Gerda Stauner stellt neuen Roman an Lost Place vor
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Wenn man ganz still ist und seinen Blick über das verlassene Truppenübungsgelände in Hohenfels gleiten lässt, kann man sich gut vorstellen, wie hier ein Wolf umherstreift. Die wilde Abgeschiedenheit passt zu dem scheuen Tier. Doch wer den Ausführungen von Public Affairs Specialist Norbert Wittl lauscht, erfährt, dass sich der Wolf, der hier vor einiger Zeit tatsächlich gesichtet wurde, in den Veldensteiner Forst verabschiedet hat.
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Im neuen Roman der Regensburger Autorin Gerda Stauner lebt das geschützte Tier aber nach wie vor in der Gegend rund um das verlassene Dorf Schmidheim auf dem Truppenübungsplatz. Und genau hier stellte sie nun ihren neuen Roman „Wolfsgrund“ vor. Das Buch bildet den Abschluss der Trilogie um die Familie Beerbauer, der man als Leser über 150 Jahre lang durch die Geschichte der Oberpfalz folgen kann. Zur Präsentation waren neben interessierten Lesern und Literaturbegeisterten auch ehemalige Schmidheimer und deren Angehörige gekommen. Unter ihnen auch der Münchener Filmemacher Josef Rödl, dessen Großvater in dem kleinen Dorf geboren wurde.
Ein Blick in die Vergangenheit ohne nostalgische Schönfärberei
Wie schon in ihren beiden Vorgängerromanen schildert Gerda Stauner einen Teil der Geschichte aus der Perspektive der kleinen Leute von Beginn bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Dabei verzichtet sie gänzlich auf nostalgische Schönfärberei. Sie schafft es vielmehr, die Gedanken- und Gefühlswelt ihrer Protagonisten mit klaren Worten darzustellen. Während ihrer Recherche traf die Autorin einige Schmidheimer Zeitzeugen zum Gespräch, die ihr wertvolle Einblicke ins Dorfleben und die Zeit der Aussiedlung gewährten. Diese verarbeitete Stauner in ihrer fiktiven Geschichte und verwebte sie gekonnt mit dem tatsächlichen Zeitgeschehen. Zum Beispiel findet ein Beitrag aus dem Magazin „Der Spiegel“ vom Herbst 1951, in dem über die Aussiedlung kritisch berichtet wird, Eingang in den Roman.
Bezüge zur aktuellen Wolfsthematik
Eine zweite Zeitebene spielt in der Gegenwart. Auch hier hat Stauner originalgetreue Pressemeldungen und Zeitungsberichte über das unerwartete Auftauchen eines Wolfs auf dem Übungsgelände in die Geschichte eingestreut. Zudem wird die aktuelle Diskussion um die Renaturierung des Alleengürtels im Umfeld des Regensburger Bahnhofs thematisiert.
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„Hier haben Menschen gelitten, gelacht und geliebt“
Gut fünfzig Interessierte hörten der Autorin gebannt zu, während sie Passagen aus dem Buch las. Die erste Szene spielt rund um die wiederaufgebaute Kirche, vor der sich die Gruppe auch versammelt hatte. Es war mucksmäuschenstill als Gerda Stauner schließlich endete: „Hier wurden Menschen geboren und beerdigt, haben gelitten, gelacht und geliebt.“ Die Regensburgerin schaffte es mit wenigen Sätzen eine Ahnung davon zu vermitteln, wie es hier vor fast siebzig Jahren aussah, mit wie viel Leben das Dorf damals erfüllt war.
„Der Umgang der ausgesiedelten Schmidheimer mit ihrem Schicksal hat mich sehr beeindruckt. Während meiner Interviews spürte ich weder Groll noch das Verlangen nach Wiedergutmachung. Im Gegenteil, die Schmidheimer kehren jedes Jahr in ihr altes Dorf zurück und feiern gemeinsam Kirchweih. Ich wollte die Stärke, mit der diese Menschen ihr Los annahmen, im Buch herausarbeiten,“ so die Autorin am Ende der Buchvorstellung. Und dann schiebt sie noch ein Zitat von Robert Frost hinterher: „Es gibt drei Wörter, die alles zusammenfassen, was ich je über das Leben gelernt habe: Es geht weiter!“
Eine Familiensaga über fünf Generationen
Eine der Hauptfiguren von Stauners drittem Roman ist der alternde Redakteur Melchior Beerbauer, dem man als jungem Mann schon in „Grasmond“ begegnen konnte. Er beginnt die Lebensgeschichte seiner Urgroßmutter Agathe zu recherchieren und niederzuschreiben. Diese ist eng verbunden mit der Vertreibung von mehreren tausend Menschen zugunsten eines Truppenübungsplatzes vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Zuge dieser Arbeit und am Ende seines Berufslebens muss sich Melchior mit der Frage nach Verlust und Vergänglichkeit, Vergebung und Versöhnung auseinandersetzen.
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Gerda Stauner
Wolfsgrund
Eine Spurensuche
1. Auflage 2019
232 Seiten, 13,5 x 20,5 cm, Hardcover
ISBN 978-3-95587-748-4
Preis: 16,90 €
Erschienen im:
BATTENBERG - GIETL VERLAG
MZ-BUCHVERLAG - SÜDOST-VERLAG
BUCH- UND KUNSTVERLAG OBERPFALZ
in der Battenberg Gietl Verlag GmbH
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www.battenberg-gietl.de
Am 3. April um 19 Uhr stellt Gerda Stauner den Roman im Rahmen des kulturellen Jahresthemas „Stadt und Gesellschaft“ in Regensburg im Alumneum vor. Weitere Informationen zu Lesungen der Autorin gibt es unter www.gerda-stauner.de