Es sagte…
Sagen und Erzählungen aus der Geschichte des Coburger Landes
Eine Lesung am gestrigen Freitag, 10.11.2006 in der Emil-Fischer-Schule
in Dörfles-Esbach mit Ulrich Göpfert
Ulrich Göpfert bei seiner Lesung am gestrigen Freitag in der Emil-Fischer-Schule in Dörfles-Esbach
2006 © Gabriele Göpfert
Wer interessantes, gruseliges und amüsantes aus der Heimatgeschichte, insbesondere über Sagen und Erzählungen aus dem Coburger Land erfahren wollte, war bei Ulrich Göpfert am gestrigen Freitagabend in der Emil-Fischer-Schule in Dörfles-Esbach zur richtigen Zeit am richtigen Ort und wird es bestimmt nicht bereut haben, etwas von seiner Freizeit geopfert zu haben.
Wie Ulrich Göpfert in der Einführung zu seiner Lesung erläuterte sind Sagen, Erzählungen und Legenden nach wie vor ein wesentlicher Bestandteil unseres Kulturgutes. Im Gegensatz zu Märchen hat die Sage einen realen, historischen Kern, sie knüpft an Tatsachen an, die durch die Phantasie des Nacherzählers ergänzt, umgestaltet und umgedeutet werden. Gestalten und Motive von Märchen werden dabei mit einbezogen, wie etwa wunderbare Verwandlungen, Wirken von Zauberkräften, Erscheinen von Kobolden, Zwergen und seltsamen Geschöpfen. Die Sage bemüht sich immer um die Erhaltung der lokalen und historischen Gebundenheit, lässt Bräuche und Begebenheiten der Entstehungsgegend ineinander fließen, gibt aber auch hier und dort dem Aberglauben Raum.
Allen Menschen ist von je her die Heimatliebe eigen, dass innige Zusammenleben mit Brunnen, Bächen, Wäldern und Weiden, Höhen und Höhlen, Burgen und Kirchen. Daraus erwuchs durch die Jahrhunderte eine tiefe Verwurzelung, aus der immer wieder neue Lebenskraft strömt. Der heutige Landkreis Coburg ist gebietsmäßig nahezu identisch mit dem ehemaligen Herzogtum Coburg. Die angrenzenden Gebiete im Norden und Osten bilden das Nachbarland Thüringen, zu dem enge wirtschaftliche und familiäre Bindungen bestehen. Naturgemäß kam die Bevölkerung auch mit den Erzählungen und der Sagenwelt des thüringischen, ehemals herzoglichen-meiningischen Gebietes, in Berührung.
Verschiedene Sagen, die er an diesem Abend gelesen hat, stammten zum Teil aus der Feder von Ludwig Bechstein, geboren am 24. November 1801 in Weimar, gestorben am 14. Mai 1860 in Meinigen. Er gilt als der bedeutende Sammler und Nacherzähler thüringischer und fränkischer Volkssagen. Einen großen Teil der Sagen des Coburger Landes verdanken wir dem Sammeleifer Ludwig Bechstein.
Andreas Stubenrauch, Lehrer und
unvergessener Heimatforscher
des Coburger Landes
Repro: Ulrich Göpfert
Aber nicht nur Ludwig Bechstein hat Ulrich Göpfert an diesem Abend erwähnt, sondern besonders an seinen ehemaligen Lehrer und Rektor Andreas Stubenrauch, an der Volksschule Dörfles-Esbach, erinnert. Stubenrauch war bereits in den 50iger und 60iger Jahren des vorherigen Jahrhunderts ein anerkannter Heimatforscher, der mehrfach für seine Forschungen und Ausarbeitungen ausgezeichnet wurde. U. a. mit dem Bundesverdienstkreuz. Er war es auch, der die Erzählungen und Sagen aus dem Coburger Land wieder aufleben ließ und in seinem monatlichen „Heimatlichen Lesebogen“, der Anfang der 60iger Jahre für 10 Pfennige zu haben war, veröffentlichte. Dieser „Heimatliche Lesebogen“ wurde von uns Schülern, aber auch von unseren Eltern sehr gerne gelesen und gesammelt, versicherte Ulrich Göpfert in seinen Ausführungen.
Ulrich Göpfert und Zuhörer der Lesung - unter ihnen Bürgermeister Udo Döhler von Dörfles-Esbach
2006 © Gabriele Göpfert
Würde man die Sagen und Erzählungen an diesem Abend im Einzelnen beschreiben, würde dies den Rahmen der Berichterstattung sprengen. Insgesamt wurden 16 Beiträge, sehr zur Freude der Teilnehmer von Ulrich Göpfert vorgetragen. Und der lang anhaltende Applaus zwischen und am Ende der Lesung gab beredetes Zeugnis von einem gelungen Abend, an denen die Sagen und Erzählungen aus unserer Heimat im Vordergrund standen.