Das ehemalige Dampfziegelwerk Esbach

mit seiner Tongrube dem jetzigen "Esbacher-See“
als Naherholungsziel und Biotop

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Zeigt die frühere Tongrube des Dampfziegelwerkes Esbach.
Auf dem Bild zu sehen ist ein Grubenbagger mit Förderband
beim Abbau des Tones, der für die Ziegelherstellung
verwendet wurde
Repro: Archiv Ulrich Göpfert

Die Geschichte des Dampfziegelwerkes Dörfles-Esbach
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts fanden viele Einwohner von den Dörfern Esbach und Dörfles in der ehemaligen Ziegelei Esbach bei Coburg Arbeit und Brot. Die Ziegelei Esbach in der Gemeinde Dörfles-Esbach bei Coburg wurde in den 1870er Jahren vom Baron von Gillhausen, der sich durch den Kauf des ehemaligen Poppengutes in Esbach sesshaft gemacht hatte, erworben. Dazu hatte er einen nicht unerheblichen Grundbesitz in Esbach dazu gekauft. Auf diesem Grund befand sich ein alter Zieglerbetrieb, dem er mit einer verbesserten Einrichtung zu erhöhter Produktion verhalf. Im Jahre 1876 baute er das "Esbacher Schlösschen“ und legte einen Park an. 1877 verpachtete er die "Esbacher Ziegelei“ an den Ziegelmeister Michael Schneider gegen Kaution. Aus dem Vertrag geht hervor, dass Backsteine, Hohlsteine, Rinnen-, Taschen-, Firstziegel und Herdplatten "sowie andere Ware“ hergestellt wurden. Für je Tausend Rinnenziegel erhielt der Ziegeleimeister beispielsweise 38 Mark. Die Esbacher Ziegelei besaß damals verschiedene Räume, mehrere Öfen, Halle und Wohnhaus für den Platz- und Ziegelmeister, dazu kamen die nötigen Arbeitstiere, der Wagenpark und die Maschinen und Gerätschaften. 1882 verkaufte der Baron von Gillhausen die gesamte Ziegelei an die Firma Berghold und Co. Unter den Compagnons war auch der Besitzer des oberen "Amlingschen Hofes“ in Dörfles, Hofrat Eduard Sommer. Er stellte den neuen Arbeitern Land zum Bauen zur Verfügung.

Die Ziegelei vergrößerte sich zusehends
Es wurden weitere Arbeitskräfte benötigt, die die Gemeinde Dörfles-Esbach nicht aufbringen konnte. Immer wieder tauchte die Klage über den Mangel an Arbeitskräften auf. Dieser führte im Jahr 1899 zum Bau von vier Arbeiterhäuser. Außerdem wurde auch eine Unterkunft zur Unterbringung von galizischen Arbeitern, später böhmischen errichtet. Der Produktionsumfang der Esbacher Ziegelei war beachtlich und Lieferungen erfolgten nach ganz Deutschland. Bald sanken die Dividenden und fielen kriegsbedingt 1914 ganz aus. 1921 erwarb Otto Albrecht aus Weimar sämtliche Aktien und war damit alleiniges Vorstandsmitglied. In der Wirtschaftskrise 1929 ging das Werk in Konkurs. 1930 wurde die Ziegelei mit allen Liegenschaften um den Zuschlag von 247.000,00 RM durch die Gesellschaft für Bodenunternehmungen in Leipzig ersteigert. Der Name der Firma wurde geändert in Dampfziegelei Esbach GmbH und ihr Sitz nach Coburg verlegt. Alleiniger Geschäftsführer wurde Hans Hoffmeister. Die Gesellschaft wurde unter gleichzeitiger Heraufsetzung des Kapitals auf 400.000,00 DM am 1. Juni 1958 in eine KG umgewandelt, deren Komplementär bis zum September 1966 Hans Hoffmeister war. Die Geschäftsführung ging 1970 an die beiden Söhne Peter und Ulrich Hoffmeister über.

Die Umsätze waren bis in die 80iger Jahren gut,
gingen dann jedoch wegen der geringen Nachfrage des Baumarktes zurück. Die Kapazität der Ziegelei war nur noch zu etwa 40 Prozent ausgelastet. Eine Zeitlang hat man sich mit der Anfertigung der für andere Ziegeleibetriebe in Bayern "unbequemen Formate“ über Wasser halten können. Als dies ebenfalls zurückging, stand nur noch die Frage nach Modernisierung der bereits vollkommen abgeschriebenen Anlagen. Eine Betriebsrationalisierung war nicht tragbar, angesichts der Marktsituation. Deshalb entschied sich die Geschäftsführung für die Liquidierung.

So wurde die Produktion und der Lehmabbau 1986 eingestellt und die Gesellschaft aufgelöst. Peter Hoffmeister übernahm das Betriebsgelände nach Abfindung der Gesellschafter. Von einem Konkurs, wie das Gerücht eine Zeitlang umgegangen ist, konnte also absolut keine Rede sein. Mit dem Abriss der Fabrikgebäude im Jahre 1989 und der Sprengung der Fabrikschornsteine ging die Ära eines der ältesten Industriebetriebe des Coburger Landes zu Ende, die jedoch aus der Geschichte von Esbach und der Gesamtgemeinde nicht wegzudenken ist. Für viele Dörfles-Esbacher verschwand ein Stück ihres Lebens für immer aus ihrem Blickfeld. Die Lehmgrube verkaufte man an den Müllzweckverband und das eigentliche Betriebsgelände wurde als Bauland veräußert. Heute befindet sich dort eine Gewerbegebiet sowie Wohnanlagen.

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Zeigt die frühere Tongrube jetzt "Esbacher See“ als "geschützten
Landschaftsbestandteil“ und Naherholungsgebiet
Foto: © Archiv Ulrich Göpfert

Von der Tongrube zum Biotop
Der Rohstoff Ton, der für die Herstellung von Dachziegeln und Ziegelsteinen im Esbacher Ziegelwerk gebraucht wurde, ist noch bis in das Jahr 1986 hier in der Tongrube gegraben worden. Ganz früher mit Muskelkraft in Handschachtung, danach kamen die speziellen Maschinen zur Förderung des Rohstoffes in Einsatz. Im Laufe der Jahrzehnte fraßen sich die Bagger und Grabenlöffel immer tiefer in den Grund, sodass eine Grube mit großer Wasserfläche entstand. Der gewonnene Rohstoff Lehm wurde mit einer Feldbahn bestehend aus einer Diesellok und unzählig angehängten Kipploren von dieser Grube aus in die nahegelegene Fabrik gefahren und dort weiter verarbeitet. Bei diesem Rohstofftransport hatte die Feldbahn eine größere Steigung aus der Grube zu überwinden.


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Zeigt die "alte Feldbahn“, die von der Tongrube aus die
"Von-Werthern-Straße“ überqueren musste, um den Rohstoff
Ton in das nahegelegene Dampfziegelwerk Esbach zu bringen
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert


Zudem musste sie die heutige "Von-Werthern-Straße“ in Dörfles-Esbach überqueren. Anfangs wurde dieser Straßenübergang beim Überqueren der Feldbahn mit Absperrposten und Fahnen gesichert, später wurde an dieser Stelle eine Blickanlage installiert.

Nach der Schließung des Esbacher- Ziegelwerkes im Jahre 1986 lag diese Tongrube brach
Nachdem der Müllzweckverband einen Platz für seine Abfallbeseitigung suchte, wurde man auf die Tongrube in Dörfles-Esbach aufmerksam und kaufte diese. Natürlich liefen die Ortseinwohner "Sturm“ gegen ein Auffüllen der Tongrube mit Abfall und aus dem angestrebten Ziel diese Grube zu verfüllen, wurde "Gott sei Dank“ nichts. Die Gemeinde Dörfles-Esbach konnte diese Grube wieder zurückkaufen. Das Landratsamt Coburg hat mit Zustimmung der Gemeinde Dörfles-Esbach als Eigentümerin des Sees den Esbacher See und die umliegenden Flächen als "geschützten Landschaftsbestandteil“ im Sinne des Bayerischen Naturschutzgesetzes ausgewiesen. Der See östlich von Esbach mit seinen nassen Initialvegetationen, Feuchtgebüschen, trockenen Ruderalfluren sowie Altgrasbeständen und Hecken hat ein Größe von ca. 9,9 ha und eine Tiefe von rund 15 Metern. Die Verordnung soll gewährleisten, dass dieses in Oberfranken einmalige Tiefengewässer mit seinen Uferbereichen als Rückzugsgebiet für gefährdete Tier- und Pflanzenarten geschützt wird und auch für die Naherholung der Bürger erhalten bleibt. Inzwischen hat sich die Artenvielfalt der Tiere und Pflanzen in dieser ehemaligen Tongrube sehr zum Vorteil in der Natur gestaltet. Dort findet sich zum Beispiel die seltene Beutelmeise sowie andere interessante Tier- und Pflanzenarten. Das Wasser des Sees reinigt sich selbst und weist mittlerweile einen gesunden Fischbestand auf. Ein um den See von der Gemeinde Dörfles-Esbach eigens angelegter Wanderweg lädt zum Spaziergang um dieses Biotop ein.

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Luftaufnahme der ehemaligen Ziegelei Esbach.
Im Bildhintergrund ist die frühere Tongrube jetzt "Esbacher See“ zu erkennen
Repro: Archiv Ulrich Göpfert

Kindheitserinnerungen
Für uns Kinder war in den 50iger Jahren diese Tongrube (wir Kindern nannten diese "Schacht) mit ihrer Feldbahn ein toller Platz zum Spielen. Was natürlich von den Arbeitern, die dort beschäftigt waren, nicht gern gesehen wurde. Wir mussten öfters fluchtartig unseren Spielplatz räumen, wenn uns ein Grubenarbeiter bei unserem Tun erwischte. So waren wir an der Seite der Tongrube, die mit Wasser aufgefüllt war, des Öfteren am Nachmittag nach der Schule anzutreffen. Wir warfen dort Steine ins Wasser und trieben allerlei Schabernack. Einmal kam einer von uns auf die glorreiche Idee, ein Floss zu bauen und damit auf dem kleinen See zu fahren. Doch es blieb bei der Idee. Der Plan kam nicht zur Ausführung, denn die Arbeiter hatten uns im Visier und durchschauten unser Vorhaben. Am Ufer stand viel Schilfgras, das einerseits recht gut zum Verstecken und andererseits zum Bau von Unterschlupf diente. Auch waren wir an der Schienenanlage der Feldbahn des Öfteren zu Gange und manch einer der vom Lokführer erwischte wurde, bekam den Hosenboden versohlt. Auch im Winter haben wir uns auch auf dem Gelände des Ziegelwerkes herumgetrieben und sind dort auf einem kleinen See (heute steht dort ein Fitness-Center und die Technik-Quelle) Schlittschuh gelaufen oder haben mit Eierbriketts Eishockey gespielt. Ab und an ist auch einmal einer durch das Eis gebrochen und hat dann zu Hause noch einmal als Abrundung seiner sportlichen Betätigung "seine Fracht“ bekommen.


Diese Erinnerung an unsere Kinderzeit erfüllt mich noch heute mit Wehmut und Freude. Ab und zu erzählen wir uns bei den Klassentreffen unsere Streiche und amüsieren uns dabei köstlich. Wir hatten zwar in materieller Hinsicht eine härtere Zeit, aber trotzdem möchte ich mit der Jugend von heute nicht tauschen.

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