Das Schmiedskreuz

und Centstein im Wald bei Gersbach
Eine Sage aus dem Coburger Land

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Hinter dem Dorf Weitramsdorf bei Coburg liegt der Weiler Gersbach.
Dort ist heute noch das Schmiedskreuz zu finden zur Erinnerung an eine grausige Tat
Repro: Archiv Ulrich Göpfert

Es war im Dreißigjährigen Krieg
Der Schmiedsfrieder von Gersbach war weit und breit als tüchtiger Huf- und Nagelschmied bekannt und wohl geachtet. Er konnte aber auch Flinten- und Kanonen reparieren, hatte viele Aufträge und musste nach und nach drei Gesellen einstellen.

Eines Tages fand er auf der Bank neben der großen Hofbuche ein etwa achtjähriges Mädchen sitzen, zerlumpt, abgemagert und frierend. Nur mit Mühe konnte der Schmied erfahren, dass die Schweden die Eltern des Kindes erschlagen und den Hof niedergebrannt hatten. Das Mädchen irrte seitdem hungernd umher. Da der Schmied im Grunde seines Herzens ein gutmütiger Mann war, nahm er das Waisenkind in sein Haus auf und blieb entschlossen, das Kind immer bei sich zu behalten.

Nach zehn Jahren war der grausame Krieg endlich zu Ende gegangen. Die Gesellen hatten sich in Ummerstadt, Tambach und Weitramsdorf eigene Werkstätten eingerichtet und waren tüchtig beschäftigt, die Pflüge, Eggen und Ackerwagen der Bauern wieder herzurichten. Das Findelmädchen des Schmiedsfrieder war zu einer blühenden Jungfrau herangewachsen und mancher Bursch hätte sie gerne zur Frau gehabt. Auch die drei Gesellen warben um ihre Gunst, und der Gersbacher Schmied hätte gerne gesehen, wenn einer der drei als sein Schwiegersohn in die Schmiede nach Gersbach zurückgekehrt wäre. Aber das Mädchen ließ sich von allen dreien den Hof machen.

Schließlich verlangten die Burschen, dass sich das Mädchen für einen entscheiden sollte, darum bestellte es die Gesellen an einen Ort im Wald und erklärte, sie wolle dem angehören, der sich im Kampf untereinander als der Stärkste erweise.

Wutentbrannt stürzten die drei Burschen aufeinander los, zuletzt griffen sie ihre Messer und stachen wild um sich, bis alle drei tot am Boden lagen. Ihr Blut färbte den Rasen rot. Seelenruhig ging das Mädchen daraufhin nach Hause und erzählte dem Meister die Begebenheit. Über solch leichtfertiges Tun geriet der Schmiedsfrieder in solchem Zorn, dass er eine Eisenstange packte und damit das Mädchen totschlug.

Unter der Buche schaufelte er das Grab und legte sie in die kühle Erde. Dann zündete er Haus und Hof an, dass die Flammen zum Dach hinaus schlugen. Von dieser Zeit an wurde der Schmiedsfrieder nie mehr gesehen. Die Buche, unter der das erschlagene Mädchen ruhte, ist bald verdorrt. Tief im Wald steht heute noch das Steinkreuz, das die Freunde der drei Gesellen zum Gedenken setzten.

Quellenhinweis: Andreas Stubenrauch


Das steinerne Kreuz im Gersbacher Hain
(heute Gersbach - Gemeinde Weitramsdorf) (von August Köhler)

Es steht ein Kreuz von Steine,

Von Eichen überdeckt,

Bei Gersbach in dem Haine,

Das Nachts die Wandrer schreckt.

Da hallt vom ersten Dämmern

Der stillen Abendpracht

Ein Wimmern und ein Hämmern

Bis in die Mitternacht.

Es blühte eine Schmiede

Im Thal vor grauer Zeit,

Von trotzigem Gemüte

Darin die schöne Maid.

 

Und drei Gesellen rangen

Nach ihrer Lieb' und Gunst,

Doch alle drei bezwangen

Nicht ihre List und Kunst.

 

Bald war sie dem ergeben,

Bald war sie jenem hold

Und hat doch keinem eben

Von Herzen wohlgewollt.

 

Sie machte einem Jeden

Die andern Zwei' verhasst

Und hielt mit argen Reden

Zu hetzen keine Rast.

 

Einst lud im Mondenscheine

Sie in den nahen Hain

Die Einzelnen alleine

Zum trauten Stelldichein.

 

Und sah im Geist die Schwielen

Schon von dem heißen Strauß,

Doch ihre Ränke fielen

Zum ew'gen Fluche aus.

 

Am andern Morgen ruh'te,

Mit Wunden überdeckt,

In reich vergoss' nem Blute

Das Kleeblatt hingestreckt.

 

Das brachte sie von Sinnen,

Und Wut ergriff ihr Herz,

Die Sünd'rin schied von hinnen

In ärgstem Todesschmerz.

 

Gar mancher Jagdgeselle

Hat mit den Drein bei Nacht

An der verwünschten Stelle

Bekanntschaft wohl gemacht.

 

Zwei Mädchenarme ringen

Am Boden sich im Kampf,

Drei blut'ge Männer schwingen

Die Hämmer hoch im Kampf.

 

Das ist, folgst du dem Klange,

Das schreckliche Gesicht:

Hörst du den Klang so bange,

Geh' heim und folg' ihm nicht!

Quellenhinweis: Günther, J. - Großes poetisches Sagenbuch des deutschen Volkes, Jena 1844

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