„Martini“ – 11. November als Zinstermin mit Festessen

Bräuche an diesem Tag

 

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Das Bild zu diesem Beitrag wurden mir freundlicherweise von Herrn Pfarrer Eckard Fischer zur Verfügung gestellt. Es stammt aus dem Gemeindebrief, einer Zeitschrift für Gemeindebriefgestaltung.

Viele Bräuche und Riten erinnern uns an den Glauben, die Hoffnung und die Sehnsucht der Menschen. Viele Bräuche sind uns unverständlich und für unsere Zeit unbrauchbar geworden. Sind sie das wirklich? Warum tragen wir unsere Laternen durch die Nacht? Was hat die Gans mit St. Martin zu tun? Warum entzünden wir Martinsfeuer? Weckmänner und Kuchenringe, was wollen sie uns sinnhaft vermitteln?

Auf dem Land war dieser Tag ein ganz besonderer Tag. Die Ernte war eingebracht, der Wein war gekeltert, der Sommer war endgültig vorbei. Zinsen und Pacht mussten bezahlt werden. Knechte und Mägde bekamen ihren Lohn. Nach einem guten Jahr lebten jetzt alle im Überfluss, darin ist wohl die Beliebtheit des Martinsfestes begründet.

Martinsmahl

November und Dezember werden von den Bauern als Schlachtmonate bezeichnet. Der erste Schlachttag ist oft der 11. November. Freunde und Nachbarn treffen sich, Kinder haben schulfrei – und am Abend wird mit den Freunden und Nachbarn der Schlachtschmaus gehalten. Der neue Wein wird ausgeschenkt und damit der Sommer verabschiedet oder der Winter begrüßt. Viele Gegenden haben das Martinsmahl mit dem Martinswein als Herbstmahlzeit eingeführt, zu dem die Gemeinde oder die Pfarrei einlädt.

Märteswein

Der Wein floss in Strömen in Winzerstädten und Klöstern. Im festlichen Rahmen wurde in Weinbaugebieten der „Märteswein“ ausgeschenkt. Klöster und Winzerstädte hielten die Gäste frei. Mit diesem Fest wurde die Taufe des neuen, jungen Weines verbunden. Die ersten Kostproben vom Heurigen wurden gereicht.

Wie kommt der Heilige Martin mit der Gans zusammen?

Die Gans kommt bei uns am ehesten in der Redensart von der „dummen Gans“ vor. In der Vergangenheit aber hatte sie eine viel großartigere Stellung in der mythischen Vorstellung der Menschen.

Die Gans war z. B. das Begleittier des Kriegsgottes der Römer, des Mars, und in manchen Gegenden war sie die Verkörperung des Vegetationsgeistes. Wer also im heiligen Fest eine Gans verspeiste, bekam Anteil an der Kraft des Vegetationsgeistes und trug diese Kraft in seinen Lebenskreis. Darum besitzen auch noch in christlicher Zeit Teile der am Martinsfest verzehrten Gans eine heilsame Wirkung.

In Ungarn galten Fett und Blut als wirksames Mittel gegen Gicht. Wer eine Feder ihres linken Flügels zu Pulver verbrannte und dieses dem Wein beimengte hatte eine Medizin gegen Epilepsie. Der linke Fuß, ans Haus genagelt, sicherte dieses gegen Feuer; aus dem Brustbein der Gans konnte man die Qualität des kommenden Winters weissagen: ist die Farbe rötlich, steht ein strenger Winter bevor, ist sie weiß, kann auf einen milden Winter gehofft werden. Zum Schluss noch eine absurde Phantasie: In einer Tiroler Sage aus dem Vinschgau wird erzählt, dass in der Martininacht die "„Wilde Jagd“ durch die Dörfer braust; hinter der „Wilden Jagd“ laufen zwei leere Schuhe, und eine krumme Gans kommt hinterher gewackelt.

Gans als Abgabe und Festessen

Nicht nur die Schweine waren besonders fett um diese Zeit, auch die Gänse waren schlachtreif. So wurden sie als „naturale“ Bezahlung für den Gutsherrn geschlachtet, später dann als Geschenk für Lehrer und Pfarrer serviert. 

St. Martinstag war nach Brauch der alten sechswöchigen Adventsfastenzeit, der letzte Tag vor dem Fasten und wurde entsprechend gefeiert. Ob nun der Heilige Martin durch den heidnischen Glauben an die in einer Gans verkörperte Kraft des Vegetationsgeistes oder durch schlachtreife Gänse und Festessen mit der Gans in Verbindung gebracht wird – man kann es nicht sagen. Menschen, die den Heiligen Martin verehren, haben sich noch viele Legenden ausgedacht, damit der Heilige Martin und die Gans zusammenpassen.

Laternengehen

Über den Ursprung des Laternengehens gibt es nur Vermutungen. Die Volkskundler gehen weit zurück bis ins Mittelalter. Damals war es nachts finster in den Städten und Dörfern. Keine Straßenbeleuchtung brannte, und wenn nicht mal der Mond schien, mussten sich die Menschen selbst „heimleuchten“, zumal allerlei loses Volk, Vagabunden und verkommene Studenten „unter Absingen schändlicher Lieder“ durch die Straße zogen, wie es in Volkskundebüchern zu lesen ist. Jeder war damals verpflichtet, eine brennende Laterne mit sich zu tragen und sich gegenüber dem Wächter auszuweisen, dass er „redlich Werf“, das heißt „nur Ehrbares“ vorhabe. Späte Gäste musste der Hauswirt mit Laternen ausstatten, damit ihnen in der dunklen Nacht nichts geschehe.

Direkte „Vorfahren“ der heutigen Kinderlaternen waren vermutlich die Stocklaternen aus dem Jahr 1714. Ein findiger Hamburger erkannte mit klugem Kaufmannsgeist die Zeichen der Zeit. Er stellte Leute ein, schaffte viele Laternen an und ließ muntere Zecher, die nachts aus den Weinkellern nach Hause gehen wollten, gegen Geld heimbringen. Auch Leichenzüge wurden damals von hundert und mehr Stocklaternen begleitet. Im „Handbuch des deutschen Aberglaubens“ heißt es, dass brennende Lichter und Lampen die Leute vor Hexen und dem Teufel schützen sollten, denn man nahm an, dass Höllenbewohner grelles Licht zuwider sei. „Wo drei Lichter flammen, kann keine Hexe ankommen“, hieß ein Spruch.

Volkskundler meinen, dass die heutigen Laternenumzüge das Erbe dieser Lichtvorstellungen bewahren, wenn auch christliche Symbolik und Prozessionsbräuche damit verschmolzen seien. „Heute ist“, sagt die Wissenschaft, „die bloße Freude an der festlichen Illumination ohne kultische und zauberische Zwecke in den Vordergrund getreten.

Martinsfeuer - Faszination durch Feuer

Große offene Feuer sind in unserem Leben fast verschwunden. Was ist das Feuer einer Kerzenflamme im Vergleich zu einem großen offenen Feuer? Wir kennen sicher alle die Faszination, die vom Feuer ausgeht – angefangen von dem Spiel mit den Streichhölzern, über das Leuchten von Kerzen bis hin zum Staunen bei einem „richtigen“ großen Feuer.

Feuer ist in den Religionen ein Sinnbild, das fast über allen anderen Bildern steht. Der Grundgedanke liegt in der erleuchtenden, reinigenden, erneuernden und fruchtbarmachenden Wirkung des Feuers. Grundgedanken liegen im Alten Testament z. B. in der Berufung des Moses am brennenden Dornenbusch. Flammen in Gestalt von Zungen lassen sich zu Pfingsten auf die Apostel nieder. Gott selbst werden in der Offenbarung des Johannes „Augen wie Feuerflammen“ zugeschrieben.

Heischegang

Wenn die Kinder nach dem Abbrennen des Feuers alle am Sankt Martin vorbeigezogen sind, dann teilen sie sich in kleine Trupps und Gruppen auf, ziehen singend durch die Straßen und bitten mit ihrem Lied an Häusern und Geschäften um eine kleine Gabe. „Hier wohnt ein reicher Mann, der uns was geben kann“, heißt es in einem Heischelied – die Melodie wechselt übrigens von Ort zu Ort. Gebäck, Bonbons, Äpfel, Nüsse und neuerdings auch Geld sind die Gaben, die sie fürs Singen bekommen.

Martinshörnchen

Aus Hefeteig wird ein großes oder einige kleine „Hufeisen“ geformt. Das Martinshörnchen soll an die Zeit erinnern, als Martin ein Kriegsmann war und zu Pferde ritt.

Martinsring

Dieser Ring, aus Hefeteig gebacken und an Menschen, die man gerne mag, weitergeschenkt, entfaltet seinen Segen.

Martinsgeigen

Brote aus dem Hefeteig (ohne Zucker und Eier, dafür eine große Prise Salz) werden in Süddeutschland verschenkt und zeigen etwas von der Symbolik des Teilens.

Kennen Sie den Weckmann?

Darauf freuen sich die Kinder: Am Morgen des Martinstages wird in vielen Orten ein „Weckmann“ in der Schule verteilt. Er ist aus Hefeteig, zwanzig bis dreißig Zentimeter hoch, mit zwei Rosinen als Augen. Beliebt ist auch die Sitte, an diesem Tag als Schulbrot ein Rosinenbrötchen mitzugeben.

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