Fest- und Feiertage
Wenn das Licht Tempo macht
Den Meterstab können Sie getrost im Schrank lassen: Vermessen wird an Mariä Lichtmess weder die Länge des Kerzendochts noch der Stand der Sonne. Schmerzlich vermissen aber mussten wir zuletzt deren wärmende Strahlen. Die gute Nachricht zu Lichtmess: Der Sommer kommt so sicher wie das Amen in der Kirche.
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert
Einem alten Kalenderspruch zufolge ist unser Erdentag, der zur Wintersonnenwende am 21. Dezember auf seinem Tiefpunkt stand, an Neujahr um einen "Hahnentritt", am Dreikönigstag immerhin schon um einen "Hirschensprung" länger geworden. Am 2. Februar haben wir bereits eine volle Stunde gewonnen. Ab jetzt und bis zum 21. März weist die Lichtkurve besonders steil nach oben - ein Anlass zum Feiern schon bei Kelten, Juden und Römern.
Zahl- und Wandertag der bäuerlichen Gesellschaft
Kaum mehr vermissen dürften die meisten den Feiertag Mariä Lichtmess selbst, der schon 1912 - also lange vor den letzten Einsparungsbestrebungen von Schröder, Stoiber und Co. - den neuen Lebensverhältnissen der Industrialisierung geopfert wurde. Dabei war er in der traditionellen bayerischen Gesellschaft von größter Bedeutung: Handwerker, die seit dem 29. September bei Kienspanlicht und Lampenschein arbeiteten, mussten ab jetzt wieder mit dem Tageslicht klarkommen. Für die Bauern begann an Lichtmess offiziell wieder die Feldarbeit; Knechte und Mägde bereiteten sich auf die "neue Saison" vor.
An Lichtmess wurden auf dem Land zudem - nicht anders als viele Zinsen und Pachten - die Löhne ausgezahlt. Mit einem Eintrag ins "Wanderbuch" und einem Laib Brot als Ausstand begann für Dienstboten die Suche nach einem neuen Arbeitgeber. Zuvor aber wurde gefeiert - mal einen, mal vier Tage lang, mancherorts gleich bis zum Fasching.
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert
Mariä Lichtmess als christlicher Feiertag
Wie so viele christlichen Feiertage geht auch Mariä Lichtmess (oder: Mariä Reinigung) auf einen vorchristlichen Brauch zurück: Schon die Kelten feierten in den ersten Februartagen die "Wiedergeburt des Lichts". Eine Blaupause für die christliche Marienverehrung lieferte dann der römische Ehrentag der Juno Februata: Die nach antiker Vorstellung jungfräuliche Mutter des Mars soll ihren Sohn mithilfe einer Lilie empfangen haben.
Die Kombination heidnischer, alt- und neutestamentarischer Elemente war allerdings nicht spannungsfrei: Nach dem Gesetz Mose sollen alle neugeborenen Kinder nach einer Frist von 40 Tagen in den Tempel gebracht werden. Die Mutter gilt in diesem Zeitraum als "unrein" und muss ein Sühneopfer darbringen - eine für die "Mutter Gottes" wenig angemessene Vorstellung.
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert
Das 6. Konzil zu Konstantinopel 692 versuchte denn auch, Mariä Lichtmess zu kippen, was aber scheiterte: Zu sehr war der Festtag im Volk verwurzelt. Bis heute werden am 2. Februar in vielen Kirchen die Kerzen für den christlichen Jahreslauf geweiht. Im Voralpenland versammeln sich noch heute manche Familien zum Rosenkranzbeten, wobei für jeden Anwesenden eine Kerze entzündet und aus ihrem Brennen die Zukunft gedeutet wird.
Auch für Mundartforscher ist Mariä Lichtmess ein wichtiger Termin:
Ab heute wird "geschlenkelt"
Kommt am "Schlenkeltag" doch ein sonst weitgehend vergessener Ausdruck zu letzten Ehren. Sein Ursprung ist das Wort "schlanken", dem Andreas Schmeller, der Vater der bayerischen Mundartforschung, die Bedeutung von "müßig umhergehen" zuweist: Selten, dass sich einem Knecht auf dem Weg von Dienstherr zu Dienstherr nicht mindestens eine Wirtschaft in den Weg stellte. Eine allzu weite Ausdehnung der "Schlenkelweil" missfiel auch der Obrigkeit, die den "Schlenkler" dann schnell als Schlingel betrachtete.
Besser gelitten als unmäßiger Bierkonsum war indes der an Lichtmess übliche Verzehr von Pfannkuchen, bei deren Zubereitung sich artistische Geschicklichkeit auszahlte: Landete der erste beim Wenden in der Mitte der Pfanne, so ging einem das ganze Jahr das Geld nicht aus.
Quelle: BR-online – Bayern - Feste & Feiern - Fest- und Feiertage