Wer sich wehrt, ist des Todes

Raubüberfall bei Meschenbach
"Wer sich wehrt, ist des Todes"
Eine Erzählung aus dem Coburger Land

Von Ulrich Göpfert

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Ein Blick auf das Obere Schloss in Untersiemau
Foto: 2013 © Ulrich Göpfert

Auf der Burg zu Untersiemau saß das alte Geschlecht der Schenken von Siemau. Helena von Lichtenstein betreute 1634 dort ihren alten Oheim. Sie verkehrte viel mit der gleichaltrigen Magdalena von Brandenstein auf Obersiemau.

Die beiden jungen Frauen waren in Coburg zu Besuch gewesen und kehrten im Wagen nach Siemau zurück. Hinter Meschenbach, da wo jetzt vom Galgenberg eine Schlucht nach der Straße herunterführt, musste wegen der tiefen Löcher im Weg mit größter Vorsicht gefahren werden. Im Dorf Meschenbach lagen noch viele Häuser in Trümmern. 1627 hatten hier, wie auch in Creidlitz und Ketschendorf, des kaiserlichen Rittmeisters Schönberg zuchtlose Reiter unbegrüßt Quartier genommen und brandschatzten und plagten die armen Leute dermaßen, "dass noch nie ein Volk ärger und übler gehauset"  (so schreibt der Chronist). Noch ragen die Mauern der abgebrannten Häuser ruinenhaft empor und der ganze Ort macht eine öden, schlimmen Eindruck.

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In unmittelbarer Nähe des "Planetenweges"
in Untersiemau
stand früher der weitsichtbare Galgen
Foto: 2013 © Ulrich Göpfert

Rechts der Straße erstreckten sich damals ausgedehnte Sümpfe voll wilden Erlengebüsches und mit unergründlichen Wasserlöchern. Links der Straße stieg durch dunklen Fichtenwald der Fußsteig hinauf auf den Berg, der als weitsichtbares Zeichen den Galgen trug. Es war selten, dass in jener wilden Zeit nicht ein Gehenkter oben baumelte. Aber abschrecken ließen sich durch ein solches Wahrzeichen die Wegelagerer nicht. Es kamen immer wieder Überfällle auf offener Straße vor, und niemand war darum gerne spät und alleine unterwegs.

Schon hatte der Wagen der beiden Edelfräulein die berüchtigte Stelle hinter sich, als aus dichtem Gebüsch nächst der Straße plötzlich mit rauhem Anruf zwei Kerle auf die Pferde lossprangen. Mit einem mächtigen Hieb holte der eine den Kutscher vom Bock, der sich des Überfalls gar nicht versehen hatte, während der andere den Pferden in die Zügel fiel und den Wagen anhielt.

"Wer sich wehrt, ist des Todes" schrie der eine Kerl nun unter das Plantuch in das dunkle Innere des Wagens, wo die beiden Mädchen sich zitternd eng aneinander schmiegten. Doch der rauhe Drohruf brachte auch Hilfe. Der Diener Wolf, der langsam hinter dem Wagen hergeritten und dabei zurückgeblieben war, wurde durch den Schrei aus seinen Träumen gerissen. Ein Griff zur Waffe, ein heftiger Sporenstoß dem Pferd in die Flanke und mit mächtigen Sätzen war er bei dem Wagen. Gerade wollte sich der eine in das Innere des Wagens schwingen, als ihn ein wuchtiger scharfer Hieb über den Rücken traf, so dass er mit grässlichem Schrei herabtaumelte und sich auf der Erde wälzte.  "Mordbuben wart ich will euch lehren" schrie Wolf. Aber der andere wollte es darauf nicht ankommen lassen. Mit ein paar raschen Sprüngen war er am Straßenrad und im dichten Gebüsch verschwunden.

"Gottlob, dass es so gut vorbeigegangen ist. Nun beruhigt euch nur.  Unser armer Kutscher!  Wartet, ihr Halunken, den Lohn dafür sollt ihr noch zahlen". Damit löste Wolf einen Riemen vom Pferdegeschirr, band dem Wegelagerer, der vom Hieb ohnmächtig geworden war, die Hände und Füße, hob ihn auf das Rückteil des Wagens und brachte auch den bewusstlosen Kutscher auf das Gefährt. Dann ging die Fahrt vollends heim.

Auf dem Galgenberg bei Untersiemau hielten kurze Zeit nach diesem Vorkommnis die Raben eine große Zusammenkunft. Das Patrimonialgericht in Untersiemau hatte den verwundeten Wegelagerer, statt ihn erst zu heilen, lieber gleich gehenkt.

Quellenhinweis: Frei nach Ludloff von Ulrich Göpfert neu bearbeitet
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