Die Karnickeljagd

Eine Begebenheit aus Oeslau Mitte der 1890er Jahre

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Ein Blick vom Geierslöhlein in Rödental-OT Oeslau zum Schloss Rosenau.
Dort hat sich auf der Wiese diese Begebenheit abgespielt

Foto: Archiv © Ulrich Göpfert

Im Geierslöhlein hinten in Oeslau in Richtung Unterwohlsbach gab es damals unheimlich viele Karnickel. Droben im Hang neben dem Friedhof und unterhalb des Ehrenmals – die beide damals noch nicht da waren – hatten sie ihren Hauptbau. Von da hoppelten sie hinaus in die Felder und richteten dort beträchtlichen Schaden an. Besonders gern waren sie in einem Kleeacker jenseits der Straße nach Unterwohlsbach.

Da waren in Oeslau damals drei Lausbuben: der Krugen Hermann. Er fiel im 1. Weltkrieg als Feldwebel bei den 95ern. Dann der Lipferts Moritz und der „Postersch Hans“. Der hieß damals so, weil sein Vater die Post hatte. Die drei machten die Entdeckung, dass, wenn man die Karnickel aus dem Klee heraus jagte, sie schnell in einen Grabendurchlass schlüpften, wenn im Wäldla drinnen Krach gemacht wurde. Da stand schon der Plan der drei fest: „Die fanga me labendig!“ Schon am nächsten Tag sollte das ausgeführt werden. Der Moritz sollte einen Sack und eine Schnur mitbringen und der Hans einen Feuerwerksfrosch.

Anfangs klappte alles tadellos. Einer trieb die Karnickel aus dem Klee heraus und die beiden anderen machten Krach im Holz. Da stellte sich heraus, dass der Moritz den Sack vergessen hatte. Da meinte der Hermann: „Dou musst da halt deina Housen auszieh, musst sa zubind un naahalt“. Das tat der Moritz. Die Hosenbeine wurden fest zusammengebunden. Die beiden Feuerwerker gingen an das andere Ende vom Durchlass – Hans zündete den Knallfrosch an und steckte ihn hinein in den Dolen.

Das ging nun da drin: „Pfumm – Pfumm – Pfumm“, und die Karnickel flitzten heraus wie aus der Kanone geschossen. Der eine an der aufgehaltenen Hose vorbei und auf und davon. Der andere aber sauste mit einem Satz hinein in die Hose vom Moritz. „Ich hou na – drinna isse“. Aber gleich hinterher schnupfte er schwer enttäuscht: „Daa Frecka, da verdammt – doart sauste“.

Als Moritz nun feste ausgeschimpft wurde, sagte er in seiner langsamen trockenen Art: „Ich Ochs, ich hou ja vegassn, dann Schlitz zuzemachn“.

Quellenhinweis: Dr. Hans Otto

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