Die Brotwörscht
Ein Coburger Mundartgedicht von unserem
unvergessenen Heimatdichter Georg Eckerlein
Foto: © Ulrich Göpfert
Mit dar Frau geht übar Land
Mastar August Hildabrand.
Im Wirtsgarten mit Gaplaudar
Hocken sa in Öbarlautar.
Weil` s schö duft`t, zum Brotwörschstand
gett dar Mastar Hildabrand.
Endlich kümmt ar an die Reiha:
Zieht ab, hot dar Brotwörscht dreia.
Denn fa sich do braucht ar zwa
und die dritta für die Fra.
Wie ar zu sein` Tisch hie olbart,
is ar jammarlich gastopart.
Und die Bratwörscht fett und frisch
kugeln muntar untarn Tisch.
Drack und Sand a ganza Menga
tut an Worscht und Sammel henga.
Wie dar Ma die Wörscht aufhebt,
gleich sei Weibla wü`t und bebt.
"Weil sa host in Drack gaschmissen,
aß davo ich net an Bissen!"
Und dös Mannla ganz zarknirscht,
putzt die Sammeln ab und Wörscht.
Tregt sa wiedar in dar Pfoten
dorthin, wu die Wörscht gebroten:
"Brot` sa doch ärscht dorch, gabt mir
gleich drei anara dafür.
Denn die Brotwörscht, ihr ward` s inna,
halbar roh senn sa noch drinna!"
Die Wertsfra, die liebt kan Streit,
war zum Ümtausch gleich bareit.
Tut drei anara Wörscht hie langa -
"Nu, dös wär` ja fein gaganga!"
Schmunzelnd geht vom Brotwörschtstand
ab dar Mastar Hildabrand.
Hie zur Fra, wu mit Entzücken
sa die Brotwörscht gleich vadrücken.
Ball drauf hör` n vom Nachbartisch
sie a Spucken und Gazisch.
Wie dar Hildabrand guckt nübar,
ruft dar Brotwörschtkäuer rübar:
"Die Säumextar sollt ma schla,
wos na die tun nei und na."
"Nu, dös reinigt halt dan Mogen!"
Tut der Hildabrand drauf sogen.
"Ham ah dreia schnabuliert,
uns hot` s obar net scheniert!"