Das Schafhaus in Meeder

Das Schafhaus in Meeder
Was lange währt, wird endlich gut…
Nach erfolgreicher Sanierung offizielle Übergabe an die Gemeinde Meeder

Eine Fotoreportage von Ulrich Göpfert

Meeder/Landkreis Coburg
Am Mittwoch, 24. September 2015 wurde das Schafhaus in Meeder nach umfangreichen Sanierungsarbeiten offiziell durch den Regierungspräsidenten von Oberfranken Wilhelm Wenning an die Gemeinde Meeder übergeben.

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Das Schafhaus steht im Norden des Ortes Meeder auf freiem Feld am Fuß der Langen Berge. Das denkmalgeschützte Bauwerk stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde zwischen 1700 und 1750 in einer seltenen Zimmerer-Technik errichtet. Dieses Gebäude musste für die Nachwelt unbedingt erhalten werden, denn es legt heute noch ein beredtes Zeugnis der schafzuchtreichen Vergangenheit in unserem Coburger Land ab.

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Seit 1971 wurde das ganz in Holz errichtete Gebäude nicht mehr genutzt und gewartet. Sein Verfall schien unaufhaltsam. Zuletzt war der Bau in einem ruinösen Zustand. Lange Jahre konnten sich die Verantwortlichen nicht über die Finanzierung einigen. Inzwischen entwickelten sie mit dem Landesamt für Denkmalpflege, dem Bezirksheimatpfleger und der Unteren Denkmalschutzbehörde ein finanzierbares Sanierungskonzept. Dadurch konnte ein ungewöhnliches Kulturdenkmal vor dem Verfall gerettet werden.

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Wie der 1. Bürgermeister der Gemeinde Meeder, Bernd Höfer, in seiner Begrüßungsrede ausführte:
„Die Zeit war lang, es hat gedauert oder aber auch, was lange währt wird endlich gut“. Ich glaube nichts beschreibt die Geschichte um unser Schafhaus und dessen wunderbare Sanierung so treffend, wie dieser Satz: „Eine erfolgreiche im Herbst 2012 beginnende Komplettsanierung eines objektiv beurteilt dem Verfall überlassenen Gebäudes, das zuvor mehr als 30 Jahre sporadischer Noterhaltungsversuche trotzte. Eine Zeitspange, die an Emotionen und Nerven von ihnen als unsere Wegbegleiter, einiges abverlangte. Auch stand letztendlich der Erfolg in dieser Zeit wohl mehr als einmal ernsthaft in Frage. Heute bin ich mir sicher, es war für die Gemeinde ein Glücksfall, als uns die Untere Denkmalschutzbehörde vor die Wahl stellte, entweder das Gebäude zurückzubauen und in der „Alten Schäferei zu Ahorn“ einzulagern, um die noch vorhandene Bausubstanz zu schützen, oder zu sanieren.

Insgesamt wurden 125.000 Euro investiert,
hiervon allein 625 Arbeitsstunden durch die Kollegen des Bauhofes und 30.000 Euro Eigenkapital der Gemeinde Meeder. Besonders danken möchte ich vor allem der Oberfrankenstiftung um Herrn Vorsitzenden des Stiftungsrats Wilhelm Wenning, der Bayerischen Landesstiftung und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege mit allen Mitarbeitern für ihren ungebrochenen Willen und die finanzielle Unterstützung des Projekts, welche sich mit einer stolzen Summe von 95.000 Euro beziffert. Seinen Dank richtete er ebenso an die begleitenden Handwerker, welche insbesondere den Bauamtsleiter Jürgen Schmidt und die gemeindlichen Bauhofmitarbeiter in vielen Diskussionen unterstützten und hier Großartiges leisteten.

Im Anschluss dankte der 1. Bürgermeister Bernd Höfer dem Kreisheimatpfler Lothar Hofmann, 2. Bürgermeister a.D. Helmut Eckardt sowie Heiko Büschel für ihren ganz persönlichen Einsatz mit einer Dankesurkunde.

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Leben ist in das Schafhaus eingekehrt
Das wieder Leben in das Schafhaus eingekehrt ist, das haben wir heute schon von den neuen Bewohnern gehört. Ich freue mich sehr darüber, dass wir mit Mathias Arnold und seiner Lebensgefährtin Silvia Kirschner Schäfer aus Meeder gefunden haben, die ihre Tiere hier einstellen und somit das erfüllen können, was dem Zweck des Gebäudes zu eigen ist.

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Die Skudde ist die kleinste deutsche Schafrasse. Ursprünglich im Ostseeraum beheimatet

Gelebte Heimat bedeutet für mich,
neben den „lebendigen Tieren“, auch Geschichten unsere Heimat zu bewahren. Für uns und unseren Kindern Geschichte zu zeigen und zu erleben. Am schönsten kann man das mit Bildern und Figuren.

Und so wurde das Konzept um die reaktivierte Nutzung als Stallung unseres Schafhauses mit gemeindlicher Sage „Die Zauberrute“ um die Schäferei zu Meeder im Coburger Land verbunden. Eine Sage, die von einem Schäfer handelt, der in Meeder auf den Langen Bergen sich mit Zauberkraft gegen Musketiere aus Bad Rodach und wütende Bürger aus Meeder zur Wehr setzte und dafür einem Hexlein seine Strickdienste erweisen musste. Er begrüßte an dieser Stelle Ulrich Göpfert, der sich sehr um heimatliche Geschichte, Sagen und Brauchtum bemüht und auf dessen Sammlung wir hierfür zurückgreifen durften.

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unserer Heimat vereinen wir mit diesem sanierten Schafhaus und diesem Nutzungskonzept.

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1. Baustein des heimatlichen Sagenweges
Lassen Sie uns einen Blick auf den 1. Baustein des heimatlichen Sagenweges werfen und bestaunen was die Künstler der Holzschmiede Harald Lieb zur Sage der Zauberrute vorbereitet haben.

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Grußwort des Regierungspräsidenten Wilhelm Wenning
und offizielle Übergabe des Schafhauses in der Gemeinde Meeder

Im Jahre 2010 hatte ich schon intensiv Gelegenheit, mich mit der Schäferei in der Gemeinde Meeder zu befassen. Im Rahmen von Bayern-TourNatur, der bayernweit größten Umweltbildungsaktion, lernte ich die Bedeutung der Schäferei für den Erhalt der Kulturlandschaft, damals am Bockstadter Weg, nördlich des Gemeindeteils Ahlstadt kennen. Heute darf ich ein einmaliges Zeugnis der schafzuchtreichen Vergangenheit im Coburger Land, das Meederer Schafhaus, offiziell der Öffentlichkeit übergeben.

In einer gemeinsamen Aktion der Gemeinde Meeder in intensiver Zusammenarbeit mit dem Bezirk, der unteren Denkmalschutzbehörde und mit weiteren Beteiligten sowie finanzieller Unterstützung durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, der Bayerischen Landesstiftung und der Oberfrankenstiftung ist es gelungen, ein über den fränkischen Raum hinaus einmaliges Gebäude vor dem Verfall zu retten…

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Es wäre schön, wenn ehemalige Hutungen im Besitz der Gemeinde zukünftig wieder für die Schäferei zur Verfügung stehen könnten. Insbesondere im direkten Umfeld des wunderschön renovierten Schafhauses gab es einst eine Vielzahl an Weideflächen und Triebwegen, auch zu den bekannten Hutungen auf der Senningshöhe. Vielleicht ist es zukünftig möglich, eine derartige, auch kulturhistorisch bedeutsame Verbindungsachse wieder herzustellen.

„Schafhaus und Umgebung sind kein Museum, lassen Sie es uns mit Leben erfüllen“!

Weitere Grußworte sprachen im Anschluss:

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Dr. Brandl (Landesamt für Denkmalschutz),

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Siegfried Ros (Untere Denkmalschutzbehörde im Landratsamt Coburg),

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2. Bürgermeister a.D. Hartmut Eckardt,

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Heiko Büschel (Zimmerei Büschel, Meeder OT. Großwalbur).

Wie Heiko Büschel ausführte: ich möchte mich im Namen der Zimmerei Büschel bei der Gemeinde Meeder für das entgegengebrachte Vertrauen bedanken, dass wir die Arbeiten hier zum Wiederaufbau des Schafhauses ausführen durften.

Bei einem Neubau sagt hierzu der Zimmermann einen Richtspruch, heute möchte ich mit ein paar gedichteten Versen den Wiederaufbau abschließen, damit unsere Arbeit für beendet sehen und das Gebäude symbolisch wieder in die Hand der Gemeinde geben:

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Hochverehrte Anwesende!

Nun Gott zum Gruß, Ihr lieben Leut`,

dass Ihr hierher gekommen

und an dem schönen, stolzen Bau

solch Anteil habt genommen!

Herr Bürgermeister, seid gegrüßt

mit Eurem ganzen Rat,

und was in dieser Gemeinde

sonst Rang und Namen hat!

Herrn Dr. Brandl, vom Denkmalschutz

mein Kompliment!

Er knackte diese harte Nuß

und führt´s zum guten End!

In Jürgen Schmidt´s Händen lag zum Glück

die Leitung dieses Bau´s,

was nicht zu überwinden schien,

führt´ er doch wacker aus.

Ein neues Haus ist schnell gericht,

hier hieß es mühsam flicken;

vergeßt den Bauarbeiter nicht,

sein Lob vor allen Stücken!

Die Zimmerleute schafften hier,

grad wie in alten Tagen,

mit Beil und Säge, hart und schwer,

den Grund will ich Euch sagen:

250 Jahre ist es her,

da tat an dieser Stell

ein anderer seinen Richtfestspruch,

bist längst vergessen, Gsell!

Doch was Du machtest, trotzt der Zeit

in Sturm und Wasserflut,

in Krieg und Frieden stand es fest,

die Alten bauten gut.

Der Stall war neu und stützte sich

gewaltig auf die Mauer,

mit mächtigem Giebel, breit und hoch,

gebaut für lange Dauer.

So schaute er nach Freund und Feind,

der Bürger Ehr und Stolz,

gefügt und kunstvoll aufgericht

aus feinstem Fichtenholz.

Würd´ viel drum geben, könnt er mir

erzählen, was geschehen,

was er 250 Jahre lang

in dieser Flur gesehen!

Freilich, der harten Zeiten Lauf

hat ihn schwer mitgenommen,

und langsam ward er alt, der Stall,

sind Riß und Löcher kommen.

Viel Flickwerk war an ihm zu sehn,

auf Krücken stands, oh Not,

und man verurteilts schließlich auch

zum Abbruch und zum Tod.

Doch Rat und Bürgermeister dieser Gemeinde,

die ließens nicht geschehen,

es sollte dieser hohe Bau

erneuert auferstehen.

Sie scheuten Müh und Kosten nicht,

und auch das Landesamt

für Denkmalspflege hat sich gern

zu diesem Werk bekannt.

Und so vereint, ließ man´s erstehn,

wie früher es gewesen,

viel Handarbeit ist dran zu sehn

und Balken auserlesen.

Von schwerem, alten Fichtenholz,

man könnt schier neidisch werden!

Wer macht uns wieder jung und stolz,

wenn wir gebrechlich werden?

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Weil alles nach alter Weis gebaut,

hats lang gebraucht,

geübte Fachkräfte waren da,

auch hats uns recht geschlaucht.

Zur Einweihung sind wir jetzt vereint

und denken still der Alten,

die hier gebaut und hier gearbeitet,

mög´ Gott in Gnaden walten!

Und wieder durch der Zeiten Lauf

mög´ er diesen Stall bewahren,

er wende ab von ihm

stets drohende Gefahren!

Er steht, betreut von dieser Gemeinde,

im Schutz der Denkmalspflege.

Ich hab genug geredet nun

und gehe meiner Wege.

Zuletzt aber, noch derer sei gedacht,

die sich zum Feste aufgemacht,

um zu bewundern und zu schauen,

was hier geleistet war im Bauen.

Nun frage ich den Bürgermeister vor aller Welt,

ob ihm der erneuerte Schafstall gefällt:

-Ja-

Nun ist genug der Bürgermeister lobt,

nun ist das Werk genug erprobt,

wir geben es aus unsern Händen

in des allweisen Vatershand,

er möge schützend immer wirken

und hüte es vor Unbestand.

Der Bürgermeister, der Gemeinderat und

die Bürger der Gemeinde Meeder

sie leben Hoch, Hoch, Hoch.

Ich schmettre nun das Glas zu Grunde,

geweiht sei dieser Bau zur Stunde.


Nun möchte ich den Schlüssel hiermit übergeben

und wünsche dem Schafhaus ein langes Leben.

Vielen Dank.


Weitere Eindrücke im Bild festgehalten

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Alle Fotos: 2015 © Ulrich Göpfert

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