Luther – Bildnisrelief
Ein Bildnisrelief des Reformators von Albert von Soest (um 1520/25 – 1589), außergewöhnliches Zeugnis posthumer Luther-Verehrung, hält Einzug auf
der Veste Coburg
Luthers Portrait wurde von Cranach „gemacht“ wie ein Markenartikel, und in gleichbleibendem Standard mit hohem Wiedererkennungswert verbreitet, um vom Fürstenhof bis zur Dorfkirche das Bild des verehrten Reformators gegenwärtig zu halten.
Auch in nachreformatorischer Zeit wurde Cranachs ikonographische Tradition weitergetragen, um Luthers Bedeutung zu bekräftigen und die Erinnerung an ihn lebendig zu halten. Neben ungezählten gemalten Cranach-Kopien entstanden auch besondere Werke, wie das des in Lüneburg tätigen Albert von Soest (um 1520/25 – 1589), das jetzt von den Kunstsammlungen der Veste Coburg aus Privatbesitz erworben werden konnte.
Bildnis Martin Luthers, um 1552/71
Albert von Soest (um 1520/25 – 1589)
Pappmaché (Cartapesta)-Relief, 45,5 x 34,5 cm, montiert auf Eichenholzbrett, farbig gefasst, mit Resten von Vergoldung und Lüsterfassung (Farblasur über Silberauflage), monogrammiert u. r.: AVS (ligiert), auf dem Brüstungsstreifen die vergoldete Inschrift „VIVA IMAGO DOCT: MART. LVTH“
© Kunstsammlungen der Veste Coburg, Pl. 191
Es handelt sich um ein sorgfältig und aufwändig gefasstes Relief in Cartapesta (Pappmaché). Der Bildschnitzer hatte sich auf die Herstellung von Arbeiten in dieser Technik spezialisiert. Versehen mit sorgfältiger farbiger Fassung, teilweise sogar mit Vergoldung oder Lüsterfassung, fanden sie im norddeutschen und skandinavischen Raum Verbreitung. Entgegen einer landläufigen Meinung wurden solche Reliefs aber keineswegs seriell hergestellt. Erhalten sind nur ganz wenige Exemplare.
Das dem Werk zugrunde liegende Relief aus Buchsbaumholz wird im Staatlichen Museum Schwerin aufbewahrt. Von dieser Patrize wurde eine Matrize aus Ton hergestellt, von der wiederum die Abformung angefertigt wurde. Das Lutherbild existiert in zwei weiteren Versionen (Nationalmuseum Kopenhagen, ev. Kirche in Stapel, Kr. Lüneburg), die aber beide bei weitem nicht in der Qualität der Coburger Fassung erhalten sind.
Die graphische Vorlage von Lucas Cranach dem Jüngeren wurde detailgetreu bis hin zu der auf der Stirn gezeigten Warze übernommen. In Hintergrund der Darstellung ist ein nicht näher bestimmbarer Kirchenbau zu sehen. Als Pendant zu dem Lutherrelief hatte Albert von Soest einen „Christus Salvator“ nach einem Holzschnitt Jacopo de‘ Barbari geschaffen, von dem ein Cartapesta-Exemplar im Historischen Museum Stockholm erhalten ist. Luther und Christus: mit dieser Kombination sollte die Heiligmäßigkeit des Reformators zum Ausdruck gebracht werden.
„Das Werk stellt eine ausgezeichnete Ergänzung zu den Beständen der Kunstsammlungen der Veste Coburg dar und ist wie geschaffen für die Präsentation in der Lutherstube der Veste, in der sich authentischer Ort und Memoria in nachreformatorischer Zeit miteinander verbinden“, meint Museumsdirektor Dr. Klaus Weschenfelder.