Der schwedische Landsknecht
Eine Erzählung aus dem Coburger Land
In diesem idyllisch gelegenen Ort Ottowind auf den
"Langen Bergen“ spielte sich diese Erzählung ab
Foto: © Ulrich Göpfert
Ein Landsknecht in ehemals schwedischen Diensten zieht einsam seine Straße von Coburg aus nordwärts. Seine Heimat ist das kleine Städtchen Braun bei Wittenberg. Also nordwärts, immer nordwärts!
Zerschlissen, hungrig und müde zieht er des Weges. Der Abend sinkt schnelle herab und lässt das unwirtliche Land unheimlich erscheinen. Von ferne grüßt ein Kirchturm über die Höhe, auf diesen hält Caspar Wank zu. Einzelne Rauchfahnen zeigen dem Wanderer, dass nicht alles Leben in den Ruinen erstorben ist. Der siebenundzwanzigjährige Landsknecht hat manchen Sturm über sich ergehen lassen müssen. Die ganzen Schrecken des Dreißigjährigen Krieges hat er erlebt. Nun sehnt er sich nach Hause. Nach Hause? Was wird er vorfinden, wen wird er noch am Leben treffen? Auch wie weit ist es noch dahin!
Unter solchen Gedanken findet unser junger Wanderer den Weg nach Ottowind. Von Süden kommend, hat er jetzt die Höhe erreicht, und vor ihm liegt wie in eine Mulde gebettet, das Dorf. Hoch über allem der Turm, der Kirchturm, dessen Spitze er sich zum Ziel genommen hat. Obwohl nun der Krieg beendet ist, sind die Leute noch verschüchtert, und ängstlich wird des Abends das Haus, wem es noch verblieben ist, verschlossen.
Nach längerem Pochen wird Caspar das Haus des Hans Forkel selig aufgetan. Caspar wird Einlaß für die Nacht gewährt. Aus dieser Nacht im Haus des Hans Forkel wurden noch viele! Hatte er vergessen, dass er nach Braun wandern wollte? Zurück nach Braun bei Wittenberg? - Es war ein Mädchen mit Namen Margarethe, das ihn hielt! Des Hans Forkel selig Tochter.
Dass Margarethe drei Jahre älter war als Caspar, tat ihrer Liebe keinen Abbruch. Hatte der Hof keinen Erben? Jedenfalls blieb Caspar Wank auf dem Hof, der von da an, bis auf den heutigen Tag, den Hofnamen "die Caspars" trägt. Die Wanks kamen zu großen Ansehen. Schon ihr Sohn wurde Schultheiß zu Ottowind, wie auch dessen Sohn diesen Posten bekleidete. Fast alle Nachkommen der damaligen Zeit wurden mit Ämtern belegt. Sie wurden ein starkes Geschlecht, welches sich bis auf den heutigen Tag in rund 50 Familien erhalten hat.
Neun Familien dieses Namens verblieben in ihrem Mutterdorf Ottowind. Andere heirateten in andere Dörfer oder verzogen in die Stadt. So finden wir in Coburg selbst 16 Familien dieses Namens, deren Stammvater der "Schwedische Landsknecht" ist.
Quellenhinweis: Angermüller