„Blumenkinder“
Neue Ausstellung im Vorsaal der Landesbibliothek Coburg
vom 14. März 2011 bis 18. Juni 2011
Die Bestände der Landesbibliothek Coburg warten immer wieder mit Überraschungen auf. Dazu gehören so bezaubernde Kleinigkeiten wie die Mappe mit den „Blumenkindern“. Lange vor Flower Power wurden so personifizierte Blütendarstellungen bezeichnet. Die Vorlagen für die Farbdrucke hat der Maler Paul Nauen (1859-1932) gezeichnet. Wie sie in den Bestand der Theaterbibliothek und dort in die Untergruppe „wissenschaftliche Werke“ gelangten, lässt sich anhand eines Briefes rekonstruieren, der bis heute in der Mappe liegt.
Daraus geht hervor, dass ein Herr Schneider aus Gotha einem „lieben Freund“ am 3. November 1905 die Serie übersandt hat. Hintergrund waren Überlegungen, diese in Szene zu setzen. Eine Verwirklichung der Idee – angedacht war die Fastnachtszeit - ist aber zumindest in den Aufführungsbüchern des Landestheaters Coburg nicht belegt. Es ist auch kein entsprechender Theaterzettel aus der Spielsaison 1905/06 überliefert. Empfänger von Brief und Mappe kann nur Paul von Ebart gewesen sein.
Der Briefschreiber wendet sich an einen ehemaligen Theaterleiter, der diese Funktion nun wieder innehat. Ebart, der bereits von 1889 bis 1893 unter Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha Leiter des Hoftheaters war, nahm seit Regierungsantritt von Herzog Carl Eduard am 19. Juli 1905 die Aufgabe zum zweiten Mal wahr. Die Landesbibliothek Coburg freut sich über Hinweise zum Briefschreiber und zur Klärung der Frage, in welcher Beziehung er zu Margarethe Schneider aus Gotha stand. Nach Ausweis des Besitzstempels gehörten ihr einst die „Blumenkinder“.
Die 24 zwischen 1884 und 1886 bei Franz Lipperheide in Berlin veröffentlichten Einzelblätter sind zusammen mit dem Brief im Original zu sehen. Um die Details der vergleichsweise kleinformatigen Drucke besser zur Geltung zu bringen, werden sie durch vergrößerte Reproduktionen ergänzt.
Als Vorboten des Frühlings warten die „Blumenkinder“ ab sofort im Vorraum der Landesbibliothek Coburg auf Ihren Besuch.
Transkription des Briefes:
Gotha, 3.11.05
Lieber Freund! Sie schrieben mir einst, Sie würden den „duftigen Zauber“ aufführen, wenn Sie noch Theaterleiter wären. Nun sind Sie es wieder und haben den Musen bisher zu meiner großen Genüge neuen Kurs gegeben. Sind Sie in der Lage, das Beigefügte ernsthaft auf die Möglichkeit zu prüfen? Mein Name dürfte bei der Sache nicht genannt werden, nur der Ihrige, wie ichs angegeben habe. Sie können dann Ihre glückliche Phantasie noch walten lassen! Ich dachte mir die Aufführung zu Fastnacht für große und kleine Kinder. Aber lehnen Sie nur wie jeden Andern ab, wenn Sie kein Vertraun gewinnen und geben mirs zurück. Dass ich vor 9 Wochen einen Nervenschlag gehabt habe, aber nun wieder leidlich wohl bin, hörten Sie wohl.
Ergebenster G. Schneider