Der Kreuzstein von Unterlauter

Der Kreuzstein von Unterlauter
Bergung und Bewahrung des wohl ältesten Kunstdenkmals
im Coburger Land

Gustav Eichhorn hat sich im Jahre 1934 durch die Bergung und Bewahrung des wohl ältesten Kunstdenkmals im Coburger Land verdient gemacht.


Der Kreuzstein von Unterlauter
Foto: 2015 © Ulrich Göpfert

Über Wegkreuze in Franken und Thüringen gibt es viele Aufsätze, Verzeichnisse und Kataloge. Sie im Einzelnen hier zu nennen, würde zu weit führen. Im ältesten Teil von Unterlauter, dicht an der Straßenkreuzung, hat sich ein sogenanntes Steinkreuz erhalten, das als eines der vielen Steinkreuze, nämlich als Gedenkstein für einen Ermordeten angesehen wird, das aber etwas ganz anderes ist.

Leider läßt sich der Stein urkundlich nicht weiter als rund 100 Jahre bis zu seiner Erfassung durch die Kunstdenkmäler Thüringens zurückverfolgen. Erster Hinweis in Lehfeldt und Voß, Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, Band IV, Seite 459 - Jena 1907, daraus der Auszug: "... Steinstück unweit der Linden, an welcher früher das Zentgericht abgehalten wurde, an der Straße nach Beuerfeld (nahe der Straße Coburg - Eisfeld); es ist unregelmäßig abgebrochen, zeigt aber an der einen Stelle drei in Relief vortretende senkrechte Streifen nebeneinander, welche vielleicht als die Unterteile von 3 Kreuzen (Christi und Schächer) aufzufassen sind."

Damals stand nur der untere Teil des Steines noch, während der obere erst 1934 bei Erdarbeiten vor der Taubmann` schen Gastwirtschaft als Deckplatte eines Kanals gefunden wurde. Gustav Eichhorn hat durch die Bergung und Bewahrung des Unterlauterer Kreuzstein, des wohl ältesten Kunstdenkmals im Coburger Land, unvergeßliches heimatliches Verdienst erworben und Anstoß zu fruchtbarer Forschungsarbeit gegeben. Er bewahrte im Jahr 1934 als Bürgermeister durch wachsame Umsicht die wiedererkannte Oberhälfte des Kreuzsteines vor Vernichtung und rettet damit das kostbare Gesamtdenkmal für die Nachwelt.

Beim Unterlauterer Kreuzstein gibt es allerdings über Bedeutung und Zeit keine klaren Vorstellungen, da die Steinkreuzforschung selbst über das 14. Jahrhundert selten hinaus kommt, und weil es eben zu wenig ältere Vergleichssteine mit ähnlichen Merkmalen gibt. Auf jeden Fall ist diese Arbeit eines unbekannten Steinmetzes bisher nur als einzige bekannt. Auf Grund des verwendeten Materials, sogenannter Schilfsandstein aus der im Coburger Gebiet vorkommenden Keuperformation, dürfte es sich um einen hiesigen Steinmetzen handeln.

Beim diesem Stein in Unterlauter, haben wir es mit einem Kreuzstein zu tun, der mitunter einfach in die Kategorie der Steinkreuze eingeordnet wird, obwohl er sich deutlich von ihnen unterscheidet. Sein Korpus ist nicht das Kreuz, sondern die Steinplatte, in die das Kreuz reliefartig eingemeißelt ist. In den meisten Fällen sind die Kreuzsteine älter als die Steinkreuze, beide sind hauptsächlich seit dem 14. Jahrhundert als Sühnekreuze bekannt und belegt. Der Volksmund nennt sich oft mit einer Sage, die von einer Untat berichtet. Eine Sage um den Unterlauterer Kreuzstein habe ich am Schluß des Beitrages angefügt, wie es ja der Volksmund wissen will, ob ähnliches auch für diesen Stein zutrifft, mag der Leser selber beurteilen.

Der obere Teil des Unterlauterer Kreuzsteines zeigt nur durch lange Lagerung seiner Vorderfläche in der Erde eine leichte Veränderung der Oberfläche. Seine "Haut" scheint poröser. Der graue Sandstein ist so gut wie sicher Schilfsandstein, aus der untersten Schicht des Keupers. (Weite Teile des Landes südlich des Thüringer Waldes sind Keuper). Es gab im Mittelalter im Coburger Land zwei abgebaute Schilfsandstein-Vorkommen, von denen das nähere, das später auch durch einen Bruchbetrieb ausgebeutet wurde, in Breitenau lag, etwas 5 km von Meeder und etwas 11 km von Lauter entfernt.

Die wieder zusammengesetzte Platte ist jetzt, vom Erdboden ab gemessen, 1630 mm hoch, an der breitesten Stelle 1100 Millimeter breit und das Relief der Vorderseite 20 bis 50 mm tief. Vorder- und Rückseite sind bearbeitet, also für die Betrachtung der senkrecht stehenden Platte gedacht. Damit scheidet eine Deutung des Steines als Grabplatte, sei es als Sarkophagdeckel, sei es als Epitaph, von vornherein aus. Die Vorderseite zeigt drei Kreuze, von denen das mittlere, größere, auf einem ungefähren Halbkreis steht; seine oberen Zwickel sind mit sechsseitigen Rosetten ausgefüllt. Auf der Rückseite befand sich eine einzige eben solche, aber etwa 850 mm im Durchmesser große Rosette, die stark abgegangen ist. Außen hat an der Vorderseite eine Wulst die Platte umrandet, dessen Reste links der Mitte und rechts unten erhalten sind. Bemerkenswert ist die ungefähre Birnform des Ganzen.

Wie angekündigt, nun eine Sage aus dem Volksmund zu diesem Unterlauterer Kreuzstein:

Die Sage von den drei Handwerksburschen
Vor langer Zeit sind drei Handwerksburschen im Straßenwirtshaus in Unterlauter eingekehrt und hatten bis in den Morgen gezecht. Recht angetrunken gerieten sie in Streit und schlugen aufeinander ein. Der Wirt beförderte sie an die Luft; doch die machte sie auch nicht nüchterner. Im Gegenteil! Der Streit ging nun auf Leben und Tod; denn sie stachen mit Messern zu. Erst als zwei sterbend in ihrem Blute lagen, sei der dritte zu Vernunft gekommen. Doch konnte ihn der herbeigerufene Bader nicht mehr retten, er starb am nächsten Tag an seinen Verletzungen. Wenn man diese schauerliche Geschichte hört, könnte man meinen, dass so eine Untat nie aus dem Gedächtnis verschwinde, und aus diesem Grund sei von irgendwelchen Hinterbliebenen der Stein gesetzt worden.

Quellenhinweis: Dr. Richard Teufel

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