Das ehemalige alte Gemeindehaus und der Dörfleser Dorfbackofen

Eduard Bätz aus Dörfles wäre beinahe im Dorfbackofen verbrannt

Vor einiger Zeit sind mir wieder einmal Unterlagen über Geschehnisse aus der Vergangenheit von Dörfles zur Bearbeitung übergeben worden. Heute berichte ich über das alte Gemeindehaus mit der damaligen Haus Nr.16 und dem Gemeindebackofen in Dörfles.

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Das ehemalige Gemeindehaus fiel im Jahr 2007 der Spitzhacke zum Opfer
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert

Das alte Gemeindehaus
Dieses Haus wurde zwischen 1830 und 1840 errichtet und zwar unter dem damaligen Schultheißen (Bürgermeister) in Dörfles, Friedrich Löhner. Der Schultheiß Löhner stellte den Grund und Boden zur Verfügung. Das Haus wurde gebaut, damit alte Leute, die keine Angehörigen hatten oder sehr arm waren, eine Unterkunft fanden. Bekannte alte Leute, die darin wohnten in den 1890iger Jahren und nach 1900, waren die Witwe Forkel, 80 Jahre alt geworden. Von ihr sagte man, dass sie Krankheiten heilen könnte und dergleichen. Außerdem wohnte die Witwe Bätz mit ihrem Sohn Eduard in diesem Gemeindehaus. Dieser war der Kohlenträger in der Ziegelei Esbach. Er wäre beinahe einmal im Backofen, der links neben dem Gemeindehaus stand, verbrannt, den er im Winter als Nachtlager benutzt hatte. Als früh noch bei Dunkelheit angeschürt wurde, entdeckte man ihn im letzten Moment.

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Leider wurde auch der alte Gemeindebackofen im Jahr 2007 mit abgerissen
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert

Der alte Gemeindebackofen und die Herzogin Marie
Der Gemeindebackofen wurde mit dem Gemeindehaus gebaut. In früherer Zeit buk jeder selbst im Hause. Der Dörfleser Backofen wurde noch vor und nach dem Ersten Weltkrieg oft benutzt. Immer wenn gebacken wurde, hatte man den angenehmen Duft des frischgebackenen Brotes in der Nase. Sogar die alte Herzogin Marie, die, wie wir wissen, fast jeden Tag durch Dörfles zur Rosenau und zurück fuhr, hielt öfters an und kaufte sich einen Laib dieses kernigen, reinen Roggenbrotes. Zu Weihnachten wurden die Christstollen gebacken und Zwetschgen und anderes Obst im Backofen gedörrt.

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Das Foto zeigt das alte Gemeindehaus und den alten Gemeindebackofen
in der Neustadter Straße in Dörfles-Esbach kurz vor dem Abriss
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert

Wie aus den alten Unterlagen zu entnehmen ist, musste sich wer backen wollte, am Sonntagfrüh um 11:00 Uhr nach der Kirche in der Wohnung des Backmeisters einfinden und ein Los ziehen, das bestimmte die Reihenfolge beim Backen. Das Backgeld betrug nur Pfennige. Wer das erste Los zog, brauchte nichts zu zahlen, weil er ja den Ofen anheizen musste. Das Backhaus wurde in Dörfles noch nebenbei als Arrestlokal benutzt, wenn ein Handwerksbursche was ausgefressen hatte.

Quellenhinweis: Hermann Büchner, Dörfles

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