Coburg - Am Freitag, 04. März 2016 fand im „Brückner-Salon“ des Landestheaters Coburg die Pressekonferenz zur Vorstellung des Spielplanes 2016/17 statt.
Pressekonferenz im „Brückner-Salon“ des Landestheaters Coburg
Foto: © Ulrich Göpfert
Der Intendant Bodo Busse, der Kaufmännische Direktor Fritz Frömming und die Spartenleiter Roland Kluttig (Generalmusikdirektor), Matthias Straub (Schauspieldirektor), Mark McClain (Ballettdirektor) sowie Dramaturgin Renate Liedtke und die Theaterpädagogin und Leiterin des „Junges Landestheater“ Luca Pauer gaben Einblicke und Erläuterungen zur Theatersaison 2016/2017. Begleitet wurde die Pressekonferenz von der Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Persönliche Referentin des Intendanten Andrea Kremper und Ines Schäfer, Stellvertretende Leiterin Öffentlichkeitsarbeit.
Mit dem Programm für das neue Theaterjahr bekennt sich das Haus am Schlossplatz zum klassischen Repertoire – so sind im Musiktheater unter anderem Beethovens „Fidelio“ (ab 18. September 2016) und Wagners „Parsifal“ (ab 9. April 2017), im Schauspiel Sophokles’ „Antigone“ (ab 14. Januar 2017) und Schillers „Wallenstein“ (ab 24. Juni 2017) Höhepunkte der Spielzeit –, widmet sich aber auch der Pflege von Werken des 20./21. Jahrhunderts und der Wiederentdeckung vergessener oder selten gespielter Stücke. So feiert die Kammeroper „The Raven“ (ab 14. Mai 2017) des renommierten zeitgenössischen Komponisten Toshio Hosokawa auf der Coburger Bühne ihre Deutsche Erstaufführung (zu erleben in einem Doppelabend mit Poulencs „La voix humaine“), und mit Erich Wolfgang Korngolds Operette „Die stumme Serenade“ (ab 25. Februar 2017) wird ein nahezu vergessenes Werk des Genres wieder zum Leben erweckt. Im Rahmen des 2. Coburger Forums junger Autoren (ab 24. Februar 2017) bietet das Landestheater jungen Dramatikern in dieser Saison wieder die Möglichkeit, ihre Arbeiten einem breiten Publikum zu präsentieren.
Mit „Alice in Wonderland“ (ab 18. März 2017) hebt die Coburger Tanzcompagnie ein neues Handlungsballett aus der Taufe: Kapellmeister Roland Fister legt damit nach der Musical-Opera „Dorian Gray“ seine zweite Komposition für das Coburger Haus vor. Ein wahrer Blockbuster und ein Theaterabenteuer für die gesamte Familie steht mit der „Schatzinsel“ (ab 25. September 2016) auf dem Programm, und zur Weihnachtszeit dürfen sich nicht nur die kleinen Theaterbesucher auf ein „richtiges“ Märchen freuen: Mit der „Schneekönigin“ (ab 12. November 2016) erfüllt das Landestheater einen langgehegten Publikumswunsch.
Insgesamt bringt das Landestheater zwischen September und Juni über 20 Neuproduktionen auf die Bühnen des Großen Hauses, der Reithalle und des Münchner Hofbräus.
Landestheater Coburg – Blick vom Hofgarten aus
Foto: © Ulrich Göpfert
Premierenübersicht SPIELZEIT 2016/17
Großes Haus, Reithalle und anderswo
Am 18. September beginnt die „Neue Spielzeit 2016/17“ im Landestheater Coburg. Bereits heute werfen wir einen Blick auf die anstehenden Premieren und Wiederaufnahmen in der kommenden Spielzeit:
Sonntag, 18. September
Fidelio
Oper von Ludwig van Beethoven
Das einzige Bühnenwerk Ludwig van Beethovens ist eine veritable Kriminalgeschichte, deren Spannungskurve ständig die Frage umspielt: Gelingt die Rettung des Gefangenen? Die gesellschaftlichen Umbrüche der Französischen Revolution haben diesen neuen Wahrnehmungsreiz um das Bangen zwischen Tod oder Leben, zwischen Gefangenschaft oder Freiheit zur europäischen Theatermode werden lassen. Durch Beethovens grandiose Musik allerdings entsteht ein universales Drama voller humanistisch-freiheitlicher Ideale: Das „Prinzip Hoffnung“ geht zusammen mit dem aufklärerischen Imperativ der ethischen „Pflicht“ jedes Menschen. Eine politische Oper mit humanistischem Appell, die seit ihrer Uraufführung 1805 nicht zu altern scheint.
Theater in der Reithalle
Foto: © Ulrich Göpfert
Freitag, 23. September
Zuhause
Reithalle
Monologe von Ingrid Lausund
Alles stimmt. Die Lage. Der Blick ins Grüne. Hohe Decken und viele Fenster. Die ideale Wohnung. Nichts stört. „Ich bin so gern im Wohnzimmer“, beschwört die junge Frau das Bild, das sie dem Leser von diesem idealen Haus ausmalt. Mit Sofaecke, mit Echtholzparkett, mit dimmbaren Glühbirnen überall. Je mehr sie aber aufzählt, desto mehr Zweifel scheinen sich darunter zu mischen. Als sei das nur eine manische Ordnung, ein Einrichten gegen eine Angst, die im Unterton vernehmbar lauter wird.
„Bild“, „Fernseher“, „Teekanne“, „Globus“ - nach Einrichtungsgegenständen hat die Theaterautorin Ingrid Lausund die zwölf Texte in „Bin nebenan - Monologe für zuhause“ benannt. Die Menschen erlebt man in diesen Geschichten in Räumen. Sie wohnen, aber nur wenige scheinen zu wissen, wie das geht. Ein Möbelhauskunde überlegt sich, ob er dem Zielgruppenraster lieber entkommen oder erliegen soll. Eine Frau lässt sich ein heißes Bad einlaufen und macht die Probe aufs Exempel, ob sich ein Zugewinn an Bequemlichkeit auch aufs Wohlbefinden niederschlägt.
In der Reithalle nun inszeniert das Regieteam nun ausschließlich die von Frauen gesprochenen Monologe.
Sonntag, 25. September
Die Schatzinsel
Schauspiel von Matthias Straub mit Musik, nach dem Roman von Robert Louis Stevenson
Als Filmregisseur Wolfgang Liebenheimer sich Anfang der 60er-Jahre an die Verfilmung des Romans „Die Schatzinsel“ machte, mag ihn nicht nur die von Robert Louis Stevenson um 1880 geschaffene Vorlage an dem vom 17jährigen Jim Hawkins erzählten Piraten-Stück fasziniert haben. Vielleicht freute sich die Film-Crew ebenso darauf, einige Monate an den schönsten Orten Europas zu drehen. Am Set traf man sich in der Bretagne, in Korsika oder auch am Gardasee. Vom tschechischen Komponisten Jan Hanuš stammt der Soundtrack zur deutsch-französischen Co-Produktion, der vom Prager Filmorchester – unterstützt durch einen Rundfunkchor – eingespielt wurde. Nun wird auf der Bühne des Großen Hauses nach dem Schatz gesucht. In bewährter „Tombstone“– oder „Kohlhiesel“– Manier nimmt Schauspieldirektor und Theaterregisseur Matthias Straub das Publikum mit auf die „Hispaniola“ und rockt mit dem in die Jahre gekommen Schiff noch einmal das Landestheater, wohlgemerkt: vor der Generalsanierung
Freitag, 30. September
Pettersson und Findus
Wiederaufnahme Reithalle
Schauspiel für Menschen ab 3 Jahren von Sven Nordqvist
Freitag, 7. Oktober
Der Welt abhanden gekommen . . .
Wiederaufnahme
Szenische Collage mit Werken von Gustav Mahler und Claude Vivier
Samstag, 8. Oktober
SHORT STORIES - Ballettabend
Choreografien von Mark McClain, Tara Yipp und anderen
Musik von Sting, Arvo Part u.a.
Sonntag, 9. Oktober
Der Vogelhändler
Wiederaufnahme
Operette von Carl Zeller
Donnerstag, 13. Oktober
Die Grönholm-Methode
Wiederaufnahme
Schauspiel von Jordi Galceran
Münchner Hofbräu, Coburg
Foto: © Ulrich Göpfert
Freitag, 14. Oktober
Ich sinnlose so vor mich hin ... - Münchner Hofbräu Coburg
Ein Gerhart-Polt-Abend
„Tiere und Pflanzen sind doch der einzige Freund des Menschen“, ruft die neureiche
Enddreißigerin in einem idyllischen Waldstück aus. „Jaja, der größte Schädling ist schon der Mensch“, pflichtet ihr der Architekt bei. Dann besprechen die beiden „Naturfreunde“, wie viel Bäume gerodet werden müssen, damit sie die Aussicht aus der künftigen Villa nicht stören. Der Architekt, das ist Gerhard Polt, die Neureiche spielt seine langjährige Filmpartnerin Gisela Schneeberger. Die Szene ist „Fast wia im richtigen Leben“: So heißt auch die legendäre, vom Bayerischen Fernsehen zwischen 1979 und 1988 produzierte zwölfteilige Sketch-Serie, aus der der Dialog stammt und die Polt berühmt machte.
Makler, Miethaie, Zollbeamte: Polt schlüpft mit Vorliebe in die Haut ignoranter oder latent bösartiger Zeitgenossen. Die Anverwandlung von Spießern, Kleinbürgern oder Schicki-Micki-Typen ist sein Element.
Seine Methode: Mimikry. Im beliebten „Wirtshaustheater“ im Münchner Hofbräu erinnert nun ein satirischer Abend an den großen bayerischen Satiriker.
Samstag, 15. Oktober
Bilder deiner großen Liebe - Reithalle
Schauspiel nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf
Im September 2014 erschien im Feuilleton der Wochenzeitung „Die Zeit“ unter der Überschrift „Wolfgang Herrndorf: Und Engel gibt es doch“ ein Artikel, in der die Autorin Iris Radisch im Untertitel die Essenz ihrer Zeilen vorwegnahm: „Wolfgang Herrndorfs nachgelassener Roman ’Bilder deiner großen Liebe‘ ist ein ergreifendes Fragment. Er gehört in die Liga der weltberühmten Außenseiterromane.“
Dieser Außenseiterroman, der ungefähr da beginnt, wo „Tschick“ endet, erzählt die Geschichte aus der Perspektive des Mädchens Isa. „Isa ist ein vierzehnjähriges Mädchen, das barfuß durch Deutschland rennt, auf Müllhalden nach Essbarem sucht, im Freien schläft und manchmal sehr unvierzehnjahrehafte Sätze sagt wie: Der Abgrund zerrt an mir. Aber ich bin stärker.“
Intendant Bodo Busse
Foto: © Ulrich Göpfert
Mittwoch, 26. Oktober
Frau Müller muss weg
Wiederaufnahme - Reithalle
Schauspiel von Lutz Hübner
November
TSCHICK – Reithalle
Schauspiel nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf
Dienstag, 1 . November
Alte Scheisse Liebe – Reithalle
Ein Liederabend von Thorsten Köhler
Mittwoch, 9. November
Dido and aeneas/riders to the sea
Wiederaufnahme
Oper von Henry Purcell/Oper von Ralph Vaughan Williams
Samstag, 12 . November
Die Schneekönigin
Weihnachtsmärchen für die ganze Familie
nach Hans Christian Andersen
Kay und Gerda sind die besten Freunde. Gemeinsam lauschen sie den Geschichten von Gerdas Großmutter und spielen im Schnee, als der Winter einbricht. Doch als ein Kobold zwei Splitter seines Zauberspiegels in Kays Auge und Herz wirft, ist plötzlich alles verkehrt: Kay wird streitsüchtig und egoistisch und will von zuhause weg. Die Schneekönigin erscheint und lockt ihn in ihr Reich aus Eis, in dem die Kälte regiert und er alles Zurückliegende vergisst. Gerda aber will ihm helfen und begibt sich allein auf eine wagemutige Reise: In einem Wald begegnet sie sprechenden Tieren, wird von einer Räuberbande gefangen genommen und kommt gerade noch davon, um Kay hoch im Norden vielleicht wiederzufinden.
Freitag, 25. November
Hänsel und Gretel
Märchenoper von Engelbert Humperdinck
Samstag, 3. Dezember
Tagesfragen - Reithalle
Stück zu einem politisch aktuellen Thema, Titel wird noch bekannt gegeben.
Kaufmännischer Direktor Fritz Frömming
Foto: © Ulrich Göpfert
Samstag, 17. Dezember
Anything Goes
Musical von Cole Porter
Auf dem Transatlantik-Liner S.S. America ist die Hölle los. Der blinde Passagier Billy Crocker versucht, die anberaumte Eheschließung seiner Geliebten Hope mit dem Engländer Sir Oakleigh zu verhindern. Eine bunte Gesellschaft von skurrilen Typen steht ihm dabei manchmal im Wege und manchmal hilfreich zur Seite. Der großartige Komponist und Bühnendichter Cole Porter schuf 1934 eine musikalische Komödie, die den Broadway und das Londoner West End im Sturm eroberte. Es wird gesungen und gesteppt, dass es nur so eine Freude ist. Die verworrene Handlung mit Gaunern, Agenten und missionierten Chinesen ist dabei zweitrangig: Hits wie „I Get a Kick out of You“ oder „The Gypsie in Me“ sind der Grund, warum man von diesem Musical nie genug bekommen kann.
Sonntag, 14.Januar
Antigone
Tragödie von Sophokles
Was ist Recht? Vier Königskinder und die Narben einer Schlacht: Im Kampf um die Vorherrschaft über Theben greift Polyneikes, Sohn des Ödipus’, seine Heimatstadt an; sein Bruder Eteokles verteidigt sie. Doch da die Brüder sich schließlich gegenseitig töten, wird ihr Onkel Kreon neuer Herrscher von Theben. Polyneikes’ und Eteokles’ Schwester Antigone ist entsetzt, als Kreon verfügt, dass Polyneikes als Verräter nicht bestattet werden darf – sondern seine Leiche vor den Toren der Stadt den Vögeln und Hunden Fraß sein soll. Weder die von Kreon angedrohte Todesstrafe noch Warnungen ihrer Schwester Ismene können Antigone beirren: Sie beruft sich auf göttliches Gesetz, das Ehrung des Toten verlangt und über jeglichem von Menschen erlassenen Gesetz zu stehen habe. Im Staub vollzieht Antigone das Totenritual an der Leiche ihres Bruders – voll Überzeugung, das Richtige zu tun. Ihr gegenüber aber steht ein König, der ebenfalls keinen Zweifel an seiner Entscheidung hat. Kreon bestraft seine Nichte Antigone: Sie wird lebendig in ein Felsengrab eingeschlossen. Die Stimmung in Theben beginnt sich zu wenden. Und dann warnt der blinde Seher Teiresias Kreon vor dem Zorn der Götter ...
Samstag, 4. Februar
Das schlaue Füchslein
Oper von Leoš Janácˇek
Wen die Oper „Katja Kabanowa“ vor sechs Jahren im Landestheater Coburg fesselte, wird „Das schlaue Füchslein“ lieben. Leoš Janácˇek hielt es selbst für sein bestes Werk, und wer wollte dem Komponisten widersprechen? Miteinander verwoben wird die Geschichte einer Füchsin, die in der Gefangenschaft aufwächst mit der Liebesgeschichte des Försters, der die Füchsin einst fing. Während die Tiere um das nackte Überleben kämpfen, dreht sich bei den Menschen alles um die Liebe. Ein Mädchen hat allen Männern im Dorf den Kopf verdreht. Und während schon die nächste Generation an Tieren heranwächst, erkennt auch der Förster, dass der Lauf der Dinge – ob in der Natur oder in der Liebe – nicht aufzuhalten ist. Das ist traurig, das ist wunderschön – eben ein Meisterwerk!
Generalmusikdirektor Roland Kluttig
Foto: © Ulrich Göpfert
Freitag, 24.Februar
2 . Coburger Forum junger Autoren – Reithalle
Im Rahmen des „Coburger Forums für junge Autoren“ ruft das Landestheater Coburg
gemeinsam mit dem Lions Club Coburg Theaterautoren zu einem Stückewettbewerb
auf – „jung“ bezeichnet in diesem Kontext nicht das tatsächliche Lebensalter, sondern eine biografische Zeitspanne, in der sich Autoren erstmals als „Stückeschreiber“ versuchen.
Wie auch schon in der vergangenen Spielzeit fordert die Jury, die sich aus Vertretern des Landestheaters, des Lion Clubs Coburg und externen Beratern zusammensetzt, Autoren auf, Theatertexte einzureichen, die die Lebenswirklichkeit junger Menschen zum Thema haben. Das aus der Perspektive der Jury gelungenste Stück wird dann im Frühsommer 2017 in der Reithalle uraufgeführt. Die Texter des zweit- und drittplatzierten Stückes werden sich, wie auch schon beim ersten „Coburger Forum junger Autoren“, an einem Autorenabend dem Publikum präsentieren.
Samstag, 25.Februar
Die stumme Serenade
Operette von Erich Wolfgang Korngold
Wer Richard Strauss und Franz Lehár sagt, der muss auch Erich Wolfgang Korngold sagen. Schon als Elfjähriger gelang dem Komponisten sein erster großer Wurf. Vom Ballett „Der Schneemann“ (1910) bis zur komischen Oper „Die stumme Serenade“ (1954) war es ein langer Weg, gesäumt von großen Erfolgen und überschattet vom Vergessen in der Heimat. Der größte Triumph: Die Oper „Die tote Stadt“ (1920). Doch eine Karriere wie die eines Strauss’ blieb dem jüdischen Künstler Korngold verwehrt. Dafür revolutionierte der die Filmmusik in Hollywood und gewann Oscars in Serie. Seine Opern-Komödie „Die stumme Serenade“ (1954) spielt in Neapel. Dort wird ein beliebter Schneider zu Unrecht eines Attentat-Versuchs auf den Ministerpräsidenten bezichtigt. Bis der Fall gelöst ist, verlieben sich die Richtigen ineinander und der Modezar wird neuer Regent.
Samstag, 11. März
Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm – Reithalle
Schauspiel von Theresia Walser
Thomas Bernhards „Der Theatermacher“ trifft auf Bernd Eichingers „Der Untergang“:
Drei Schauspieler bereiten sich auf eine Podiumsdiskussion vor, in der es um die Darstellbarkeit Hitlers gehen soll. Da der Moderator noch nicht da ist, plaudern sie auf leerer Bühne über ihr Metier und landen gleich bei einem Grundproblem: Ist die
Bühne wirklich leer? Steht sie nicht immer schon voller Fragen, bevor man sie überhaupt betreten hat? Zwei der Männer haben Hitler bereits gespielt, der dritte war bisher nur Goebbels, das alles aber im Film. Würde das Theater ganz andere Anforderungen an sie stellen? Immerhin war Hitler eine reale Person, da ist das Theater ja wohl zwangsläufig zum Abbild der Wirklichkeit verpflichtet?
Ein Kampf der Kulturen bricht aus und tobt fast fundamentalistisch zwischen altem
„Naturalismusschwindel“ und heutigen „Radikalbuben“, die Stücke lieber mit Videos
und „Schrumsmusik“ zukleistern. Mitten im Disput dämmert den drei Herren jedoch, wie tief sie in einer weiteren Theaterfalle sitzen. Denn eigentlich war ihr Gespräch erst für später vorgesehen,
im Beisein von Publikum.
Schauspieldirektor Matthias Straub
Foto: © Ulrich Göpfert
Samstag, 18. März
Alice in Wonderland
Uraufführung
Ballett von Roland Fister nach dem Roman von Lewis Carroll
In der Bearbeitung von Peter Zadek geht die Geschichte so: „Schlafend liegt Alice im Garten, als plötzlich ein sprechendes weißes Kaninchen an ihr vorbei huscht. Alice folgt ihm in seinen Bau und stürzt einen tiefen Schacht hinab, bis sie im schönsten Garten steht, den sie je gesehen hat. Dass sie von nun an ihre Größe nach Belieben ändern kann, merkwürdige Abenteuer erlebt und seltsamen Wesen begegnet, erscheint ihr in dieser Umgebung beinah selbstverständlich ...
Fast alle berühmten Figuren Carrolls sind in dieser Bearbeitung versammelt: Hutmacher und Schnapphase, die grinsende Edamer Katze, Herz-Königin und Herzogin, der freundliche Ritter, dessen Lied die Zuhörer zu Tränen rührt, oder Humpty Dumpty, der Alice erklärt, was es mit den Geschenken an Ungeburtstagen auf sich hat.
Ob Humpty Dumpty auch in der Ballett-Musik des Coburger Kapellmeisters und Komponisten, Roland Fister, vorkommt, wird hier noch nicht verraten. Dass dieser Ballettabend in eine wunderbare Märchenwelt entführt, die Kinder, Eltern und Großeltern gleichermaßen begeistern wird, ist schon jetzt unbestritten.
Sonntag, 9. April
Parsifal
Bühnenweihfestspiel von Richard Wagner
Verwundet durch den heiligen Speer, kann König Amfortas seiner Aufgabe als Bewahrer des Grals nur noch unter Qualen nachkommen. Die Gralsritter erhoffen sich Erlösung durch einen „durch Mitleid wissenden, reinen Toren“, den sie im unbedarften Eindringling Parsifal zu erkennen glauben. Doch Parsifal enttäuscht sie, wird ausgestoßen und sieht sich alsbald den bösen Verführungsmechanismen des abtrünnigen Ritters Klingsor ausgesetzt, bei denen die schöne Kundry eine zwielichtige Rolle spielt. Das Wunder geschieht, Parsifal entrinnt und findet nach Jahren zurück zur Gralsburg.
Richard Wagner schuf im freien dichterischen Umgang mit Motiven aus verschiedenen Sagen und Legenden, Elementen aus christlicher und buddhistischer Religion sowie Schopenhauers Ideenwelt mit seinem „Parsifal“ eine ganz eigene mythologische Welt. Die Angst vor einer die gesamte Menschheit bedrohenden Katastrophe und der ständige Wunsch nach Erlösung begleiteten Wagner jahrzehntelang; in diesem Zusammenhang kann „Parsifal“ als die positive Version von „Tristan und Isolde“ oder des „Rings“ gelesen werden. Thematische und musikalische Querbezüge finden sich auch zum „Lohengrin.
Mit freundlicher Unterstützung der Brose Unternehmensgruppe
Ballettdirektor Mark McClain
Foto: © Ulrich Göpfert
Samstag, 22. April
Katzelmacher
Schauspiel von Rainer Werner Fassbinder
Ein Fremder dringt in die abgeschlossene Provinzwelt einer Sandkastenclique, die mehr schlecht als recht ihr Leben zwischen grauer Arbeit und kleinen Träumen vor sich hin lebt. Alle haben diverse Beziehungen untereinander, alle wollen ein besseres Leben, niemand kann seine Gefühle wirklich artikulieren. Stattdessen geht ihr Leben den desillusionierenden gewohnten Gang der Perspektivlosigkeit – bis plötzlich Jorgos, der Gastarbeiter, in den 60er Jahren abwertend „Katzelmacher“ genannt, in ihr Leben platzt und es gründlich auf den Kopf stellt. Nicht nur, dass er ihnen einen Arbeitsplatz wegnimmt, er verdreht auch noch den Frauen durch seine Andersartigkeit den Kopf.
Rainer Werner Fassbinder erzählt in seinem 1968 entstandenen Theatertext von Gruppenbewusstsein, individuellen Sehnsüchten und der kollektiven Stilisierung des Fremden als Bedrohung, die bei Katzelmacher in Fremdenhass und Gewalt münden. Seine Figuren sind die Verworfenen einer Gesellschaft, die plötzlich jemanden finden, an dem sie ihren Hass und ihre Frustration loswerden können – und dabei den Blick in einen beklemmenden Denkkosmos freigeben.
Freitag, 14. Mai
The Raven/la voix Humaine
Deutsche Erstaufführung
Kammeroper von Toshio Hosokawa/Monooper von Francis Poulenc
Eins der berühmtesten Werke Edgar Allan Poes ist sein Gedicht „The Raven“ (Der Rabe), das den japanischen Komponisten Toshio Hosokawa zur gleichnamigen Kammeroper inspirierte. „Als ich ’The Raven‘ von Edgar Allan Poe las, erinnerte es mich an japanische No-Theaterstücke“, so der Komponist. „Deren Blick auf die Welt ist nicht anthropozentrisch; einige der Hauptcharaktere im No sind vielmehr Tiere und Pflanzen, andere sind unirdische Geister. Poe beschrieb den Prozess des Zusammenbruchs der modernen Welt als Konsequenz einer ’Invasion‘ dieser Welt durch ein seltsames Tier, das in einer anderen Dimension lebt – dem Raben. Ich habe für die Vertonung dieses Gedichts die dem No-Theater nahe Form des Monodrams für Mezzosopran und Ensemble gewählt.“
„La voix humaine“, auf Deutsch "Die menschliche Stimme", ist einmalig in der Operngeschichte: eine Telefonoper, die uns zu Voyeuren eines intimen Gespräches macht. Eine Oper für eine einzige Stimme. Der Mann, das Ziel aller Wünsche und Verwünschungen, bleibt unhörbar. Jean Cocteau schrieb 1930 dieses Drama eines letzten Gesprächs, in dem das Ende einer Beziehung zwischen einer Frau und einem Mann im wahrsten Sinne des Wortes verhandelt wird. Jedes Geräusch, jede musikalische Anspielung des Textes setzt Poulenc mit seiner bewegenden Musik um und lässt dazu auch gerade das erklingen, was die Frau nicht in Worte fasst.
Theaterpädagogin und Leiterin des
"Jungen Landestheaters" Luca Pauer
Foto: © Ulrich Göpfert
Mai
Projekt Parzival – Reithalle
nach Tankred Dorst · Produktion des Jugendclubs
Im Rahmen der bayerischen Landesausstellung beschäftigt sich das Bürgerprojekt des Jungen Landestheaters mit der mittelalterlichen und mythologischen Figur des Parzival. Im Mittelpunkt steht das unbedingte Streben der Menschen nach Vollkommenheit, das unbestritten vorhanden ist, jedoch die Realität verleugnet.
Viele Schriftsteller hat die mythologische Figur des Parzival inspiriert, auch der im thüringischen Oberlind geborene Autor Tankred Dorst hat sich intensiv mit dem Gralssucher auseinandergesetzt. Nach „Merlin“ (1981), dem grandiosen Weltuntergangsentwurf und Dorsts wohl bekanntestem Stück, in dem Parzival die wichtigste Nebenfigur ist, entstanden viele Bearbeitungen rund um den Gralssucher; viel Beachtung erhielt 1987 Dorsts Parzival-Projekt mit Robert Wilson, 1990 erschien „Parzival.
Ein Szenarium“, ein fragmentarischer Theaterentwurf, in dem die Grenzen zwischen Leben und Tod, Vergangenheit und Gegenwart aufgehoben zu sein schienen.
Samstag,3. Juni
Figaros Hochzeit
Komische Oper von Wolfgang Amadeus Mozart
Nach „Don Giovanni“ und „Die Entführung aus dem Serail“ in den Vorjahren steht in
der Saison 2016/2017 mit Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“ ein weiteres Meisterwerk des Salzburger Komponisten-Genies auf dem Spielplan des Landestheaters Coburg.
Lorenzo da Pontes bissiges Libretto greift die Komödie „Der verrückte Tag oder die
Hochzeit des Figaro“ von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais auf. Der Komödien-Hit des ausgehenden 18. Jahrhunderts ist ebenso revolutionär wie frivol. Schließlich möchte der bürgerliche Figaro den Grafen von dessen „Recht der ersten Nacht“ abbringen.
Unsterbliche Melodien, große Ensemble-Szenen und die erotisierende Kraft
vorrevolutionärer Nächte: Hier kommt zusammen, was seit über 200 Jahren großes Welttheater ist.
Landestheater Coburg
Foto: © Ulrich Göpfert
Samstag, 24. Juni
Wallenstein
Drama von Friedrich Schiller
Schillers Wallenstein-Trilogie ist ein Politthriller und der Versuch, vor dem historischen Hintergrund der Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges die von der Revolution in Frankreich erschütterte Gegenwart auf die Bühne zu wuchten. Heute, 215 Jahre nach der Uraufführung dieser Tragödie zwischen 1798 und 1799 muss sich Europa ein weiteres Mal in seiner Geschichte befragen lassen: Quo vadis?
Schillers Dramen-Trilogie fragt nach den Möglichkeiten des Einzelnen, aktiv in soziale und politische Prozesse einzugreifen. Wann und wie lange ist selbstbestimmtes Handeln überhaupt möglich? Erschafft die Geschichte ihre Persönlichkeiten oder machen Persönlichkeiten Geschichte? Aber zugleich formuliert sich im Wallenstein eine große Sehnsucht des Idealisten Schillers: und zwar die nach poetischer Idealität – im Denken, Handeln und Leben
Dramaturgin Renate Liedtke
Foto: © Ulrich Göpfert
Juni
1984 – Reithalle
Schauspiel nach dem Roman von George Orwell
Totale Überwachung – dafür steht der in 1984 von George Orwell beschriebene Staat Ozeanien. Hier beginnt Winston Smith ein geheimes Tagebuch zu führen. Ein Zeugnis für die Zukunft. Ein Aufruf zum Widerstand. Eine Botschaft für die Ungeborenen. Oder doch nur eine rein subjektive Schilderung der Welt?
In der gefeierten britischen Bühnenfassung des weltberühmten Romans wird das Geschehen nochmals in die Zukunft verlegt und befragt. Figuren aus 1984 diskutieren in einer Show im Jahr 2050 über Winstons Tagebuch. Oder befinden wir uns im Kopf des Protagonisten, der sich seine zukünftigen Adressaten imaginiert? Stück für Stück werden die Zuschauer in Winstons Welt gezogen und mit Fragen konfrontiert, die aktueller sind denn je: Woher weiß man, dass irgendetwas in dieser Welt real ist? Und was ist Wahrheit in einer auf allen Ebenen manipulierten Kontrollgesellschaft?
„Eine atemberaubende Neuerfindung Orwells und zugleich frappierend werktreu.“ (The Times)
Intendant Bodo Busse und Generalmusikdirektor Roland Kluttig
Foto: © Ulrich Göpfert
In Planung
Schlafen Fische? - Mobile Produktion
Klassenzimmerstück von Michael Müller
Letzten Montag ist Jette zehn geworden. „Zehn. Das ist eine Eins mit einer Null dahinter“, weiß Jette. Jettes Papa sagt, das nennt man zweistellig. „Schon ein komisches Gefühl irgendwie, zweistellig zu sein“, findet Jette. „Es gibt Leute, die werden sogar dreistellig. Einhundert Jahre. Und noch mehr! Wie diese Riesenschildkröten im Zoo“. Jettes Bruder Emil ist nur sechs geworden. Das ist bloß einstellig. Jette erzählt, wie es war, als Emil krank wurde und dann plötzlich nicht mehr da war. Auch von den Zeiten davor, den Neckereien der Geschwister, Ferien und den vielen Fragen, die sie hat: Können Blindschleichen niesen? Wieso ist die Sonne so heiß? Und was ist das eigentlich, sterben? Was passiert mit uns, wenn wir tot sind? Ist der Tod wirklich der große Bruder des Schlafes?
Und schlafen Fische eigentlich auch?
„Ein Theaterstück für Kinder zu schreiben, das sich mit dem Sterben eines Kindes
auseinandersetzt, ist eine heikle Sache. Der Autor und Dramaturg Jens Raschke hat
diese schwierige Aufgabe richtig gut gemeistert. Mit Fingerspitzengefühl und Augenmaß widmet er sich in seinem Einpersonenstück ’Schlafen Fische?‘ den großen, letzten Fragen um das Tabuthema Tod“, so die Kieler Nachrichten.
In Planung
Über die Grenze ist es nur ein Schritt
Wiederaufnahme
Klassenzimmerstück von Michael Müller - Mobile Produktion
Weitere Informationen:
Landestheater Coburg
Schlossplatz 6, 96450 Coburg
Telefon +49 (0)9561 / 898900
Telefax +49 (0)9561 / 898929
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Internet: www.landestheater-coburg.de