Nach dem großen Erfolg des Vorjahres steht am Montag, 27. Mai 2013, wieder der Hofer Schlappentag am Schießgraben auf dem Programm – diesmal in seiner 581. Auflage. Der Schlappentag ist ein Fest von Hofer Schützen, Handwerkern und Stadt Hof, das auf eine sehr lange Tradition zurückblickt. Eine der frühesten belegten Hinweise auf eine Schießübung der Hofer Handwerkerschaft findet sich in der Chronik des Hofer Stadtchronisten, Enoch Widman, um 1600.
Präsentation:
v.l. Schützenmeister Dieter Weiß, Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner, Michael Krasser (Geschäftsführer Brauerei Scherdel), Kreishandwerksmeister Christian Herpich, Oberschützenmeister Günter Hornfeck
Aus Geschichte wurde Tradition
Am 25. Januar 1430 wurde die Stadt Hof ohne nennenswerten Widerstand von den Hussiten gestürmt und vollkommen verwüstet. In ihrer Not wandten sich die Hofer an den Markgrafen von Brandenburg, der ihnen zwar auf 10 Jahre Steuerfreiheit gewährte, dies aber mit der Auflage verband, dass sich die Bürgerschaft mit Handfeuerwaffen ausrüsten solle, um künftig gegen Angriffe gewappnet zu sein.
Eine um 1432 gegründete Schützengilde rekrutierte sich zumeist aus Handwerkern, welche vom Hofer Magistrat dazu verpflichtet wurden, an den regelmäßigen Schießübungen und Wettbewerben teilzunehmen. Eine ungeliebte Pflicht: Um nicht mit Strafe belegt zu werden, eilten viele Schützen noch am letzten Schießtag des Jahres (1. Montag nach Trinitatis) morgens in Arbeitskleidung mit Schürze und Schlappen zum Schießhäuschen. Dort wurden sie unter Aufsicht des Schützenmeisters zur Ausbildung mit der Muskete angehalten.
Im Laufe der Jahre vergrößerte sich die Zahl der Schützen, welche an diesem Montag ihre Schießübungen absolvieren wollten, so dass ein regelrechter Zug von Schlappenschützen zum Schießhäuschen wanderte. Gab es doch dort – und das ebenfalls auf markgräflichen Erlass - nach den Schießübungen das süffige Schlappenbier, das nur für diesen einen Tag gebraut wurde. Diese Tradition hat sich erhalten: Seit 580 Jahren findet der Hofer Schlappentag immer am Montag nach dem Pfingstmontag statt und ist damit eines der ältesten bayerischen Bier- und Schützenfeste.
Das Schlappenschießen
Bereits am Sonntag vor dem Schlappentag (26.Mai) müssen geladene Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, des Handwerks und der Schützen ihre Schießkünste beweisen. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wird mit dem Zimmerstutzen aufgelegt geschossen und jeder Schütze kann mit drei Schuss ins Schwarze treffen. In alter Zeit wurde der Sieger mit Steuerfreiheit durch den Hofer Magistrat belohnt.
Der Schlappenkönig darf frei parken
Aber auch in der Gegenwart zeigt sich die Stadt Hof großzügig und zeichnet die drei besten Schützen mit einem Privileg aus, welches nicht käuflich zu erwerben ist: Die erfolgreichsten Schützen dürfen innerhalb des Stadtgebietes auf öffentlichen Parkplätzen 1 bzw. 1/2 Jahr kostenlos parken. Als äußeres Zeichen wird der Schlappenkönig mit einer silbernen Kette gewürdigt, welche die Embleme der Handwerksinnungen und der zehn Hofer Schützenvereine trägt. Dem Schlappenkönig wird nicht nur die Ehre für seine herausragende Schießleistung zuteil, er ist zugleich Aushängeschild für historisches Brauchtum in der Stadt Hof. Aktueller, noch amtierender Schlappenkönig ist der Hofer Metzgermeister Manfred Max, der 2012 den besten aller Schüsse abgab.
Der Weckruf
Der Montag, der eigentliche Schlappentag beginnt für die „Honoratioren“ der Stadt, also Lokalpolitiker, Handwerker, etc., schon sehr früh. Über 100 Personen werden ab 5.30 Uhr beim sogenannten „Weckruf“ mit Musik aus den Bettfedern geholt. Anschließend, ab 8 Uhr versammeln sich die Handwerkerzünfte und Schützen um 8.00 Uhr am Hofer Schießhäuschen, um zum Rathaus zu ziehen. Dort erfolgt ab 9 Uhr der Empfang durch den Oberbürgermeister und Schützenkommissar. Es werden der Schlappenkönig proklamiert und die Ergebnisse des Schlappenschießens bekannt gegeben.
Schlappentagsumzug in Gewändern der Hussitenzeit
Festumzug und Schlappenbier
Danach formieren sich Vertreter der Politik, Handwerker und Schützen gegen 9.45 Uhr zum Schützenauszug durch die Stadt zum Festplatz am Schießhäuschen. Der Festzug führt über Ludwigstraße, Altstadt, Bismarckstraße, Friedrichstraße, Marienstraße und den Konrad-Adenauer-Platz in die Lessingstraße zum Schießhäuschen, wo das Schlappenbierfest beginnt. Nach der Ankunft des Festzuges am Schießhäuschen wird das eigens für diesen Tag gebraute "Schlappenbier" zum Ausschank gebracht. Bei süffigem Schlappenbier, Hofer Bratwürsten und musikalischer Umrahmung durch die Gruppen „Die Krebsbacker“ und „Aischzeit“ entwickelt sich auf dem Festplatz ein geselliges Treiben und der Hofer "Nationalfeiertag" geht in seinen gemütlichen Teil über.
Schlappen
Bereits zum zweiten Mal konnte man in den letzten Wochen auch echte Hofer Schlappentags-Schlappen käuflich erwerben. Die Schuhe aus bayerischem Wollfilz, die noch in der Touristinformation der Stadt Hof erhältlich sind und das Schlappentagswappen tragen, kosten 15.50 EUR und sind in den Farben Schokobraun, Natur und Blau erhältlich. Sie gehen zurück auf die historischen Arbeitsschlappen, mit denen die ersten Handwerker zur ihren Schießübungen antraten.
Internationale Gäste
Als Gäste begrüßt die Stadt Hof zum Schlappentag traditionell Vertreter ihrer Partnerstädte und Patenschaften. Vom Patenboot „Alster“ der Bundesmarine besucht eine 17-köpfige Abordnung unter Kapitänleutnant Maik Riegel die Saalestadt. Aus Österreich besuchen Vertreter der dortigen Kommunen mit dem Namen „Hof“ (u.a. Hof bei Salzburg) ihre befreundete Stadt in Oberfranken. Aus der böhmischen Partnerstadt Eger wird einmal mehr Bürgermeister Vanousek und das Jugendblasorchester mit seinen Majoretten zum Festumzug erwartet. Daneben haben sich auch viele Bürgermeister aus dem Landkreis Hof sowie Vertreter der Partnerstadt Plauen angesagt. Vertreter aus der französischen Partnerstadt Villeneuve-la-Garenne und dem Berliner Bezirk Neukölln werden sich am Schlappentags-Umzug ebenso beteiligen wie viele Freunde aus Pegnitz, die mit ihrer Musikkapelle schon viele Jahre dabei sind.
Stadt Hof stärkt Schlappentag
Die Stadtverwaltung Hof möchte den Schlappentag weiter stärken. Aus diesem Grund nehmen in diesem Jahr erstmals die rund 30 Auszubildenden der Stadtverwaltung mit eigenem Bollerwagen am Festumzug teil. Und auch die anderen Stadtangestellten können sich freuen: Ab 12 Uhr schließen die städtischen Fachbereiche, so dass sich auch die Mitarbeiter am Festgeschehen beteiligen können. Allerdings: Die Arbeitszeit muss natürlich nachgearbeitet oder durch Überstunden ausgeglichen werden.