Szenenfoto "Salome"
Foto: 2015 © Andrea Kremper
Der „Tanz der sieben Schleier“ lockte nach der Uraufführung der Oper „Salome“
mehr Besucher in die Opernhäuser als manche Aufführung der „Zauberflöte“. Der Skandal war gut berechnet, als das Werk 1905 inmitten der Prüderie des Kaiserreichs heraus kam. Natürlich wagten sich auch andere zeitgenössische Künstler weit ins Erotische vor, doch kaum jemand verstand es so geschickt wie Richard Strauss, das Verruchte bürgerlich-psychologisch anzustreichen und somit die Zensur auszutricksen.
Szenenfoto "Salome"
Foto: 2015 © Andrea Kremper
Oscar Wilde hatte 1891 die Geschichte der Tochter des Königs Herodes neu erzählt. Sein Drama wurde Strauss zur Inspiration. Dass sich Salome in den gefangenen Johannes verliebt, er sie abweist und sie ihn köpfen lässt, um dem abgeschlagenen Kopf eine Liebesbezeugung zu geben, ist eigentlich schon schauerlich genug.
Szenenfoto "Salome"
Foto: 2015 © Andrea Kremper
Strauss schuf für die Geschichte eine Musik, die wir getrost als „Psychothriller“ beschreiben können. Damals war solche Musik im wahrsten Sinne des Wortes „unerhört“. Viele Menschen strömten aber vor allem deshalb in die Opernhäuser, weil der „Schleiertanz“ angeblich mit einem Striptease verbunden war. Doch von dieser Regieanweisung findet sich bei Strauss keine Silbe. Der besagte Tanz war eine exotische Mode –Tänzerinnen wie Mata Hari hatten ihn salonfähig gemacht.
Szenenfoto "Salome"
Foto: 2015 © Andrea Kremper
Richard Strauss kalkulierte den Skandal perfekt
Viele Opernhäuser rissen sich um die neue Partitur, und auf dem Konto des Komponisten türmten sich die Tantiemen. Neben diesem Erfolg bleibt bis heute die Frage an die Kostümbildner einer neuen „Salome“-Produktion: mit oder ohne Schleier?
Und wenn, ja: wie viele?
-------------------------------------------------------------------------------------
SALOME
Musikdrama von Richard Strauss
--------------------------------------------------------------------------------------
Musikalische Leitung Roland Kluttig/Adrian Müller
Inszenierung Tobias Theorell
Bühnenbild und Kostüme Alejandro Tarragüel de Rubio
Dramaturgie Renate Liedtke
Herodes, Tetrarch von Judäa Christian Franz/Karsten Münster
Herodias, seine Gattin Gabriela Künzler
Salome, Tochter von Herodias Ute Döring
Jochanaan, ein Prophet Thomas de Vries
Narraboth, Hauptmann José Manuel/David Zimmer
Ein Page Herodias/ Ein Sklave Kora Pavelic
Erster Jude Dirk Mestmacher
Zweiter Jude Jan Korab
Dritter Jude Sascha Mai
Vierter Jude David Zimmer
Fünfter Jude/ Erster Soldat Michael Lion
Erster Nazarener/ Zweiter Soldat Tapani Plathan
Zweiter Nazarener Jiří Rajniš
Ein Coppadocier Thomas Unger
Philharmonisches Orchester des Landestheater Coburg
Weitere Vorstellungen
Mittwoch, 20. Mai 2015, 19:.30 Uhr – zum letzten Mal