im Schutz der Natur leben. Höhepunkte dieses Schauspiels sind die Monate Juli bis September.

Ein Schiffsausflug mit dem Katamaran zur wunderschönen Insel Sými

Von Rhodos-Hafen aus stechen wir mit einem Katamaran in See um die Insel Sými und das Wallfahrtskloster Panormitis zu besuchen. Unser Schiff bringt uns bei herrlichem Sonnenschein und ruhiger See und dem immer-währenden Meltémi-Wind zu einem Kleinod der Ägäis, der Insel Sými. Unsere Fahrtzeit betrug 1 Stunde und 50 Minuten. Wenn man auf die Insel zufährt, scheint diese nur ein Berg aus Geröll zu sein. Doch wenn man das Schiff in die enge Hafeneinfahrt gleitet, fährt man auf eine der schönsten Städte der Ägäis zu.

Der kleine Hafen ist eingerahmt von einem bunten Häusermeer, das sich wie ein Amphi-theater den Hang hinaufzieht. Im Frühjahr strömt der Duft von wilden Kräutern entgegen. Wir erkundeten die Ortschaft und erfahren vieles über die Geschichte der Schwammtaucherei, für die Sými berühmt ist. Das weiche Gold des Meeres – Griechische Schwämme.

Was trugen die griechischen Helden unter ihrer Bronzerüstung? Womit ließ sich Kleopatra die Eselsmilch über die Alabasterhaut streichen? Was ist zarter als Haut, fester als Holz, leichter als Wasser? - Das weiche Gold des Meeres: "Schwämme“. Schwämme sind einfache Meerestiere, die schon seit unvorstellbaren 600 Millionen Jahren existieren.

Mitte des 19. Jahrhunderts, als die vornehme Damenwelt Europas mit der Körperpflege auch den Badeschwamm entdeckte, wurde die Schwammtaucherei zum lukrativsten Gewerbe der griechischen Inselwelt. Es war ein Handwerk für Abenteurer, für Männer, die mit dem Tod lebten. Die Taucher gingen mit ihren unförmigen Anzügen aus Gummidrillich und dem schweren Taucherhelm auf bis zu 70 m Tiefe, oft stundenlang und versorgt nur durch eine Leitung, durch die der Kompressor ölige stickige Luft blies.

Unterleibslähmungen waren die häufige Berufskrankheit, viele starben an Stickstoffembolien. Die Arbeitsbedingungen sind heute sehr viel besser, aber die große Zeit, als die Schwammtaucher in den Hafenorten von Kalýmnos, Sými oder Chálki die Puppen tanzen ließen, Zigaretten mit Geldscheinen anzündeten und zu den reichsten Männern der Insel zählten, sind seit Jahrzehnten schon vorbei.

Die Nachfrage ging stark zurück, als in den 50er Jahren der billigere Synthetikschwamm den Markt überschwemmte. Auf der Insel Sými ist kein Trinkwasser vorhanden, dieses muss mit zahlreichen Tankschiffen jeden Tag auf die Insel gebracht werden. Doch auch dieser schöne Ausflugstag auf der wunderschönen kleinen Insel neigt sich viel zu schnell dem Ende entgegen und bei der Weiterfahrt des Schiffes umrunden wir die Hälfte der Insel und genießen immer wieder schöne Ausblicke. Das nächste Ziel unserer Seereise ist das Wallfahrtskloster Panormitis.


Farbenprächtig, direkt am Meer erbaut, erwartet das
Wallfahrtskloster Panormitis seine Gäste

Dieses Kloster an der sonst unbesiedelten Westküste von Sými war bis vor wenigen Jahren noch eines der meistbesuchten Pilgerziele des Dodekanes. Heute legen täglich Ausflugsschiffe von Rhodos aus einen Zwischenstopp ein. Das Kloster des Erzengels Michael bestand schon in byzantinischer Zeit, die damaligen Gebäude wurden jedoch durch türkische Piraten zerstört. Erst Anfang des 18. Jh. kam es zu einer Neugründung, gestiftet durch Reeder aus Sými-Stadt.

Das Kloster mit Unterkünften für mehrere hundert Pilger liegt versteckt in einer tiefen Bucht. Das Katholikon, die Klosterkirche enthält eine wundervolle geschnitzte Ikonostase, die ebenso wie viele rhodische Bilderwände von einem Drachen gekrönt wird. Besondere Verehrung genießt die überlebensgroße Ikone des heiligen Michael. Um das Bild ranken sich viele Legenden. Ein kleines Museum im Hof zeigt liturgisches Gerät und andere Kirchenschätze.

Gegen 18.30 Uhr erreichen wir mit dem Katamaran wieder unseren Ausgangshafen Rhodos. Dieser schöne Ausflug wird uns noch lange im Gedächtnis bleiben. Auf dem Bustransfer zurück in unser Hotel müssen wir uns schon wieder Gedanken um die Abreise am nächsten Tag machen, denn alles geht einmal zu Ende – auch dieser schöne Urlaub auf der Insel Rhodos ging viel zu schnell vorbei.

Am nächsten Abend um 23.15 Uhr - Ortszeit Rhodos - besteigen wir den Happag-Lloyd-Airbus, der uns sicher und bequem nach Nürnberg zurückbringt. - Der Alltag hat uns wieder!

Alle Fotos: © Ulrich Göpfert