Ein alter Bauernspruch besagt: „Pankrazi, Servazi und Bonifazi
sind drei frostige Bazi und zum Schluss fehlt nie die Kalte Sophie“
Blühende Bäume sollten sich vor den „Eisheiligen“ in Acht nehmen
Foto: © Ulrich Göpfert
Wer kennt es nicht, das Volkslied „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus…“! Doch Vorsicht, denn die wunderschöne Baumblüte, und nicht nur die, ist so manches Jahr „den Eisheiligen“ zum Opfer gefallen. Heute ist es jedoch vielfach so, dass mit Beginn des milden Wetters und der ersten Sonnenstrahlen im Frühling „der Ran“ von verschiedenen Zeitgenossen auf die Gärtnereien und Fachmärkte einsetzt, um als „Erste“ mit gärtnerischer Pracht im Garten und Vorgarten „zu glänzen“. Sehr zur Freude der Gärtnereien, denn meistens können diese dann – nach dem Einbruch der Eisheiligen – „zum 2. Mal“ verkaufen!
Was hat es mit diesen „Eisheiligen“ auf sich?
Je nach Region werden die "Eisheiligen" Pankratius, Servatius und Bonifatius auch "die drei Gestrengen", "Eismänner" oder "gestrenge Herren" genannt. „Eisheilige“ heißen im Norden die Tage vom 11. bis 13. Mai, im Süden die Tage vom 12. bis 14. Mai. Auch der 15. Mai wird meist mit dazu gezählt. Die Eisheiligen sind nach fünf Heiligen benannt, deren Namenstage die katholische Kirche in dieser Zeit feiert. Das sind: Mamertus (11. Mai), Pankratius (12. Mai), Servatius (13. Mai), Bonifatius (14. Mai) und Sophia (15. Mai) - im Volksmund auch "kalte Sophie" genannt. Inhaltlich haben die Heiligen nichts mit dem Wetter zu tun. Ihre Namenstage fallen nur zufällig in diesen Zeitraum.
Bei den genannten Heiligen handelt es sich um Bischöfe und Märtyrer aus dem 4. und 5. Jahrhundert
Mamertus war im fünften Jahrhundert Bischof im französischen Vienne. Pankratius wurde im vierten Jahrhundert in Rom als Märtyrer hingerichtet. Servatius war im vierten Jahrhundert Bischof im belgischen Tongern. Bei Bonifatius handelt es sich um einen sizilianischen Märtyrer aus dem vierten Jahrhundert. Sophia starb im zweiten Jahrhundert in Rom als Märtyrerin.
Die Apfelblüten erfreuen das Auge
Foto: © Ulrich Göpfert
Die Eisheiligen waren früher gefürchtet
da sie in Mitteleuropa als letztmöglicher Termin für Frost und Schneefall galten. Mitte Mai wird es nach schönen milden Tagen häufig noch einmal richtig kalt. Kräftige Kaltluftvorstöße aus den Polargebieten lassen die Temperaturen in den Nächten noch einmal bis oder gar unter den Gefrierpunkt sinken. Für bereits blühende Pflanzen ist das mitunter fatal. So manche Obstblüte erlitt während der „Eisheiligen“ schon ernste Schäden. Hobbygärtner warten besser mit der Aussaat und dem Pflanzen von empfindlichen Sommerpflanzen bis Ende Mai. Gärtner, die sich nicht daranhalten und zu früh aussäen, laufen also durchaus Gefahr, Frostschäden an Saatgut oder Keimlingen zu riskieren. Topf- bzw. Kübelpflanzen sollten erst nach Ablauf der Eisheiligen ins Freie gestellt werden, da sonst Pflanzenteile erfrieren könnten.
Früher schützte man die Gärten, Äcker und Weingärten mit zu dieser Zeit entzündeten Feuern, um diese durch den Rauchnebel, der sich über die Blüten und Triebe legte und die Wärme vor Frost zu schützen. Vor dem Ende der Eisheiligen wurde im Garten nichts angepflanzt (auf dem Feld teilweise schon) und auch das Vieh nicht auf die Weide getrieben, wo es den Sommer über verbrachte. Diese Annahmen beruhten auf Jahrhunderte alten Erfahrungen und Beobachtungen von Bauern, die bereits vor den Wetteraufzeichnungen gemacht wurden (bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts), sich aber seit 1998 meteorologisch nicht mehr bestätigen.
Die fleißigen Bienen sind immer unterwegs
Foto: © Ulrich Göpfert
Trotzdem sind überraschende Kälteeinbrüche im Mai immer noch häufig, allerdings muss man berücksichtigen, dass das Klima in Deutschland nicht überall gleich ist und deshalb Regeln, die beispielsweise für Nordseeküste, Alpenrand und Weinbaugebiete gleichermaßen gelten sollen, schon von daher nicht möglich sind. Sie beruhen teilweise jedoch auf einem gewissen Aberglauben. Da sich aber mittlerweile das Klima verändert hat, stimmen diese „Bauernregeln" heutzutage häufig nicht mehr so ganz. Langjährige Wetterbeobachtungen zeigen, dass ein Temperatursturz häufig erst um den 20. Mai auftritt. Stimmen etwa die "Eisheiligen" heute nicht mehr?
Des Rätsels Lösung
1582 hat Papst Gregor VIII. eine Kalenderreform veranlasst, wodurch die Unterschiede des Julianischen Kalenders zum Sonnenjahr weitgehend korrigiert werden konnten. Der Tag der "Kalten Sophie" (15. Mai) lag vor der Reform auf dem Tag, der heute dem 22. Mai entspricht. Mit den Auswirkungen der "Eisheiligen" ist deshalb in der Zeit vom 19. bis zum 22. Mai zu rechnen. In Norddeutschland wird noch Mamertus (11. Mai) und in Süddeutschland Sophia dazugezählt. Ein weiterer Kälteeinbruch im Juni wird mit dem Namen "Schafskälte" bezeichnet.
Echte Eisheilige gibt es nur bei trockener und kalter Luft aus Norden oder Nordosten. Das ist natürlich nicht an einen festen Termin gebunden. Manchmal treten die Eisheiligen ein paar Tage später auf, in anderen Jahren dagegen gar nicht. In manchen Jahren war es sogar während der Eisheiligen besonders warm!