Allerlei vom Roeperts Karl

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Baron Karl von Roepert
Episoden aus seinem Leben
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Heimatschriftsteller Emil Herold aus Neustadt bei Coburg


Heute möchte ich wieder einige Episoden aus dem Leben von Baron Karl von Roepert, berichten, die aus der Feder des unvergessenen Heimatschriftsteller Emil Herold aus Neustadt bei Coburg stammen und die ich meinen Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten möchte.

Zur Person:
Zu den volkstümlichen Gestalten des Coburger Landes gehörte der Baron Karl von Roepert. Anno Siebzig hatte er sich das Eiserne Kreuz geholt, war dann Gardeleutnant und Adjutant des Kronprinzen Friedrich geworden und dann war er zum einfachen Forstassistenten abgeglitten. Eine schwere Tragödie stand bei diesem Mann zwischen seiner Leutnantsuniform und dem schlichten grünen Hut des Forstassistenten: die Verlobung mit einer Millionärstochter und die Entlobung. Dem schneidigen Leutnant hatten sich die Juden noch so aufgedrängt und an die Hunderttausend in bar. Als dann plötzlich die Verlobung zurückging, stand der Baron mit seinen Schulden da und musste die Uniform ausziehen. Nun nahm sich der Herzog Ernst II. seiner an. Die Schulden des Barons hätte er auch nicht zahlen können. Er stellte den Leutnant als Forstassistent mit einem Monatsgehalt von 120 Mark an. Das war unpfändbar. Sollten die Juden sehen, wie sie zu ihrem Geld kamen. Roepert musste bei dem kleinen Gehalt natürlich Schulden machen. Und die bezahlte ihm der Herzog von Zeit zu Zeit aus seiner Privatschatulle. Baron Roepert war da wie Till Eulenspiegel, verlogen wie Münchhausen, derb wie Boccaccio und hatte Schulden wie ein Major, und war doch ein prächtiger Mensch, den alle gern hatten, die mit ihm verkehrten, auch wenn sie nicht sicher waren vor einem seiner Pumpversuche. Roepert war ein so schlechter Forstmann, wie ein schlechter Jäger. Getroffen hat er nichts. Es sei denn, den Nagel auf den Kopf.

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Baron Karl von Roepert
Allerlei vom Roepert`s Karl

Der lange Keller
Es war wieder bei einer Hofjagd. Dem Herzog fiel auf, dass der Graf von Keller fehlte. „Wo ist denn der Graf Keller heute?“ fragte er den Baron von Roepert. „Der wird wohl einen Schnupfen haben, Hoheit!“ – „Jetzt Schnupfen? Bei dem schönen Wetter?“ – „Ja, Hoheit, bei dem langen Kerl dauert`s halt lang. Wenn der im April nasse Füß` hat, kriegt er seinen Schnupfen auf Pfingsten.

Kriegserlebnisse
Als Veteran von 1870 (Leutnant) gab Roepert manchmal von seinen Kriegserlebnissen etwas zum Besten. Man vergesse dabei nicht, wie er bei der Riesengestalt, mit den großen Augen und großem Schnurrbart, der stets ernsten Miene und dem tiefsten Bass in der Stimme sowohl die Zuhörer in größter Spannung hielt, als auch die Wirkung der meist scherzhaft endenden Erzählungen bedeutend erhöhte. So schilderte er den Beginn der Schlacht bei Wörth folgendermaßen: „Die 3. Armee stand kampfbereit bei Wörth den Franzosen gegenüber. Schon donnerten lebhaft die Kanonen auf beiden Seiten, Flintenschüsse und Signale der sich nähernden Vorposten wurden immer häufiger, eine tiefe Erregung ging durch das ganze Heer in Erwartung der kommenden Ereignisse. Da ritt der Oberbefehlshaber S. Kgl. Hoheit Kronprinz Friedrich Wilhelm (der spätere Kaiser Friedrich III.) vor die Front und rief laut: „Ist der Roeperts Karl da?“ – „Zu Befehl, Kgl. Hoheit!“ erwiderte ich respektvoll. – „Nun, dann kann die Schlacht beginnen!“

Derber Humor
Roepert konnte in seinem Humor manchmal auch recht derb werden. Ein Arbeiter klagte ihm einst, dass ihn sein Hund so oft auf der Straße durch Anbellen belästige, ihn immer umlaufe, ja ihn oft anspringe. Roepert sah sich den Mann näher an, der durch seine ungewöhnlich nach oben gestülpte Nase allgemein auffiel und daraufhin viel verulkt wurde, tröstete ihn mit der Harmlosigkeit seines Hundes und meinte schließlich ernsthaft: „Der Hund ist jedenfalls nur deshalb so auf Dich, weil er deine Nase für eine Hundshütte hält!“

Kuhkäse
Bei seiner früheren Stationierung in der Gegend von Sonnefeld war Roepert öfters nach dem bekannten Grenzdorfe Schneckenlohe gekommen. Als später einmal hier die Sprache auf Kuhkäse kam, meinte Roepert, die Käse herum tauchen alle nichts, da müsste man zur „Margret“ nach Schneckenlohe, die stelle welche her, bei deren Genuss man in Entzücken gerate. Neugierig fragte einer aus der Gesellschaft, wie sie dies anfange. „Dir will ich`s verraten“, erwiderte geheimnisvoll Roepert, zu dem Manne geneigt, „die tut in ihren Kümmel vorher immer „a Hämpfele Bettflöh“ hinein.

Des Schauspielers Hund
Seiner Zeit war in Coburg ein Schauspieler, dessen Hund so abgerichtet war, dass er jeden Morgen mit dem Korb am Halse, der den Auftragszettel und das erforderliche Bargeld enthielt, zum Bäcker lief und mit Gebäck gefüllten Korb wieder zurückkam. Dies führte der Hund, erzählte Roepert, jahrelang gewissenhaft aus, doch eines schönen Tages war er nicht wieder zurückgekommen. Sogleich machte sich sein Herr auf die Suche, fand auch bald den Korb mit Zettel, doch ohne Geld, vor seinem Haus, und einige Schritte weiter um die Ecke herum seinen Hund im Liebesverkehr mit einer „Hunde-Dulzinea“. Erleichtert atmete er auf: „Aha, jetzt weiß ich, wo der Lump das Geld hingebracht hat.“

Das „gastliche“ Haus
In seiner ewigen Geldverlegenheit versuchte es Roepert oft, Kapitalien zur Verbesserung seiner Lage bei besser gestellten Bekannten aufzunehmen. Nicht immer gelang ihm dies; doch einmal hatte er wieder einen Freund mit ein paar schönen Mark rangekriegt. Als letzterer nach längerer Zeit wegen Rückzahlung Roepert auf die Bude rückte, wurde er von diesem ausnehmend freundlich empfangen, und ehe er zu Wort kam, in die gute Stube geführt und zum Sitzen eingeladen. „Nein, mein Lieber, was du mir für eine Freude machst, dass du mich auch einmal besuchst; da müssen wir gleich eine Flasche Wein zusammen trinken!“ Gesagt, getan. In angeregter Unterhaltung verweilten sie so einige Stunden bei einander, bis die Flasche leer war. Dann plötzlich erhob sich Roepert, drückte dem Gast warm die Hand, sah in mit treuherzigem, zuversichtlichen Lächeln in die Augen und meinte: „Freund, weißt du was?“ – „Nu, was denn Karl?“ replizierte erwartungsvoll der Gast. – „Jetzt sind wir glatt! Ist`s recht?“ Durch den Wein und die Unterhaltung in Stimmung versetzt und überrascht durch den eigenartigen Vorschlag, stimmte der Freund ihm durch stummes Nicken zu, verließ aber dann, um einen ansehnlichen Betrag bzw. eine süße Hoffnung ärmer und um eine Erfahrung reicher, schleunigst das „gastliche“ Haus.

Und so könnte es noch Stundenlang weitergehen mit den Episoden vom Roeperts Karl…

Quellenhinweise: Emil Herold