Der fünfte Tag in der Karwoche
Der Gründonnerstag erinnert an den Tag des Abendmahls vor dem Todestag Jesu. Dieses Abendmahl am Vorabend des Karfreitag nahm Jesus mit seinen engsten Vertrauten, den zwölf Jüngern ein. Jesus forderte seine Jünger auf, fortan gemeinsam das Abendmahl zu feiern. Wohl deshalb ist der Ursprung aller Abendmahlsfeiern der Gründonnerstag.
Seit etwa 1500 Jahren feiern die Christen diesen Tag, den fünften Tag der Karwoche, zur Erinnerung an die Einsetzung der heiligen Eucharistie. Der Gründonnerstagabend zählt mit zu den drei österlichen Tagen, weil nach antiker und biblischer Tradition der neue Tag mit dem Vorabend beginnt. Lange Zeit war in der Geschichte der Kirche die Feier dieser drei Tage, auf den Tod Jesu konzentriert. Karfreitag und Osternacht gehören zusammen: Ohne Tod keine Auferstehung.
Die Fußwaschung, die Jesus an seinen Jüngern vollzog, die Einsetzung
des Abendmahls, das Gebet Jesu am Ölberg
...und schließlich die Auslieferung Jesu an seine Verfolger
sind Hauptmotive der Feier am Gründonnerstag
Auch galt der Gründonnerstag als Abgabe- und Zinstermin für Schuldner und Gläubiger. Einerseits ist überliefert, dass die Gläubiger in Eiern oder Hasen bezahlt wurden. Eine zweite Überlieferung sagt aus, dass der Schuldner bei Bezahlung seiner Schulden ein freier Mann ist, der mit einem Hasen verglichen wurde, der nicht vom Hund gehetzt wird.
Für die Herkunft des Begriffes „Gründonnerstag“ werden heute verschiedene Erklärungen angegeben: Es ist möglich, dass durch die an diesem Tag üblichen grünen Messgewändern, denn die kirchliche Farbe dieses Tages ist grün, dieser Name entstanden ist. Andererseits wurden im Mittelalter die Sünder in der Fastenzeit vom Gottesdienst ausgeschlossen und mussten Buße tun. Erst am Donnerstag vor Ostern durften sie wieder in die Kirche eintreten und als Zeichen auf die Vergebung ihrer Sünden schmückten sie sich mit jungem Grün.
Grün könnte aber auch auf den althochdeutschen Begriff „grunen“ (greinen, weinen) zurückgehen. Ob sich das Klagen dabei auf die Fastenzeit mit dem Leiden, auf die darauf folgende Nacht, die Jesus in Todesangst verbrachte oder das Weinen auf die bevorstehende Kreuzigung Jesu bezieht ist nicht geklärt. Auch das Erwachen der Natur in dieser Jahreszeit, das Grünwerden der Pflanzen verbindet uns mit dem Gründonnerstag und dem Osterfest. Darüber hinaus gibt es die Verbindungen zum Osterhasen, Osterlamm, Osterfeuer, Osterblumen, usw., die alle mit dem Erwachen und der Hoffnung im Zusammenhang stehen. Unabhängig vom christlichen Glauben wird die Farbe Grün als Zeichen / Farbe der Hoffnung verstanden. Vom grün abgeleitet ist es heute in vielen christlichen Familien an Gründonnerstag üblich, grünes Gemüse zu essen, z.B. Spinat oder Brunnenkresse.
Repros von Ulrich Göpfert aus der eigenen Hausbibel:
„Die Kupferbibel Matthäus Merians von 1630“; Faksimile-Ausgabe