Ein Waschtag in früherer Zeit
Wäschewaschen war früher für
die Frauen eine große Plage
Ein Beitrag von Ulrich Göpfert
Die Foto`s zeigen die ehemaligen Waschutensilien,
die am Waschtag in früherer Zeit von Nöten waren.
Diese können u. a. in der "Alten Schäferei“
in Ahorn besichtigt werden
Foto: 2013 © Ulrich Göpfert
Wäschewaschen in der heutigen Zeit mit den elektronisch gesteuerten und mit den verschiedensten Waschprogrammen ausgestatteten Waschvollautomaten und anschließendem Trocknen im ebenso computergesteuerten Trockner, der vielfach den Arbeitsgang des Bügelns erspart, kann ohne viel Kraftanstrengung und mit einer enormen Zeiteinsparung, gegenüber dem früher so mühsamen und zeitaufwendigen Waschtag, bewältigt werden.
Das Wäschewaschen in früheren Zeiten war für die Frauen eine große Plage
Es waren harte Arbeitstage für die weiblichen Familienmitglieder. Außerdem waren die Hilfsmittel äußerst bescheiden: eine Waschbürste, ein großes Stück Kernseife mit der Aufschrift "Flammers“, ein Paket Soda der Marke "Henkel“, zum Einweichen ein Seifenpulver mit Seifenschnitzeln, das es im örtlichen Kramerladen offen zu kaufen gab, und ein vorne abgerundetes, etwa 15 cm breites, kräftiges Brett, das am Ende zu einem handlichen Stil zugeschnitten war. Reine Weißwäsche war in diesen Jahren auf dem Bauernanwesen kaum gebräuchlich. Bettzeug, Hemden und alles sonstige waren farbig oder gemustert. In dieser Zeit war noch viel Leinenzeug im Gebrauch. Beim Waschen unterschied man in zwei Kategorien, so die etwas feinfaserigen Stücke und die gröberen Wäscheteile. Die stark verschmutzten Arbeitshosen der Männer, die mit Stoffflecken besetzten Socken und die "rupfernen“ Schürzen der Weibsleute, dies sie zu Schmutzarbeiten umgebunden hatten, forderten einen gesonderten Wäschegang, eine besondere Behandlung. Diese Arbeitskleidung wurde etwa alle 14 Tage über das Wochenende gewaschen. Die große Wäsche fand alle vier Wochen statt. Diese Prozedur zog sich oft mehrere Tage hin. Zum Einweichen hatte die Bäuerin – oft tat das auch die Großmutter – große Holzzuber, gesondert für jede Wäscheart. Sie übergoss die Wäsche im Zuber mit Brunnenwasser. Alles Wasser musste mit der Hand gepumpt und in schweren Wassereimern herangetragen werden; es war im Winter eiskalt. In das Einweichwasser kam auch Soda, noch früher wurde Holzasche, besonders von Buchenholz, verwendet.
Die Asche musste man aufkochen und eine Weile stehenlassen
Die im Einweichwasser aufgelöste Soda wurde nachhaltig verrührt. Nach einem Tag der Einweiche wurde die Wäsche mit einem Holzstempel gut durchgestampft. Die aus der Einweichlauge genommenen Stücke wurden dann kräftig ausgewunden. Nun wurden sie in den Kochkessel, der oft neben dem Herd in der Küche eingemauert war (Kochwasser mit Waschpulver) zum Auskochen gegeben. Die drei Wäschearten erforderten drei Koch- und Waschvorgänge. Nach reichlichem Auskochen hob die waschende Person – zumeist die Bäuerin – die Wäschestücke mit einer Art übergroßem Kochlöffel aus dem Kessel und gab sie mit der Lauge in den großen Zuber. Beim Herausnehmen der Kleidungs und Wäschestücke mit dem Wäschekochlöffel entwickelte sich ein undurchsichtiger Dampf, den die Kochwäsche abgab. Er durchfeuchtete bei der Arbeit den ganzen Tag über auch die Kleidung der Wäscherinnen. Jetzt kam in den angenehmen Jahreszeiten, wo dies die Witterung zuließ, die schwerste Arbeit des Waschens in alten Zeiten drunten am Bach. Dort war das Wasser zu einem großen Tümpel aufgestaut, der frisches, klares Wasser enthielt. Vor dem Wasserspiegel war ein dickes Brett eingelassen, auf dem man stehen und im Knien die Wäsche schwenken konnte. Zwei Mannsbilder hatten die gefüllten Wäschezuber zum Bach hinuntergetragen. Dort wurde Stück für Stück aus dem Zuber genommen, auf einem bereitgestellten Waschtisch reichlich mit Kernseife gebürstet und mit kräftigen Schlägen mit dem sogenannten "Waschbläu“ durchgebläut.
Foto: 2013 © Ulrich Göpfert
Der Wascheffekt bestand darin, dass durch diese kräftigen Schläge die Lauge durch die Faserung des Gewebes getrieben wurde, die so den Schmutz entnahm. Erschien diese recht rauhe Behandlung ausreichend, wurden die Stücke zum Auswinden zusammengedreht, um aus dem Gewebe die letzten noch verbliebenen Laugenreste zu entfernen. Das war eine harte, mühsame Arbeit, die kräftige Bäuerinnenhände forderte. Dann kam im Knien auf dem Holzpodest das Ausschwenken im Bachwasser. Zunächst kam immer jener Zuber mit der feinen Wäsche, zum Schluss der Bottich mit den Arbeitshosen der Männer und sonst stark verschmutzer Wäsche zur Bearbeitung. In den Sommermonaten wurde die fertige Wäsche an dem nahen Sprossenzaun oder im Obstgarten an einem zwischen den Bäumen postierten Wäscheseil zum Trocknen aufgehängt. Das selbst gesponnene oder gekaufte Leinen war sehr roh und dunkel. Die Frauen wollten aber schon damals weiße Wäsche besitzen. Deshalb breitete man die Leinen zum Trockenen und zum Bleichen auf dem grünen Rasen im Garten aus und bespritzte sie immer mit Wasser. Durch dieses Bleichen erhielt das Leinen nach Tagen eine hellere Farbe. Da im Garten ständig Federvieh herumlief, mussten die Kinder aufpassen, dass keines der Tiere auf das Leinen trat. Selbstverständlich spielten die Kinder dabei und wachten nicht immer aufmerksam über die Wäsche.
Es kam fast einer "Tragödie“ gleich, wenn Hühner oder noch schlimmer Gänse über das Leinen liefen und dabei vielleicht etwas fallen ließen. In den unwirtlichen Monaten, vor allem in den kalten Wintermonaten, konnte natürlich die "Bachwäsche“ nicht durchgeführt werden. Der Waschvorgang spielte sich dann im Hause ab. Es wurde eine zweite, bewegliche Waschbank in den Stallgang gestellt; dort aber war das Waschen recht, recht umständlich und arbeitsaufwendig, vor allem das Ausschwenken. Ein umgänglicher Zuber mußte immer wieder mit frischem Brunnenwasser gefüllt werden, das nach jedem Ausschwenken zu wechseln war. Zu allem musste dieses Wasser erst hochgepumpt und oft noch herbei getragen werden. Die nun fertig gewaschenen Wäschestücke hängte man in diesen kalten Wintertagen an einer langen Leine droben auf dem Speicher auf. Sehr häufig fror sie steif, bis sie nach und nach austrocknete. Zuweilen hing man im Winter die Wäsche, die man notwendig brauchte, an den um den Ofen postierten Stangen auf. Bei ärmeren Häuslern brachte der große Wäschetag meist noch besondere Probleme mit sich. Viele Kinder besaßen nur eine einzige Garnitur, wurde diese gewaschen, so mussten die Kinder im Bett liegenbleiben.
Foto: 2013 © Ulrich Göpfert
Nach solchem aufreibenden Waschen hatte die sehr fleißige Bäuerin und noch schlimmer die Großmutter mehrere Tage hindurch dicke, stark gerötete Hände. Natürlich waren die Frauen nach solch einem schweren Arbeitstag "geschafft“. Aber Bäuerinnen sind eben Frauen, die sich nie von solcher Arbeit abhalten lassen. War die Wäsche trocken, kam das Bügeln. Zuerst bügelte man die Sonntagswäsche. Es gab Bügeleisen, die man auf der Herdplatte heiß machte und dann solange bügelte, bis sie abgekühlt waren. Manche Leute besaßen zwei Bügeleisen, davon stand eines immer am Herd und das andere benützte man. Es gab auch Kohlebügeleisen. Aus dem Herdfeuer entnahm man glühende Holzkohlen und legte sie in den Bauch des Bügeleisens. Wer es sich leisten konnte, kauft sich beim Dorfkrämer die Bügelkohlen in einer braunen Papiertüte. Man gab sie in den Herd zum Anglühen, ehe sie in das Bügeleisen kamen. Damit sich das Bügeleisen erhitzen konnte, musste man es einige Zeit hin und herschwenken.
Es hatte beiderseitig augenartige Öffnungen zum Durchzug der Luft. Dieses Schwenken aber ließ zuweilen Funken austreten, die einen Brand verursachen konnte, was zuweilen auch passierte. Zur Vorsicht stellten die Bäuerinnen einen Eimer Wasser in nächster Nähe bereit. Die gewöhnliche Wäsche bügelte man nicht, sie wurde nur "gemangt“. Auf einem runden, glatten Holz wurde das zusammengelegte Wäschestück aufgerollt. Mit dem "Mangbrett“ schlug man ständig leicht auf die Rolle, die mit dem Wäschestück umgeben war, während man es hin und her bewegte. So wurde die Leinenwäsche plattgeklopft. Nach dem Waschtag mußten die Frauen viele Wäschestücke und die Strümpfe flicken. Man trug nur wenige Kleidungsstücke, die im Laufe der Zeit nicht nur einen, sondern mehrere Flecken aufgesetzt erhielten. Strümpfe wurden damals mit "Zwiller“, einen kräftigen Leinenstoff, an den Fußsohlen besetzt. Die gestrickten Arbeitshandschuhe erhielten den gleichen Besatz, man sagte, sie werden "gedoppelt“.
Nach Auszügen aus den "Bäuerlichen Erinnerungen"
von Hermann Büchner aus Dörfles-Esbach