Unsere Kinder kennen heute diese Käfer meist nur noch vom Hörensagen, denn sie haben diese "kleinen Brummer“ in freier Natur noch nie – oder wirklich nur ausnahmsweise - gesehen. In dem folgenden "kleinen Nachruf“ möchte ich die Maikäfer noch einmal zum Leben erwecken und vorstellen.
Mancher Schaden
Es mag zwar auch heute noch ein paar Exemplare von diesen Krabbeltieren geben, aber zu meiner Kindheit in den "50iger Jahren“ des letzten Jahrhunderts waren sie noch sehr stark in unserer Gegend verbreitet. Ja sie richteten sogar häufig so manchen Schaden durch den Kahlfraß an den Bäumen an. Zur Zeit der Apfelblüte, gewöhnlich war dies Anfang Mai, konnte man auf nicht zu festen Böden, die keine zu dichte Pflanzendecke trugen, beobachten, wie der Maikäfer nach seiner unterirdischen Überwinterung die Erdoberfläche durchstieß.
Brummender Flug
Am Tageslicht verfiehl er dann sofort in eine Art "Lichtstarre“ und blieb unbeweglich, den Kopf aus der Erdoberfläche gesteckt, ermüdet sitzen. Erst bei Sonnenuntergang erhielt er seine Beweglichkeit wieder und grub sich nun ganz aus der Erde heraus. Der Maikäfer atmete einige Male heftig Luft (er "pumpte“ oder "zählte“, wie wir sagten), bis seine Körpertemperatur etwa 30 Grad Celsius erreicht hatte, und erhob sich dann mit eigenartig surrendem und brummenden Geräusch in die Luft.
Junge, zarte Blätter
Der erste Flug führte die Maikäfer zu den nahe stehenden Laubbäumen, auf die sie sich zum Blattfraß gemütlich aber ausgehungert niederließen. Sie bevorzugten dabei den Kirsch- und Pflaumenbaum sowie die Eiche. Je jünger die Blätter waren, um so lieber wurden sie von den braun/schwarzen Tierchen gefressen.
Geplagter Onkel Fritz
In früherer Zeit wurde viel über den Maikäfer geschrieben.Wer von uns hat nicht die haarsträubenden Streiche der recht frechen Lausbuben "Max und Moritz“von Wilhelm Busch gelesen, und da besonders den fünften Streich, bei dem es um die Maikäfer und den geplagten Onkel Fritz geht. In diesem Kapitel schreibt Wilhelm Busch u.a.: "Jeder weiß, was so ein Maikäfer für ein Vogel sei. In den Bäumen hin und her, fliegt und kriecht und krabbelt er.
Max und Moritz immer munter, schütteln sie vom Baum herunter.
In die Tüte von Papiere, sperren sie die Krabbeltiere.
Fort damit und in die Ecke, unter Onkel Fritzens Decke!
Bald zu Bett geht Onkel Fritze, in der spitzen Zipfelmütze;
Seine Augen macht er zu, hüllt sich ein und schläft in Ruh.
Doch die Käfer – kritze, kratze! – kommen schnell aus der Matratze.
Schon fasst einer, der voran, Onkel Fritzens Nase an.
"Au“! schreit er, was ist das hier? Und erfasst das Ungetier.
Und den Onkel voller Grausen, sieht man aus dem Bette sausen.
"Autsch“! – schon wieder hat er einen im Genicke, an den Beinen;
Hin und her und rundherum, kriecht es, fliegt es mit Gebrumm.
Onkel Fritz, in dieser Nacht, haut und trampelt alles tot.
Guckste wohl, jetzt ist`s vorbei, mit der Käferkrabbelei!
Onkel Fritz hat wieder Ruh und macht seine Augen zu“.
Jagdbeute
An den Abenden waren es mal mehr, oder auch mal weniger dieser "kleinen, dicken Brummer“, die wir Jungs oder auch manches "tapfere Mädchen“ bei dieser Jagd erbeuteten. Danach wurde der Fang fachmännisch gesichtet und untereinander so manches Tauschgeschäft getätigt. Zu dieser Tätigkeit gehörte auch, dass jeder auch die Tiere unterscheiden konnte. So wurde klar getrennt zwischen "Müller“, "Schornsteinfeger“ oder "Bäcker“. Dabei waren die verschiedenen Farbnuancen die Unterscheidungsmerkmale. Besondere Freude machte es uns Jungs, mit den Krabblern die Mädchen zu ärgern. Manchen Maikäfer stecken wir den arg schreienden jungen Damen in die Rückenpartien der Kleider. Auch unsere Geschwister und da besonders die Schwestern, bekamen ihren Anteil an der Jagdbeute ab.