Der Coburger Zwiebelmarkt
Man sollte eine alte Volksweisheit beherzigen, die besagt: man soll seinem Körper ab und an etwas Besonderes anbieten.
Beim Verzehr der Bratwürste wird die alte Volksweisheit beherzigt, nach der man ab und an seinem Körper etwas anbieten muss. Diese Erkenntnis erweitert sich jedoch mit dem Genuss von Zwiebelkuchen, dass man ab und zu seinem Körper in Erstauen versetzen soll.
Am 10. September 1957 fand zum letzten Mal auf dem "Marktplatz“ der traditionelle Zwiebelmarkt statt. Und das bei schönstem Wetter, denn zur Tradition gehörte es in den Jahren davor, dass es kräftig regnete – und das ergab erst die richtige "Zwiebelbrüh“!
Der Zwiebelmarkt im September ist der bekannteste von den Jahrmärkten die in der Stadt stattfinden. Seine Tradition hat sich bis heute erhalten. Früher war dieser Markt noch ein größerer Anziehungspunkt als in der heutigen Zeit. Bereits am Vorabend kamen zahlreiche Bauern in der Stadt an, die weitesten kamen aus der Gegend von Bad Königshofen. Lange Wagenreihen standen in den Gassen und in der Nähe der Brunnen, aus denen die Pferde getränkt wurden. In den frühen Morgenstunden des Markttages waren die Zugangsstraßen zur Stadt sehr belebt. Pferdegespanne und Gruppen von Marktfrauen mit ihren runden Marktkörben auf dem Rücken strömten zur Stadt. Mit der Eisenbahn kamen Männer und Frauen, besonders aus dem Thüringer Wald herunter, aus Eisfeld, Schalkau und Sonneberg. Obst- und Gemüsehöken (Kleinhändler) waren u.a. dabei. An ihren viereckigen Tragekörben waren die Markteinkäufer aus Thüringen leicht zu erkennen.
Die Budenreihen des "Krammarktes“ nahmen einen großen Teil des Marktplatzes ein. Beim "Albert“ spielte sich der Obst- und Butterverkauf ab, an der Ecke zur Herrengasse begann der "Hafenmarkt“, der Viehverkauf erfolgte am Albertsplatz und in der unteren Ketschengasse der "Säumarkt“.
In der oberen Ketschengasse, dem eigentlichen Zwiebelmarkt, gab es fast kein Durchkommen. Links und rechts lagen, in der ohnehin nicht breiten Gasse, die Zwiebelsäcke aufgetürmt. "Gängs hä, Madam, kaufens ma a Metz`n Zwiebel ab“. Verschiedene Mundarten verrieten die Herkunft der Marktfrauen. Sie kamen vorwiegend aus der Bamberger und Schweinfurter Gegend. Für die Kinder war ebenfalls bestens gesorgt. Die "Bamberger Zwiebeltreter“ hatten Süßholzwurzeln für diese Käuferschicht dabei.
Ein unbeschreiblicher Duft erfüllte die Marktstraßen – die Pferde und die Ledergeschirre und die Zwiebeln und .., all dies erzeugte ein unbeschreibliches Aroma, noch bereichert durch den Zwiebelkuchen, der "damals“ nur zum Zwiebelmarkt gebacken wurde. Dieser Zwiebelkuchen wurde in Unmengen "verspeist“. Auch heute gehört es zum guten Ton, dazu einen so genannten "Federweißen“, "Bremser“ oder "Sauser“ zu trinken. Zur Abrundung der ganzen Festivität gehört natürlich auch die "Coburger Bratwurst“ deren bläulicher Rauch und köstliche Duft aus den Bratwurstbuden über den Markt zog. Er zieht ja nicht nur an den Markttagen über den Markt und die Straßen in Coburg, sondern gehört dazu an jedem Tag des Jahres.