Schloss Ehrenburg

Schloss Ehrenburg und Schlossplatz in Coburg
Stadtschloss der Coburger Herzöge

 
Foto: 2014 © Ulrich Göpfert

Auszüge aus der Geschichte von Schloss Ehrenburg
Schloss Ehrenburg, das Stadtschloss der Herzöge von Coburg, war in den 1540er Jahren durch Herzog Johann Ernst von einem baufälligen Franziskanerkloster, das während der Reformation aufgelöst worden war, zur herzoglichen Residenz umgewandelt worden. Im Zentrum Coburgs gelegen, ist es nach Osten zum Hofgarten hin ausgerichtet, der steil zur Veste Coburg ansteigt. 1547 siedelt Herzog Johann Ernst mit seinem Hofstaat in den Neubau über, um dort bald darauf seinen vornehmsten Gast zu empfangen: Kaiser Karl V. der hier 1547 nach der Schlacht bei Mühlberg weilte. Auf ihn, so wird behauptet, gehe der Namen des Schlosses "Ehrenburg“ zurück, weil der Bau "ohne Frone“ (ohne Frondienst) ausgeführt worden war.

Mit der Herrscherpersönlichkeit von Herzog Johann Casimir beginnt und endet Coburgs erste Blütezeit. 1586 ergreift der eben als volljährig erklärte junge Mann die Zügel der Regierung. Unter seiner Leitung erfolgten Umbauten im Renaissancestil durch den Hofbaumeister Michael Frey (1590) und Anbau der Altane durch den bambergschen Baumeister Giovanni Bonalino (1623), einen gebürtigen Graubündner. Herzog Albrecht, der 1680 in Schloss Ehrenburg seine Wohnstatt nimmt, findet an der ebenso weitläufigen wie kleinräumigen Anlage seines Vorgängers manches auszusetzen. Doch zunächst gilt es einen neuen "Hoff- und Schloss-Gartten“ anzulegen. Im Jahr 1680 wird daher am Weg zur Veste, östlich der Ehrenburg, ein geeigneter Platz planiert, in Rechtecke aufgeteilt, mit Gartenbauten sowie einem Schieß- und Exerzierplatz versehen. Zwischen Hofgarten und Schloss entsteht indessen ein neues Marstallgebäude (1820 überbaut und 1834 erneut verändert).

Am 9. März 1690 ereignete sich ein Brand in Schloss Ehrenburg, der den Fürstenbau und die gegen Norden anstoßenden Flügel in Schutt und Asche legt. Herzog Albrecht klagte zwar bitter, doch ist ihm die erfolgte Zerstörung des alten winkligen Fürstenbaus und etlicher anstoßender Gebäude vermutlich nicht ganz unwillkommen gewesen. Jedenfalls war einem Neubau nach den Erfordernissen des barocken Absolutismus nunmehr der Platz bereitet. Am 13. Juni 1690 wird der Grundstein zur Hofkirche gelegt. Sie bildet noch heute den Westflügel des neu geformten Ehrenhofes. Herzog Albrecht stirbt 1699 und hinterlässt ein nur "fast“ vollendetes Bauwerk. Da die Frage der herzoglichen Nachfolge erst 36 Jahre später geklärt werden wird, übernehmen die Herzöge von Gotha, Saalfeld und Meiningen zunächst gemeinsam die Regierung über Coburg.

Zeitsprung in das Jahr 1810
Mit Herzog Ernst I. hebt für Coburg das Zeitalter der Romantik an. Ein herzoglicher Erlass vom 11. Oktober 1810 beginnt mit den Worten: "Es ist das hiesige Residenzschloss in einem solchen schlechten baufälligen Zustand, dass einige Hauptveränderungen vorzunehmen und unumgänglich notwendig sind“. Zugleich betreibt Ernst I. intensiv die Suche nach einem Architekten, der weit reichende Modernisierungspläne für das gesamte Schloss auszuarbeiten vermag. Durch Vermittlung des Berliner Baudirektors Johann Albert Eytelwein gelingt es ihm, den jungen Oberbauassessor Karl Friedrich Schinkel für Coburg zu gewinnen, der dort am 14. Oktober eintrifft. Während des etwa einmonatigen Aufenthalts in Coburg arbeitet Schinkel an Plänen für die Fassaden und das Treppenhaus, ferner für Zimmerdekorationen und Möbel; nach Berlin zurückgekehrt, übersendet Schinkel dem Herzog weitere Zeichnungen.

Auf den im engen Kontakt mit Ernst I. stehenden Architekten Schinkel geht wohl der Gedanke zurück, die Dreiflügelanlage der Ehrenburg mit gotisierenden Fassaden zu verkleiden und – unter Aufgabe der im Norden gelegenen Wirtschaftsgebäude – in ein parkartiges Ambiente einzufügen, wie es eine 1810 entstandene Perspektivzeichnung Schinkels darstellt. Schon mit Rücksicht auf den vorgegebenen Baukörper wählt Schinkel einen der englischen Gotik verpflichteten Architekturstil. Die Ehrenburg gehört somit zu den frühesten Beispielen des deutschen Sprachraumes, welche die Neugotik nicht für ein ländliches Schlösschen, sondern für eine repräsentative Stadtresidenz wählen.


Foto: 2014 © Ulrich Göpfert

Nach dem Wiener Kongress verfügt das Herzogtum Coburg dank französischer Zahlungen zunächst über nicht unbedeutende Finanzmittel; zum Teil werden sie noch Ende 1815 in Frankreich selbst für umfangreiche Ankäufe von Pariser Luxusartikeln, besonders aber von Uhren, Bronzen und Möbeln verwendet, die für die Ehrenburg bestimmt sind. In der späten Regierungszeit Ernst I. wird der Ausbau der Ehrenburg, nicht zuletzt im Hinblick auf des Herzogs Vermählung mit seiner Nichte Marie von Württemberg 1832, erneut mit größter Intensität betrieben. Damit ist 1841 das heutige Bild der Ehrenburg im Wesentlichen vollendet.

Nach dem 1830-35 erfolgten Abbruch der gegen Norden vorgelagerten Wirtschaftsgebäude des Schlosses beginnt sich um 1840 das Rondell des auch als städtebauliche Leistung bemerkenswerten Schlossplatzes zu formen. Seinen Mittelpunkt bezeichnet die von Ludwig Schwanthaler modelliertet Bronzefigur Herzog Ernst I., die dessen Sohn Ernst II. aufrichten lässt. Unter Herzog Ernst II. (reg. 1844-1893) werden schon bald detaillierte Pläne zur Neugestaltung der Ehrenburg vorgelegt. Doch beschränkt sich deren Realisierung auf die partielle Einrichtung von verschiedenen Räumen im Stadtschloss mit Pariser Möbeln und Stoffen. Letzte Veränderungen finden in den einzelnen Räumen des Ostpavillons anlässlich der Hochzeit des letzten regierenden Herzogs Carl Eduard im Jahr 1905 statt. Die Abdankung des Herzogs erfolgt 1918.

 
Foto: 2014 © Ulrich Göpfert

Nach 1918 wurden einzelne Geschosse und Raumgruppen des Schlosses von Verwaltungsstellen bezogen. Die Landesbibliothek und bis 1990 zunächst auch das Landesarchiv (heute Staatsarchiv Coburg) fanden hier ihre Bleibe. Auch die 1919 begründete Coburger Landesstiftung, die Teile des ehemaligen herzoglichen Grundvermögens verwaltet, konnte im Schloss Ehrenburg ihren Sitz einrichten. Die Erhaltung des Baudenkmals und seit 1941 auch die Betreuung des Kunstinventars liegen in den Händen der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. Die erhaltenen historischen Raumensembles sind als Museum der Öffentlichkeit zugänglich.

1968 begannen die groß angelegte Instandsetzung und Restaurierung der Ehrenburg, die das staatliche Hochbauamt Bamberg, Dienststelle Coburg, in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen durchführte. Mit der 1983 vollendeten Restaurierung der Hofkirche ist das umfassende Vorhaben zu einem vorläufigen Abschluss gelangt, der Ehrenburg als architektonischem Denkmal durch baulich-restauratorische Arbeiten nachhaltigen Glanz zu verleihen, wie auch die vormalige Herzogsresidenz durch die Erweiterung durch die Bibliothek und die Adaptierung verschiedener Veranstaltungsräume verstärkt in den Rang eines kulturellen Zentrums Coburg zu erheben.

Beschreibung der Innenräume von Schloss Ehrenburg
Wir beginnen den Rundgang mit der Einfahrtshalle. Zweischiffige Halle, die den Haupteingang aufnimmt und zugleich Verbindung zwischen Ehren- und Binnenhof bildet. Im Jahr 2000 wurden zu Seiten der Einfahrtshalle ein neuer Kassenraum mit Information und Museumsladen eingerichtet und der Besucherraum mit Cafeteria neu gestaltet. Von da aus startet die Besichtigungstour und führt durch: Haupttreppenhaus in das II. Obergeschoß, Vorsaal, Familiensaal, Kleine Galerie, Weißer Saal über das Leopold-Zimmer zum prunkvollen Riesensaal.

 
Foto: 2014 © Ulrich Göpfert

Der prunkvolle Festsaal aus der Zeit Herzog Albrechts ist seit 1690 im II. Obergeschoss des Hofkirchentrakts errichtet. Carlo Domenico sowie Bartolomeo Luchese schufen 1697-1699 die kraftvolle Stuckzier. Den Namen "Riesensaal“ erhielt er später auf Grund der 28 Atlantenfiguren, die das Gebälk tragen. Der Riesensaal war stets der eigentliche Festsaal der Stadtresidenz. Im 19. Jahrhundert diente er nicht nur für Hoffeste und –bälle wie für Diners, sondern auch für Theateraufführungen im höfischen Rahmen.

Nach dem Riesensaal erreichen wir die "Große Galerie“. In diesem Raum sind zahlreiche Gemälde aus der ehemals weit umfangreicheren Sammlung des kunstliebenden Herzogs Franz Anton (reg. 1799-1806) zu sehen. Zur Vergrößerung der Sammlung trug ferner Ernst I. entscheidend bei, der vor allem französische und deutsche Gemälde der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erwarb. Der wohl bedeutendste Zuwachs, besonders an Werken des 17. und 18. Jahrhunderts, ergab sich aus der Übernahme eines großen Teiles der Bildergalerie des Stiftes Gandersheim, dessen letzte Dechantin Prinzessin Karoline Ulrike Amalie von Sachsen-Coburg-Saalfeld nach der Auflösung des Stiftes 1810, u.a. dessen Kunstbesitz als Entschädigung erhielt.


Foto: 2014 © Ulrich Göpfert

Danach folgt das "Rote Empfangszimmer“, das Gobelinzimmer und danach erreichen wir den Thronsaal. Der Mittelpunkt des höfischen Zeremoniells im 19. Jahrhundert bedient sich der monumentalen Formen des Klassizismus; der schwere Farbklang von Rot und Gold – wie er bei Thronsälen bevorzugt wird – unterstreicht auch hier den Anspruch der Raumarchitektur. Durch das Vorzimmer, durch das Audienzzimmer gelangen wird zum Arbeitszimmer.


Foto: 2014 © Ulrich Göpfert

Besondere Anziehungskraft besitzt das folgende Schlafzimmer. Ehemals Schlafgemach von Ernst I. bewohnte den Raum die verschiedentlich in Coburg weilende Queen Victoria von England. An sie erinnern einige Teile der Ausstattung. Besondere Beachtung findet bei den Besuchern immer wieder, dass im Jahr 1860 eigens für den königlichen Besuch eingebaute Mahagoni umkleidete WC englischer Herstellung - wohl eines der ersten auf dem europäischen Kontinent. Aus früherer Zeit stammt der rechts des Bettes befindliche Zugang zu einer ehemals mit dem darunter liegenden Gemach verbindende Wendeltreppe, die schon um 1700 vorhanden war.


Foto: 2014 © Ulrich Göpfert

Außerdem befindet sich im 1. Obergeschoss des Schlosses: Garderobe, Boudoir der Herzogin, Dichternische der Herzogin Luise, Schlafzimmer der Herzogin Luise, das Arbeitszimmer der Herzogin, ein Empfangszimmer, ein Zweites Holzzimmer sowie ein weiteres Arbeitszimmer, ein Speisezimmer sowie den Ausgangsraum zu der Nebentreppe im Ostflügel. Nicht versäumen sollte der Besucher die Hofkirche im Erdgeschoss der Ehrenburg zu besichtigen. Grundsteinlegung war am 23. Juni 1690. Bauausführung bis 1700. Stuckarbeiten 1697 bis 1701 von den Brüdern Bartolomeo und Carlo Domenico Luchese.

Landesbibliothek
Außerdem befindet sich im Schloss Ehrenburg die wissenschaftliche Regionalbibliothek mit rund 380.000 Bänden aller Wissensgebiete aus dem 15. bis 20. Jahrhundert. Hier findet der Besucher in klassizistischen und spätbarocken Sälen, Ausstellungen im Silbersaal, Sonderbestände, Handschriften, Autographen, Inkunabeln, Luther-Drucke, Almanache, historische Landkarten und Noten, Thuringica, Saxonica, zahlreiche Druck- Unikate aus allen Epochen. Als Ausleihsaal findet der ehemalige Turm- oder Balkonsaal seine jetzige Verwendung. Im ehem. Jonquillen-Zimmer ist der erste Lesesaal untergebracht. Der zweite Lesesaal befindet sich im ehem. Violettzimmer. Als weitere Räume steht der Landesbibliothek der Silber- und der Andromedasaal zur Verfügung.

Der Schlossplatz
Der als Vorhof zum Schloss gestaltete Platz zählt zu den guten städtebaulichen Leistungen des 19. Jahrhunderts. Bis 1830 war der Platz von Schloss- und Wirtschaftsgebäuden umhegt.


Foto: 2014 © Stadt Coburg

Jenseits derselben (etwa an der Stelle der heutigen Arkaden) stand das herzogliche Ballhaus von 1627 (ab 1738 Komödienhaus). Heute spannt sich der Platz von der Grafengasse bis zu den Arkaden unterhalb des Palais Edinburgh (heute Sitz der Industrie- und Handelskammer zu Coburg). Sein Zentrum bezeichnet ein begrüntes Rondell mit der Bronzefigur des Herzog Ernst I. Diese wurde von Ludwig Schwanthaler, München 1849 gegossen. Die Arkadenreihe an der Ostseite wurde von Hermann Nicolai um 1840 aufgerichtet. Ein kleines Gewölbe in deren Mitte enthielt die Hauptwache (heute Krieger-Gedächtnisstätte). Darüber leitet eine Terrasse den Hofgarten ein, der sich bis zur Veste Coburg hinaufzieht. Seine endgültige Ausgestaltung erhielt er seit 1855.

 
Bronzestandbild Herzog Ernst II. von Gustav Eberlein 1899
Foto: 2014 © Ulrich Göpfert


Foto: 2014 © Ulrich Göpfert

Zwei auffallende Gebäude begrenzen den Platz gegen Nordwesten: das Palais Edinburgh (1881 von Georg Rothbart) und das Landestheater (1837-1840) von Karl Balthasar Harres errichtet, verändert 1847/48. Baumkulissen an der Westseite und im Osten der Ehrenburg lockern die Begrenzungslinien und heben den Platz aus der Enge der bürgerlichen Wohnstadt heraus.

Weitere Informationen:
Das Schloss Ehrenburg kann nur mit Führung besichtigt werden

Noch ein Hinweis für behinderte Besucher mit Rollstuhl:
- Die Besichtigung für diese Besucher ist unter der Woche am günstigsten.
- Ein Fahrstuhl ist für die Beförderung dieser Personen vorhanden, jedoch kann nur der 2. Stock besichtigt werden.

Weitere Auskünfte erhalten Sie unter:
- Tel. Nr. 09561 – 80 88 0; Fax: 80 88 31
- Internet: www.sgvcoburg.de

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