Immer mehr Weißstörche überwintern in Bayern
Bürger sorgen sich um ehemalige Zugvögel, die das ganze Jahr bleiben
Mit umgestelltem Speiseplan schadet die Kälte nicht
Hilpoltstein
An verschiedenen Stellen in Bayern wurden in den letzten Tagen trotz des Wintereinbruchs noch Weißstörche beobachtet. Besorgte Bürger melden sich daher beim Landesbund für Vogelschutz (LBV), ob diese Störche überhaupt überwintern können. Der LBV gibt hier weitgehend Entwarnung. Erst bei wochenlanger starker Kälte und dicker Schneedecke würde das Futter für Adebar knapp werden. Insgesamt ist die Zahl der in Bayern überwinternden Störche in den letzten Jahren angestiegen. „Diese Vögel stammen überwiegend aus ehemaligen Zuchtstationen, wo sie gezielt am Wegflug gehindert wurden“, so LBV-Storchenexpertin Oda Wieding.
Störche im Schneetreiben
Foto: 2013 © LBV/G. Weinrich
An manchen Orten Bayerns überwintern Weißstörche schon seit Jahren
So ist man an diesen ungewöhnlichen Anblick in Leutershausen im Altmühltal (Mittelfranken) oder in Bächingen im Landkreis Dillingen (Schwaben) schon gewöhnt. Andernorts sorgen sich Bürger derzeit hingegen um erstmalig auftauchende Störche wie in Ursensollen (Oberpfalz) oder Inning am Ammersee (Oberbayern). „Die dort beobachteten Störche stammen meist von benachbarten Nestern und streifen in der kinderlosen Zeit einfach weit umher“, erklärt Oda Wieding, Storchenbeauftragte des LBV. Störche kennen ihre Umgebung im Umkreis von bis zu 30 Kilometern ganz genau und finden so momentan noch genügend Nahrung wie Regenwürmer, kleine Schnecken und Fische. „Auch Kompostanlagen mit entsprechendem Mäuseangebot werden aufgesucht“, ergänzt Wieding.
Weißstorch auf Schneedecke
Foto: 2013 © LBV/Cordula Stoll
Beobachtungen von Weißstörchen
die in Bayern überwintern oder erst bei Einbruch winterlicher Witterung einen Teilzug oder auch Winterflucht machen, zum Beispiel an den Bodensee oder ins Elsaß, sind in den letzten Jahren angestiegen. „Neben den Störchen aus den Zuchtstationen kommen Vögel hinzu, die sich vom Brutpartner verlocken lassen, ebenfalls hierzubleiben. In Baden-Württemberg wird vermutet, dass sich dieses Verhalten eventuell sogar vererben könnte“, sagt Oda Wieding.
Weißstorch im Schnee
Foto: 2013 © LBV/G. Weinrich
Die überwinternden Vögel behalten die LBV-Storchenschützer im Auge, jedoch ist ein Eingreifen durch den Menschen nicht notwendig. „Auch die Einrichtung einer Futterstelle ist eher hinderlich, weil sich so die Störche an diese gewöhnen und damit auch von einer Fütterung abhängig gemacht werden, während sie andernfalls ihrem Instinkt folgen und bei tatsächlicher Futterknappheit dann doch einen Teilzug antreten würden“, so Wieding. Wer überwinternde Störche beobachtet, meldet diese bitte an den LBV. So kann die jeweilige LBV-Kreisgruppe zusammen mit Fachleuten die überwinternden Einzeltiere überwachen.
„Dem Storch als großem Vogel macht die Kälte kaum etwas aus, da er die Wärme wesentlich besser speichern kann, als kleine Singvögel wie Meise und Spatz, die immer bei uns überwintern“, erklärt Wieding.
Der Weißstorch als klassischer Zugvogel verbringt
normalerweise das Winterhalbjahr in Afrika
Als Segelflieger meiden die Störche das Mittelmeer und fliegen entweder als sogenannte Ostzieher über Türkei, Israel und Ägypten nach Ost- und Südafrika oder sie wenden sich als Westzieher über Spanien und Gibraltar nach Westafrika. Einige dieser Störche haben in den letzten Jahren einen neuen Trend geprägt, sparen sich den Flug über die Meerenge von Gibraltar und überwintern einfach in Spanien.
Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) e. V.
Landesgeschäftsstelle Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
Telefon: +49 (9174) 4775-0
Telefax: +49 (9174) 4775-75
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Internet: www.lbv.de