Der Schatz auf dem Bettelmann bei Drossenhausen
Eine Erzählung aus dem Coburger Land
Als die Franzosen nach der Völkerschlacht von Leipzig im Jahre 1813 recht eilig nach Westen liefen, lagerte ein ansehnlicher Trupp auf dem Bettelmann bei Drossenhausen.
Viele, viele Stunden waren die Rothosen schon marschiert. Sie mieden die Straßen und nahmen ihren Weg über die Höhen der Berge und durch dichte Wälder. Jetzt waren sie müde und hungrig. Bald brannten kleine Lagerfeuer - aber o weh, der Fouragewagen hatte weder Kalb noch Huhn, um die Kochkessel zu füllen. Schon lief ein Murren durch die Reihen der Lagernden. Einige zeigten auf das nahe Dorf und gaben zu verstehen, dass man dort holen könne, was hier fehle. Nehmen sie doch Kriegsrecht, zumal im Feindesland. Da kamen sie aber bei ihrem Offizier nicht an. Er bedeutete ihnen, dass er auf dem gut verdeckten zweiten Wagen die Kriegskasse mit sich führe. Er solle sie zwar heil und unversehrt nach Frankreich bringen, aber in dieser Notlage wolle er sie öffnen und Geld für Brot und Fleisch entnehmen. Das könne er wohl verantworten. In aller Eile wurde der schwere Kasten vom Wagen genommen und geöffnet.
Als sich der Deckel gerade hob, erscholl vom Lautertal herauf ein Trompetensignal. Alle sprangen auf. Das kannten sie, das war Marschall Blüchers Signal. Die Deutschen kamen. Sie waren schon sehr nahe. Jetzt nichts als los, so schnell wie möglich. Fast alle rannten. Selbst die beiden Wagenlenker hieben auf ihre Pferde ein und fuhren in Richtung Meeder davon.
Der Offizier schrie und fluchte, konnte aber nur zwei Mann aufhalten. Diese zwei mussten in aller Ruhe eine tiefe Grube schaufeln. Da hinein senkte der Offizier seine Kriegskasse und noch allerlei Gerät, das in der Eile des Aufbruchs liegen geblieben war und ließ die Grube sorgfältig zuschütten und mit Rasen verdecken. Die Deutschen sollten seine Kasse nicht finden. Erst dann folgte er seinen geflüchteten Landsleuten.
Niemand von den Bewohnern der umliegenden Dörfer hat von dieser Begebenheit etwas erfahren und heute wüssten wir nichts davon, wenn nicht nach mehr als 100 Jahren, eine Urenkelin dieses Offiziers den Weg nach dem Bettelmann gefunden hätte. Sie war schon hoch betagt, ihr Vater hatte ihr die Geschichte erzählt, der sie wieder von seinem Vater hatte, dem damaligen Offizier. Genau wie ihr Vater glaubte sie fest daran, dass die Kriegskasse heute noch im Bettelmann vergraben sei.
Quellenhinweis: Andreas Stubenrauch