Wasserschloss Mitwitz
Der lebensfrohe und trinkfeste Ritter Berthold von Rosenau
hatte einst den nicht unbeträchtlichen Familienbesitz hoch verschuldet
Schon der Name des Ortes Mitwitz läßt auf eine mehr als 1200jährige Vergangenheit schließen, denn –witz (von Vindivice gleich Wendendorf) deutet auf eine slawische Gründung hin, die nach den Einfällen der Wenden und Sorben (570 und 630) erfolgt sein muß. 805 war ihre Macht – wenigstens in unserer Gegend – durch die Siege Karls des Großen bereits wieder gebrochen. Schwürbitz (Srbivice) bei Michelau bedeutet Sorbendorf.
Im Winkel zwischen der Steinach und der in sie mündenden Föritz liegt das alte, malerische Wasserschloss, das in der Mitte des 13. Jahrhunderts dem von der Schaumburg bei Schalkau in Thüringen stammenden Geschlecht derer von Schaumburg gehörte. Die ältesten erhaltenen Teile, der nördliche Eckturm (nach Durchschreiten des Torbaues gleich links) und die zwei Untergeschosse des Nordflügels sind etwa 600 Jahre alt, da sie schon bestanden, als 1396 das Schloss bambergisches Lehen wurde.
1425 wurde es den Coburger Münzmeistern Heinrich und Günther von Rosenau verkauft, genau hundert Jahre später von den Bauern niedergebrannt, wiederhergestellt und ein weiteres halbes Jahrhundert darauf – 1575 – erwarb es Hieronymus von Würtzburg von Hans Berthold von Rosenau, jenem lebensfrohen, trinkfesten Ritter, der bei seinem Tode den einst nicht unbeträchtlichen Familienbesitz stark dezimiert und hoch verschuldet hinterließ. Hieronymus war der Neffe des bedeutendsten Würtzburgers, Fürstbischof Veit, der das Episkopat Bamberg innehatte.
Der reiche Onkel hatte 18 000 Gulden zu dem Kauf zugeschossen und die Kapelle – ihr Eingang liegt in der südlichen Hofecke der Kernburg – einbauen lassen. Das gegenwärtige, von einem breiten Wassergraben umgebene, fast quadratische Kernschloss mit den vier Ecktürmen wurde 1596 bis 1598 ausgebaut durch den Architekten Daniel Engelhardt, der auch die Pläne zur Veste Rosenberg in Kronach lieferte und auf der Plassenburg über Kulmbach Bauleiter Kaspar Vischers war.
Beachtenswert ist die seltene Form einer 16eckigen Kuppel auf dem südlichen Turm. Die ganze, durch spätere Zutaten kaum verdorbene Anlage atmet noch ganz die romantische Atmosphäre der ausklingenden Renaissance, die den Besucher, der über die steinerne Brücke durch das wappengekrönte Portal den düsteren Innenhof betritt, fast ein wenig erschauern lässt. Geradeaus fällt der Blick auf den Neptunsbrunnen aus dem 18. Jahrhundert.
Interessanter ist der gerüstete Sandsteinritter, den wahrscheinlich Pankraz Wagner um 1575 schuf, ein Bildhauer, der auch die Skulpturen an der Bamberger Hofhaltung ausführte. Sein Schild zeigt die Wappen von Weismain, denn die Statue stammt vom Marktbrunnen dieser Stadt, auf dem seit 1879 eine Kopie steht. An der südöstlichen Hoffront berichtet eine Inschrifttafel von dem Aus und Umbau von 1596 durch Veit von Würtzburg, der darauf auch als "Ambt Man uf den Furtenbergk“ bezeichnet ist.
Die Innenräume des Schlosses zeigen Deckenbilder und Supraporten (architektonisch einbezogene Gemälde über den Türen) zwischen 1700 und 1770 sowie einige um 1750 gemalten Bilder des Tiepolo-Schülers Georg Anton Umlauf. Aus den Jahren um 1600, der Zeit der Coburger Spätrenaissance-Bauten stammt die reizvolle Toranlage mit der durch fünf stichbogige Pfeilerarkaden und nachgotische Maßwerkblenden schön gegliederten Galerie an der Innseite. Außen um das Haupttor herum ist noch eine Reihe von Kugelscharten erhalten, die es den Schützen, deren Gewehrläufe in den Durchbohrungen der Kugeln staken, erlaubten, die Schußrichtungen aus voller Deckung beliebig zu ändern. Die beiden Giebel des anschließenden Verwaltungsbaus bezeugen den Entwurf durch den Hofbaumeister Herzog Casimirs, Peter Sengelaub. An den Torbau nach Südwesten schließen sich das Wachhaus, der Stall und der Stadel an, deren Außenmauern, die entlang eines äußeren Wassergrabens verlaufen, mit kreuzförmigen Schlüsselscharten versehen sind. Gegenüber der Nord-West-Front des Kernschlosses liegt das Kuradenhaus. Der letzte Kurator, der als Seelsorger die Schloßkirche betreute ist gestorben. Aus der Werkstatt des Bamberger Hofbildhauers Ferdinand Dietz, von dem u.a. die einst reiche Gartenplastik des Schlosses Seehof bei Bamberg stammt, kommen die Balustraden mit zwei Knaben im Jagdgewand, zwei Vasen und zwei Schalen zwischen Verwaltungsgebäude und Kuratenhaus. Eine zweite Ballustratenzeile weist in den reizvollen idyllischen Park mit einem Teich, der zum Spaziergang einlädt.