Sagen und Erzählungen aus dem Coburger Land
Schloss Geiersberg bei Seßlach
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert
In der Kirche von Seßlach findet man verschiedene Monumente der Herren von Lichtenstein-Geiersberg, deshalb nimmt man an, dass jene Edelleute einst Schirmvögte dieser Kirche gewesen sind.
In dieser Annahme wird man auch durch die auf dem Weg von Seßlach nach dem Geiersberg stehende steinerne Säule bestärkt, die das Lichtensteiner Wappen und das von Seßlach, ein lateinisches "S" zeigt.
Blick vom Schloss Geiersberg auf die Stadt Seßlach
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert
Eines Tages verirrte sich ein Fräulein von Lichtenstein in dem wilden Gehölz der "Tiereller". Nachdem es stundenlang voller Angst im Wald umhergeirrt war, ertönte das liebliche Abendgeläut der Seßlacher Kirche vertraut durch den Wald. Das Fräulein folgte dem Glockenton und kam so wieder auf den rechten Weg.
Voll Dankbarkeit schenkte sie der Seßlacher Gemeinde eine große Summe Geld mit der Bestimmung, dass jeden Abend ein besonderes, von diesem Edelfräulein gestiftetes Glöckchen geläutet wird.
Quellenhinweis: Volksmund
Gedenktafel am ehemaligen Amtshaus in Seßlach
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert
Der Dichter und Orientalist Friedrich Rückert, der als Sohn eines Seßlacher Amtmannes etliche Jahre in der Stadt verbrachte, hat dem "Irrglöckchen" diese wunderschöne Ballade gewidmedmet:
"Und bei des Abends erstem Stern
schlägt hoch im Turm das Glöcklein an
durchhallt des Waldes weite Fernen
und ruft den irren Wandersmann!
Er folgt getrost mit sicheren Schritten
dem Rufe zu des Weilers Hütten.
Das Glöcklein hängt in der Kapelle
dreihundert Jahr und drüber schon
und immer klingt es klar und helle
und immer heller wird sein Ton.
Es heißt in seiner Stiftung Kunde
Irrglöcklein bis auf diese Stunde".